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spricht somit für einen unverhältnismäßig hohen emotionalen Stresszustand, der dem Wesen<br />

nach als Divergenz zwischen Weiterbildungsdenken und –realisierung zu verstehen ist<br />

bzw. als unzureichende Einflechtung des Ersteren im eigenen Weltbild.<br />

Generell zeigen die Befunde, dass nur eine Minorität der Probanden von dieser intrapersonalen<br />

Erscheinung betroffen ist – nämlich etwa ein Viertel, wobei die überwältigende Mehrheit<br />

davon (92 %) wiederum in firmeninternen Lehrgängen zu finden ist. Auf diesen offenbar<br />

engen Konnex zwischen Lehrgangstyp und Spannungsstatus wurde schon hingewiesen; er<br />

erklärt sich durch die höhere Präsenz einiger Kriterien mit spannungssteigernder Wirkung<br />

(z.B. „Wunsch des Vorgesetzten“) in den geschlossenen Lehrgängen.<br />

Die vergleichsweise bescheidene Anzahl der als Cluster 1 Typisierten signalisiert, dass die<br />

meisten Teilnehmer über eine entsprechende Bewusstseinsbildung verfügen und die Schulungsmaßnahme<br />

aus einem Antrieb heraus in Angriff genommen haben oder dieser zumindest<br />

nicht abgetan sind. Genau anders herum könnte man formulieren, dass man immerhin<br />

auch ein Viertel jener Personen erreicht hat, die dem Bildungswunsch eigentlich fernstehen.<br />

Es versteht sich als Chance für die Weiterbildung bzw. für die betroffene Bildungsinstitution,<br />

dieses Viertel nicht nur von der Essenz bildungsmäßiger Betätigung zu überzeugen, sondern<br />

- durch eine positive Lernerfahrung - für einen insgesamt wohlwollenderen Blick auf die „Weiterbildung“<br />

zu sorgen. Denn vergessen wir eines nicht: Die rückschauende Bewertung der<br />

eigenen Weiterbildungsbiographie wurde als Trennkriterium für die Clusterung herangezogen,<br />

trägt also zur Spannungshöhe bei.<br />

Wenn wir nun auf die Effekte innerhalb der Familie zu sprechen kommen, die dem Spannungszustand<br />

des Teilnehmers zumindest z.T. anzulasten sind, muss ein Faktum immer im<br />

Hinterkopf bleiben: „Familienklima“, d.h. Verhältnis zu Partner und/oder Kind/ern, ist das (undifferenzierte<br />

und komplexe) Endprodukt einer Synthese aus zahlreichen zwischenmenschlichen<br />

Prozessen, die – wenn überhaupt – lediglich in ihre Hauptkomponenten aufgespalten<br />

werden können (vgl. Abbildung 56). „Spannungszustand (durch Weiterbildung)“ und „Begleiteffekte<br />

des Lehrgangsbesuches“ wurden bereits als zwei dieser Komponenten analysiert;<br />

ganz unbestritten existieren aber noch zahllose andere „familienwirksame“ Faktoren,<br />

die sich gegenseitig verstärken oder mildern. Wir kennen dieses Wechselspiel wohl auch aus<br />

der eigenen Erfahrung: Ein Störfaktor (z.B. mangelndes Verständnis des Partners für den<br />

hohen beruflichen Einsatz, begrenzte Begeisterung für eine sportlichen Tätigkeit) wird durch<br />

förderliche Faktoren (z.B. Unterstützung im Haushalt, Verlässlichkeit und Hilfe in Problemsituationen,<br />

miteinander Spaß haben) aufgehoben, sodass sich insgesamt eine<br />

zufriedenstellende Stimmungslage ergibt. Natürlich kann auch ein negatives Kriterium (z.B.<br />

schlechtes Verhältnis zu mitgebrachten Kindern des Partners) so schwerwiegend sein, dass<br />

es das partnerschaftliche Gefüge insgesamt frostig in Erscheinung tritt. Diese und andere<br />

Einzelfaktoren in ihrer Gesamtheit zu erfassen stellt verständlicherweise ein aussichtsloses<br />

Unterfangen aus; die (letztlich dafür verantwortliche) menschliche Psyche ist eben weit von<br />

einem mathematischen Konstrukt entfernt, das sich - einer Formel gleich - in eine überschaubaren<br />

Anzahl von (vielleicht noch nach Bedeutung gewichteten) Einzelvariablen zerlegen<br />

ließe 308 . Eine präzise Aufschlüsselung eines solchermaßen diffusen Gebildes kann<br />

nicht gelingen (und soll auch gar nicht!), genauso wenig wie eine Bestimmung des Ausmaßes,<br />

in dem die eine oder andere Komponente Einfluss nimmt. Für unsere Zwecke müssen<br />

wir daher mit dem Versuch, objektiv belegbare Familientendenzen den Spannungszuständen<br />

der Beteiligten gegenüberzustellen und daraus kausale Zusammenhänge abzuleiten, das<br />

Auslangen finden.<br />

308<br />

Aus den erwähnten Gründen ist auch das statistische Verfahren der Regressionsanalyse nicht<br />

anwendbar. Vgl. dazu die Ausführung in Abschnitt 6.3.1.2, S. 212 ff.<br />

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