29.01.2013 Aufrufe

Download (2930Kb) - Wirtschaftsuniversität Wien

Download (2930Kb) - Wirtschaftsuniversität Wien

Download (2930Kb) - Wirtschaftsuniversität Wien

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Alltag wird, bleibt die Beschneidung der (ohnehin spärlichen) Stunden an Zweisamkeit ein<br />

bitterer Ausnahmezustand, der im Bewusstsein - und das ist die Kehrseite der Medaille -<br />

aber intensiver erlebt wird.<br />

Diese Wahrnehmung teilt nicht einmal ein Viertel der nicht studierenden Frauen. Die Hälfte<br />

lässt uns wissen, dass der Kurs und damit auch das Zeitproblem im Familienverband sehr<br />

wohl in den normalen Alltag integriert wurde und als solcher recht anstandslos akzeptiert<br />

wird. "Ich glaube, das ist Einstellungssache. Wenn man es (den Kurs, Anm.) zum Problem<br />

macht, dann ist es auch eines. Wenn man es offen betrachtet, kommt man auch leicht damit<br />

zurecht und empfindet es nicht als Belastung und problematisch." 456 Beinahe ebenso viele<br />

Partnerinnen geben außerdem explizit an, mit der Abwesenheit des Teilnehmers definitiv<br />

kein Problem zu haben. Von einer Intensitätssteigerung, nach dem Motto "Willst du gelten,<br />

dann komm selten" wollen überhaupt nur drei Damen (d.h. nicht einmal ein Viertel der Probandinnen)<br />

etwas bemerkt haben.<br />

Worin liegt diese differenzierte Betrachtung nun begründet? Leiden die "Daheimgebliebenen"<br />

etwa nicht unter dem Freizeitentzug mit ihren bildungswilligen Partnern? Die Antwort findet<br />

sich im Zusammenwirken dreier Elemente:<br />

1. Affinität gegenüber Weiterbildung: Eine mittlerweile bekannte Tatsache ist das<br />

Weiterbildungsbewusstsein nicht nur der Teilnehmer, sondern auch deren Partner.<br />

Aus dieser grundsätzlichen Befürwortung und in dem Bestreben, den gewählten Bildungsweg<br />

des/der studierenden Mannes/Frau mitzutragen, ergibt sich konsequenterweise<br />

auch die Duldung der Zeitknappheit. Oder mit den Worten einer Partnerin:<br />

"Ich glaube, wenn eine Beziehung belastet wird, zeitlich, dann ist es sicher am positivsten,<br />

wenn sie von so was belastet wird. Als zum Beispiel für irgendein Hobby, das<br />

man überhaupt nicht teilen kann, oder einfach er ist die ganze Zeit deswegen unterwegs,<br />

dann würden sicher gröbere Konflikte entstehen." 457<br />

2. Abgrenzung Kurs ↔ Familie: In Abschnitt 7.2.3.2.1.3.2 wurde die aktive und passive<br />

Unterstützung des Partners in der Lehrgangsbewältigung lobend erwähnt. Des öfteren<br />

wurden allerdings auch Klagen über eine regelrechte Durchdringung des Familienlebens<br />

durch das Kursgeschehen laut, vor allem, wenn Themen rund um die Universität<br />

den Gesprächsstoff beherrschten. Verständlich ist daher der Wunsch so<br />

manchen Partners, zumindest während der Unterrichtstage nicht ständig mit dem<br />

Studium befasst zu sein und dafür die sogar die Absenz des Teilnehmers in Kauf zu<br />

nehmen: "Und mir war's eigentlich sehr recht, dass er überhaupt über Nacht bleibt,<br />

weil ist das so für ihn abgeschlossen. Also wenn er heimgekommen ist, was es natürlich<br />

auch gegeben hat, hab ich am Abend nur gehört, also irgendwelche Geschichten<br />

von der Universität, was ich natürlich verstehen kann, aber das ist dann irgendwo<br />

auch nicht das, was man sich vorstellt und mir ist dann lieber, er bleibt gleich dort,<br />

weil dann kann er's dort besprechen und aufarbeiten oder was immer." 458<br />

3. Alternative Betätigung: Den Hauptverdienst an der gelassenen Haltung der Partner<br />

zur Zeitverknappung trägt m. E. aber ein anderer Sachverhalt: Frei gewordene Zeitreserven<br />

können nun ohne schlechtes Gewissen für eigene Interessen genutzt werden.<br />

Ganz gleich, ob es sich nun um die Aufnahme längst vergessener Hobbys oder<br />

die vermehrte Nutzung von Unterhaltungsangeboten handelt, Tatsache ist, dass die<br />

Entfernung vom Partner ermöglicht (oder sogar erfordert!), die eigene Freizeit wieder<br />

ein wenig selbstständiger und mit Bedacht auf die eigene Person zu gestalten. Dass<br />

so eine Konzentration auf das Selbst - zumindest vorübergehend - in jedem Fall eine<br />

rechte Wohltat sein kann, sollte für jedermann nachvollziehbar sein. Und in der Tat<br />

456 Ausschnitt aus dem Partner-Interview mit Code "Harley"<br />

457 Ausschnitt aus dem Partner-Interview mit Code "Null"<br />

458 Ausschnitt aus dem Partner-Interview mit Code "NANU"<br />

348

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!