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produkt", aber kein bewusst angepeiltes Bildungsziel. Im Gegensatz dazu scheinen die studierenden<br />

Männer ihre Bildungsintentionen etwas breiter angelegt zu haben, indem sie einerseits<br />

die Entwicklung der Persönlichkeit, andererseits auch die Vorbildwirkung für die<br />

Nachkommen als Einflussfaktoren gelten lassen.<br />

Zwischen Studierenden und Nicht-Studierenden 379 scheint sich also eine unterschiedliche<br />

Auffassung bezüglich der Bedeutung der Erwachsenenbildung abzuzeichnen. Zwar ist deren<br />

Wert beidemals unbestritten; ebenso wie die Dominanz karrieremäßiger Aussichten in der<br />

Motivationsstruktur. Während Teilnehmer neben dieser Hauptfunktion jedoch auch weitere<br />

Triebkräfte zulassen, benennt kaum eine der Partnerinnen den nicht-beruflichen Verdienst<br />

der Weiterbildung. Der angedachte Bildungsauftrag ist somit um einiges enger gefasst als im<br />

ersten Fall.<br />

7.2.3.1.2.2 Kategorie 2: Motivationsstruktur<br />

7.2.3.1.2.2.1 Weiterbildungsmotivatoren<br />

Die allgemeine Haltung der Partner gegenüber Weiterbildung ist also - mehr noch als jene<br />

der Teilnehmer - eine qualifikationsorientierte und zielt auf den Erwerb von Fachkenntnissen<br />

zur beruflichen Verwertung ab. Die nun folgende Kategorie beschäftigt sich mit jenen Faktoren,<br />

die das spezifische Weiterbildungsangebot in den Augen der Partner begünstigen.<br />

Und genau an diesem Punkt bringt sich jener Lebensbereich, den wir oben vermisst haben,<br />

wieder ins Spiel: die Familie. Vorerst fällt auf, dass die Überschaubarkeit des Weiterbildungszeitraumes<br />

jeder zweiten Interviewperson eine Erwähnung wert war - und zwar als<br />

Kriterium, das die eigene Einstellung zum beabsichtigten Kursbesuch positiv beeinflusste.<br />

Unmissverständlich und öfters als bei den Teilnehmern (hier fand sich nur unter 3 Personen<br />

= 13 % Zustimmung) wurde klargelegt, dass die Absehbarkeit der Bildungsdauer wesentlich<br />

(und im positiven Sinne) auf die eigene Motivationsstruktur einwirkte. Die Frage nach dem<br />

Warum dieser hohen Gewichtigkeit (vor allem im Vergleich zu den Männern) ist leicht beantwortet,<br />

wenn wir uns auf die Rolle der Frau in der Familie rückbesinnen bzw. uns überlegen,<br />

wie sich diese durch den Weiterbildungsbesuch des Mannes verändert. Der "Alltagsjob" der<br />

Frau kann mit den Schlagworten Kindererziehung, Hausarbeit und Familienmanagement<br />

grob umrissen werden. Durch die Weiterbildung wird die Frau nun mit einer ganzen Reihe<br />

Mehrbelastungen konfrontiert: Sie ist gefordert, ihren Mann moralisch und effektiv (als Lernhilfe)<br />

zu unterstützen, hohe Abwesenheitszeiten in Kauf zu nehmen, Entscheidungen vermehrt<br />

alleine zu treffen etc. Im eigentlichen muss sich darauf einstellen, Verzicht zu üben,<br />

ohne einen direkten Gewinn zu ernten bzw. erst später, nach dem Bildungsbesuch (als materielle<br />

Besserstellung). Zudem bleiben der Frau persönlichkeitsbefriedigende Effekte, die<br />

der Mann während der Kursabsolvierung erlebt, verwehrt. Das ist auf die Dauer aber ein<br />

unbefriedigender Zustand, der der Frau a priori vielleicht besser bewusst ist als dem Mann.<br />

Genau aus diesem Grunde ist die Partnerin von vornherein nur bereit, einen begrenzten Zeitraum<br />

in dieser Form mitzutragen. Zu dem Defizit gemeinsamer Freizeit kommt also noch<br />

eine deutliche Mehrbelastung; mit einem Wort, die Kursdauer wird geprägt von einer Unterstützung<br />

des Mannes und Orientierung an seinen Zeitkapazitäten. Dass der besuchte Lehrgang<br />

letztlich das benannte Zeitlimit von 1 - 2 Jahren nicht überschreitet, erklärt z.T. sicherlich<br />

die positive Haltung der befragten Partner, auf die wir später noch zu sprechen kommen<br />

werden.<br />

379<br />

M.E. zeichnet für diese Begriffsunterschiede nicht die Eigenschaft "männlich/weiblich" verantwortlich,<br />

sondern das Gegensatzpaar "studierend/nicht studierend". Es erscheint einleuchtend, dass nämlich<br />

nicht das Geschlecht der jeweiligen Person, sondern vielmehr die Tatsache, ob effektiv an einem<br />

Bildungsangebot teilgenommen wird, entscheidend für den innewohnenden Funktionsbegriff von "Weiterbildung"<br />

ist.<br />

300

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