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6.2.3 Sequenz 3 - Spannungsabbau<br />

6.2.3.1 Perspektive der TeilnehmerInnen<br />

6.2.3.1.1 Reaktionsart und -aufwand<br />

Das Stadium des Spannungsabbaus ist das längste der drei untersuchten. Sie umfasst den<br />

gesamten Zeitraum, in dem das kritische Ereignis "Weiterbildung" präsent ist, in unserem<br />

Fall ca. ein Jahr.<br />

Vorab wurde schon geklärt, das von den zwei zur Verfügung stehenden Bearbeitungsalternativen<br />

"Reaktion" und "Rückzug" nur erstere in Frage kommt; angesichts des (allen Teilnehmern<br />

gemeinsamen) Strebens, den Lehrgang zu bestehen, kann ein Rückzug (= Ausblenden<br />

den kritischen Ereignisses und Verlagerung der Aufmerksamkeit auf konsistente<br />

Lebensbereiche) ausgeschlossen werden.<br />

Primäres Ziel der Reaktionsphase ist es, das entstandene Ungleichgewicht in den Denkstrukturen<br />

abzubauen und zu einer "Spannungsfreiheit" zu gelangen. Dabei stehen dem Betroffenen<br />

grundsätzlich zwei Möglichkeiten offen:<br />

1. Nach der ersten Variante sucht der Teilnehmer einen Endzustand zu erreichen, der<br />

"Weiterbildung" als normalen Bestandteil in das Weltbild aufgenommen hat. In der Literatur<br />

wird für diese Reaktionsart der Begriff "Assimilation" benutzt - er impliziert eine<br />

Verhaltens- und Gedankenanpassung der eigenen Person, durch die die Inkonsistenzen<br />

beseitigt werden.<br />

2. Anders verhält es sich bei der zweiten Alternative, die dann gewählt wird, wenn der<br />

Spannungszustand zu hoch ist, als dass eine Veränderung der eigenen Kognitionen<br />

zum Herstellen eines Gleichgewichtes ausreichen würde. In diesem Fall erfolgt eine<br />

Neuarrangierung der Umwelt ("Akkomodation"): Die situativen Gegebenheiten werden<br />

kognitiv umgedeutet in die eigene Denkstruktur eingebracht, z.B. durch "entlastende<br />

Vergleiche" ("Ich kann mich zwar mit dem Lehrgang nicht anfreunden, aber<br />

mein Firmenkollege muss noch einen längeren/schwierigeren/... Kurs belegen") oder<br />

durch das Herausstreichen positiver Nebenbedeutungen ("Ich kann mich zwar mit<br />

dem Lehrgang nicht anfreunden, aber wenigstens lerne ich neue Leute kennen").<br />

Während die erste Verhaltensweise bei einem erträglichen, niedrigen, Spannungsmaß gewählt<br />

wird, bildet die zweite Bewältigungsform eine Reaktion auf hohes Inkonsistenzempfinden.<br />

Wir haben bereits herausgefunden, dass der Großteil der Teilnehmer (Cluster 2, 77 %)<br />

einem geringen kognitiven Ungleichgewicht, gleichbedeutend mit geringer Spannung, unterworfen<br />

ist. Eine Assimilation, die zur vollkommenen Integration der Weiterbildung und endgültigen<br />

Spannungsfreiheit führt, ist daher wahrscheinlich.<br />

Für den Rest der Teilnehmer (Cluster 1) wurde vermutet, dass die Spannungshöhe nur bedingt<br />

der Weiterbildung per se bzw. einer generellen Bildungsabneigung zuzuschreiben ist.<br />

Zwar belegt die nachstehende Tabelle einen (mit p = 0,035 auch signifikanten) Zusammenhang<br />

zwischen Clusterzugehörigkeit und Bildungseinstellung: Der Anteil der spannungsfreien<br />

Probanden, die Bildung als "sehr wichtig" einstufen, ist beinahe um 20 Prozentpunkte höher<br />

als jener der spannungsgeladenen. Der Umstand, dass die meisten Angehörigen des 1.<br />

Clusters ("hoher Spannungszustand") aber immerhin den Skalenwert 2 "wichtig" vergeben,<br />

deutet darauf hin, dass auch bei diesen Personen keine generelle Bildungsabneigung vorliegt<br />

255 . Die jeweiligen Mittelwerte liegen mit 1,77 (Cluster 1) und 1,64 (Cluster 2) zwar deut-<br />

255<br />

Zu bedenken geben möchte ich außerdem, dass "Bildung" meist umfassender verstanden wird als<br />

bloße Fortbildung. So könnte der Befragte z.B. den Stellenwert der Bildung deswegen hoch einstufen,<br />

weil er der Meinung ist, eine gute Grundausbildung sei heute unumgänglich und Weiterbildung als<br />

sekundär betrachten.<br />

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