29.01.2013 Aufrufe

Download (2930Kb) - Wirtschaftsuniversität Wien

Download (2930Kb) - Wirtschaftsuniversität Wien

Download (2930Kb) - Wirtschaftsuniversität Wien

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

jeweiligen Fragen und dem gesamten biographischen Kontext, der mit der interessierenden<br />

Thematik im Zusammenhang steht, freigelegt. Aufgrund dieser unanfechtbaren Vorzüge<br />

fand und findet die Interviewmethode (besonders in der Form des wenig strukturierten<br />

Interviews) weite Verbreitung. FALTERMAIER betont z.B. im Rahmen einer Studie<br />

über Auswirkungen der langfristigen Pflege eines Familienangehörigen auf die Betroffenen<br />

(also eine Form des Umgangs mit einem kritischen Lebensereignis), dass „die komplexen<br />

Qualitäten einer Beziehung zwischen Familienangehörigen (...) mit allen ihren Belastungen,<br />

Überforderungen, Freuden und Leiden sowie den vielen Ambivalenzen und<br />

Gewissenskonflikten (.) sich wohl erst in ausführlichen Gesprächen mit dem Beteiligten<br />

(..) rekonstruieren (lassen)“ 151 .<br />

2. Informationsreichtum: Das breite Spektrum an gewonnenen Ergebnissen folgt unmittelbar<br />

aus Punkt 1, der „Offenheit“ der Befragten, indem die Datenlage um nicht antizibierbare<br />

Tatbestände bereichert wird.<br />

3. Vergleichbarkeit: Obwohl oder gerade weil nach einer umfassenden Datenerhebung<br />

getrachtet wird, ist eine ziellose Anhäufung von Informationen bezüglich ihrer Aussagekraft<br />

von wenig Erfolg gekrönt. Um genau das zu vermeiden, wird mit einem Leitfaden<br />

gearbeitet, der die Datenlage zu einzelnen, a priori bestimmten Themenbereichen vollständig<br />

abbilden und strukturiert erheben helfen soll. Gibt z.B. Person X eine umfangreiche<br />

Abhandlung über emotionale, durch Weiterbildungsteilnahme verursachte, Beeinträchtigung<br />

innerhalb der Partnerschaft und stellt Person Y demgegenüber eine Schilderung<br />

über finanzielle Einschränkungen während der Weiterbildung in den Vordergrund<br />

(während sie auf die zwischenmenschliche Beziehung nicht eingeht), lassen sich die beiden<br />

Aussagesysteme nur schwer – wenn überhaupt – miteinander vergleichen, da sie<br />

jeweils unterschiedliche Bereiche behandeln. Eine Aggregation der Interviewdaten und<br />

generelle Ableitung des familiären Bewältigungsverhaltens wäre auf dieser Grundlage<br />

nicht durchzuführen. Ein Leitfaden bewirkt hingegen, dass sich jede Person zu relevanten<br />

Fragestellungen zumindest äußert (d.h. auch Person X zu finanziellen Effekten und<br />

Person Y zu emotionalen), selbstverständlich mit der Flexibilität, eigene Anliegen einzubringen<br />

bzw. – aus Sicht des Interviewers – Ad-hoc-Fragen über nicht vorhersehbare<br />

Phänomene zu stellen. Alles in allem sorgt ein Leitfaden-Interview daher für eine Vergleichbarkeit<br />

der einzelnen Befragungsrunden und schafft damit die Basis für eine gehaltvolle<br />

Interpretation der Untersuchungsergebnissemit höherer genereller Gültigkeit<br />

(die Alternative - die mündliche Befragung ohne Leitfaden - brächte lediglich eine Fülle<br />

von Einzelfällen ohne gegenseitigen Bezug!) Denn obwohl qualitative Sozialforschung<br />

(und in der Folge auch diese Arbeit) nicht für sich in Anspruch nimmt, allgemein gültige<br />

Erkenntnisse zu produzieren, ist einer Aussage, die von einem Großteil der Befragten getätigt<br />

wird, ungleich höherer Stellenwert zuzuschreiben, als einer einzelnen, vielleicht zufälligen,<br />

Äußerung (der Angabe von 20 Partnern, durch die Weiterbildung des Teilnehmers<br />

mit Erziehungsaufgaben überlastet zu sein, kommt mit Sicherheit anderes Gewicht<br />

zu, als wenn nur ein Partner diese Problematik aufdeckte).<br />

In dieser Arbeit wurden sämtliche Interviews mithilfe eines Leitfadens durchgeführt, der auf<br />

der Grundlage zweier Informationsquellen entworfen wurde:<br />

1. Theoretische Ausgangsbasis: Das in früheren Abschnitten vorgestellte und um mithilfe<br />

von Fundstücken aus der Motivations- und Volitionstheorie modifizierte Modell der „Kritischen<br />

Lebensereignisse“ versteht sich als gedankliches Fundament der vorliegenden Arbeit.<br />

Demgemäß knüpft auch Datenerhebung an die Informationsbedürfnisse dieses<br />

Konzeptes an. Der Leitfaden orientiert sich in seiner Struktur an den drei Sequenzen<br />

„Spannungsvorfeld, -eintritt, -abbau) und deckt gleichzeitig Wechselwirkungen zum sozialen<br />

System „privates Umfeld“ bzw. – im Fall der Teilnehmer-Befragungen – auch den<br />

Komplex „Motivation“ ab.<br />

151 Faltermaier, T. in Brähler, E.; Adler, C. (1996), S. 120<br />

72

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!