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Nicht-Gleichgültigkeit" wird ein erhöhter Spannungszustand einsichtig. Denn dass die Weiterbildung<br />

(noch dazu eine derart umfangreiche) keinen gänzlich unberührt lässt, wird wohl in<br />

der Tat niemand bestreiten wollen. Wirklich glaubhaft ist lediglich, dass der zukünftige Kurs<br />

sich gut in die eigene Wertestruktur, Lebenseinstellung und in die gesamten Kognitionen des<br />

Individuums integrieren lässt. Genau so verhält es sich nämlich bei den meisten Befragungspersonen;<br />

die Entscheidung "passt" in einfach in ihre Gedankenwelt.<br />

Bevor aber auf die Spannungshöhe dezidiert eingegangen wird, verweilen wir zunächst noch<br />

bei der Frage nach der Spannungsgüte, der emotionalen Richtung des Spannungszustandes.<br />

Unbestritten lässt sich eine "positive" Spannung konstatieren, die sich im übrigen wie<br />

ein roter Faden durch sämtliche Fragebogenitems zieht. Ich glaube für die meisten Teilnehmer<br />

und deren Familien sprechen zu können, wenn ich behaupte, die hervorgerufene Erregung<br />

sei eine bejahende, die Weiterbildung unterstützende. Es ist also ein leichtes, in diesem<br />

Kontext die erste Hypothese aufzustellen 253 .<br />

Hypothese 11:<br />

Der Weiterbildungseintritt verursacht bei TeilnehmerInnen, PartnerInnen und Kind/ern einen<br />

positiven Spannungszustand.<br />

Nun zur Höhe der Spannung, die in direkter Folge der Anzahl aller Inkonsistenzen zu entnehmen<br />

ist. Hervorzuheben ist noch einmal, dass Spannungsausmaß und -güte nicht auf<br />

einen Nenner gebracht werden können. Die Rechnung, mehr "gute" Spannung bedeute auch<br />

insgesamt einen besseren psychischen Gesamtzustand, geht leider nicht auf. Hingegen bedeutet<br />

ein Mehr an Stress (auch wenn dieser positiv gefärbt ist) gleichzeitig auch einen höheren<br />

Bearbeitungsaufwand und eine Belastungssituation, die möglicherweise die Grenzen<br />

des Betroffenen sprengt. Damit bewirkt die gute, aber zu hohe Spannung paradoxerweise<br />

einen negativen Zustand 254 .<br />

Um die Inkonsistenzen der Teilnehmer auszumachen, ist die Kenntnis von neun Indikatoren<br />

hilfreich, wobei nur drei davon auch für eine Prognose eines "hohen" oder "geringen" Spannungszustandes<br />

geeignet sind. Während aber alle Familientypen bezüglich ihrer Spannungshöhe<br />

relativ homogen sind, besteht ein signifikanter Zusammenhang mit dem Lehrgangstypus<br />

- geschlossene Lehrgänge beinhalten eine höhere Anzahl stressbehafteter Personen<br />

als offene. Anzulasten ist dieser nicht dem eigentlichen Weiterbildungsereignis, sondern<br />

der unternehmensinternen Entscheidungsprozedur. Mit dieser Hand in Hand gehen<br />

Erwartungshaltungen seitens der Vorgesetzten, die es zu erfüllen gibt (schließlich hat das<br />

Unternehmen den Lehrgang auch bezahlt!), berufliche Rollenzuweisungen (an die Absolvierung<br />

der Weiterbildung sind oftmals unternehmensinterne Positionsverschiebungen geknüpft,<br />

die aber nicht immer den Vorstellungen des Mitarbeiters entsprechen oder denen er<br />

sich vielleicht nicht gewachsen fühlt) und ein selbst auferlegter Erfolgsdruck (selbstverständlich<br />

kann man nicht schlechter abschneiden als die Kollegen im Kurs) - um nur einige der<br />

"Nebeneffekte", die das zweite kritische Ereignis ausmachen, zu nennen. Genau diese konfliktären<br />

Denkmuster von Unternehmen einerseits und Mitarbeiter andererseits begünstigen<br />

inkonsistenzfördernde Faktoren, die sich dann zusammengefasst als "Spannung" des unmittelbar<br />

Betroffenen beschreiben lassen.<br />

253<br />

Zwecks Übersichtlichkeit und um die Bezugnahme zu einzelnen Hypothesen zu erleichtern, wird<br />

die in Sequenz 1 begonnenen Nummerierung der Hypothesen fortgesetzt.<br />

254<br />

Solche Phänomene, bei denen Gutes zu Schlechtem wird, finden sich im Alltag recht häufig. Denken<br />

wir an eine junge Mutter, die ob ihrer - sicher positiven - Mutterfreuden überfordert wird und ihrer<br />

Situation durch eine Kindsweglegung zu entflüchten sucht. Oder aber betrachten wir einen aufstrebenden,<br />

jungen Künstler, der seine - ebenfalls grundsätzliche positive - Erfolgsstory nicht verkraftet<br />

und seinen Ausweg im Drogenrausch sucht. Beide Verhaltensweisen entsprechen übrigens einer<br />

Rückzugsstrategie.<br />

171

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