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Systematisiert man die benannten Weiterbildungs-Leitgedanken, dann sind sie überwiegend<br />

als "extrinsisch" zu bezeichnen. Während den Beweggründen "Berufliche Weiterentwicklung"<br />

und "Vermeidung eines Arbeitsplatzverlustes" extrinsische, berufliche Antriebskräfte zugrunde<br />

liegen, ist die "Förderung der positiven Bildungseinstellung bei Kindern" zwar ebenfalls<br />

extrinsisch, aber privat, motiviert.<br />

Gezählte 19 bejahende Stimmen (= 83 % von 23!) fallen dem Weiterbildungsmotiv "Berufliche<br />

Weiterentwicklung", "Marktwert der Arbeitskraft steigern" zu. Die Domäne beruflicher<br />

Karriereziele, v. a. als Mittel zur Einkommenssteigerung, wird hier wiederum augenscheinlich.<br />

Unerwartet viele Zurufe ernten aber auch (vermeintlich) intrinsische Bewertungen: Wissens-<br />

und Horizonterweiterung (13 bzw. 11 Personen). Während die Vertiefung der Kenntnisse<br />

eher noch in unmittelbarem Zusammenhang mit beruflichem Fortkommen zu sehen<br />

ist 347 , entspringt der Wunsch nach Ausdehnung des geistigen Blickfeldes dem ureigenen<br />

Naturell des Individuums, das eine Entwicklung der eigenen Persönlichkeit vorsieht.<br />

Auch in dieser Kategorie stoßen wir auf keine spannungstypische Eigenheit. Dass sich dem<br />

Bildungsargument "Berufliche Weiterentwicklung" drei der vier spannungsgeladenen Personen<br />

verschrieben fühlen, entspricht der allgemeinen Tendenz der Befragungspersonen und<br />

kann nicht als Indiz dafür gewertet werden, dass grundsätzlich eine Inkonsistenz mit Weiterbildung<br />

besteht diese lediglich als "notwendiges Übel" für beruflichen Aufstieg in Kauf genommen<br />

wird. Wie schon oft zuvor, mehren sich die Hinweise, dass das eigentliche kritische<br />

Ereignis und Verursacher von Spannung das unternehmensinterne Auswahlprozedere ist.<br />

Dieses ist auch im nächsten Punkt tonangebend: Obwohl die Vermeidung eines drohenden<br />

Arbeitsplatzverlustes vergleichsweise untergeordnet als Weiterbildungsantrieb behandelt<br />

wird, ist augenfällig, dass alle drei Angaben in dieser Antwortkategorie von Teilnehmern des<br />

firmeninternen Kurses stammen. Offensichtlich scheint hier das unternehmerische Klima<br />

und/oder der Auswahlprozess die Furcht vor einem Personalabbau geschürt zu haben. Auf<br />

das der Weiterbildung vorgelagerte Entscheidungsverfahren selbst wird im Abschnitt<br />

7.2.3.1.1.3.4 (S. 289), noch näher eingegangen. Vorweg sollen aber wörtliche Aussagen<br />

mancher Mitarbeiter einen Beleg dafür liefern, dass Ängste vor einem Arbeitsplatzverlust<br />

durchaus Anstoß zur Weiterbildung geben können. Auf die Frage, was passiert wäre, wenn<br />

man sich dem unternehmensinternen Beschluss, am Kurs teilzunehmen, entzogen hätte,<br />

erfolgte z.B. diese äußerst vorsichtige, aber dennoch deutliche, Antwort: "Das kann ich nicht<br />

sagen, weiß ich nicht. Aber so, wie's bei uns derzeit zugeht, wär ich vielleicht nicht mehr.. ich<br />

weiß es nicht (schnell), kann's wirklich nicht sagen." 348<br />

Ein anderer meint wiederum "Weil wir doch grad speziell in unserem Unternehmen sehr viel<br />

Umstrukturierungen in letzter Zeit hatten (leise) und ich glaube, wenn ich nicht diese Einstellung<br />

hätte, ich einfach unter die Räder gekommen wäre, wie viele andere auch" 349 und ein<br />

dritter "es hat ein jeder die Möglichkeit gehabt, nein zu sagen. Die Frage ist, ob er diese<br />

Möglichkeit wahrgenommen hat, aus Scheu, aus Angst vielleicht, beim nächsten Mal nicht<br />

berücksichtigt zu werden, bei irgendwelchen Beförderungen oder was.." 350<br />

Der letzte Weiterbildungsmotor und die eigentlich recht passable Zustimmung (4 Personen<br />

der befragten 12 Teilnehmer des Familientyps 3 und 4) zu diesem ("Förderung der positiven<br />

Bildungseinstellung bei Kind/ern") überraschte einigermaßen. Dass nämlich auch die Überlegung,<br />

den Kindern als Vorbild zu dienen bzw. diesen einen positiven Zugang zum Lernen<br />

zu vermitteln, a priori als Bonus für die eigene Weiterbildung bewertet wird, zeigt, dass die<br />

maßgebliche Rolle der Eltern für den (Aus-)Bildungsweg der Nachkommen als solche er-<br />

347 � daher eigentlich extrinsisch ist!<br />

348 Ausschnitt aus dem Interview mit Code "Jaguar"<br />

349 Ausschnitt aus dem Interview mit Code "Tulln"<br />

350 Ausschnitt aus dem Interview mit Code "Indy"<br />

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