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Zumindest was den monetären Aufwand für den Kurs selbst betrifft, ist daher eine Unterstützung<br />

durch das Unternehmen angesagt. Betriebswirtschaftlich ist dieser dadurch zu rechtfertigen,<br />

dass es sich keineswegs um eine einseitige Leistung, sondern um einen wechselseitigen<br />

Austausch handelt: Der Rückfluss der Geldleistung erfolgt nach Lehrgangsabschluss in<br />

Form von Wissenskapital durch den Mitarbeiter. 502<br />

Ebenso ist zumindest für die Zeit der Weiterbildung ein wenig vom Umsatzdenken abzurücken.<br />

"Ein psychischer Stress ergab sich durch den Druck des Unternehmens, sowohl Umsatz-<br />

als auch Bildungserfolge zu erzielen", wurde von zwei Teilnehmern der firmeninternen<br />

Kurse bekrittelt. Ich möchte auch zu bedenken geben, dass diese zwei Personen sich unter<br />

Berufung auf dieses tadelhafte Verhalten im Unternehmen sofort nach Lehrgangsabschluss<br />

um einen neuen Arbeitsplatz bemühten. Wenngleich dieses zwei Einzelfälle kaum generalisierbar<br />

sind, so ist doch davor zu warnen, dass ein zu hoher Umsatz- und Bildungsdruck<br />

bzw. das gleichzeitige Zusammentreffen beider Elemente den sprichwörtlichen "Schuss nach<br />

hinten" auslösen könnte. Denn wie wir ebenfalls wissen, bindet der Kursbesuch den Mitarbeiter<br />

nur kurzfristig an das Unternehmen, mittelfristig wird ein angedachter Jobwechsel durch<br />

zu hohen Druck eher forciert. Im eigenen Interesse ist daher seitens der Unternehmensführung<br />

dafür zu sorgen, dass der Einzelne sein Weiterbildungsvorhaben (relativ) stressfrei abwickeln<br />

kann.<br />

9.2.3.2 Zeitlich<br />

Der Hemmschuh "Zeitmangel" aufgrund des hohen beruflichen Einsatzes (bei fast der Hälfte<br />

der Befragungspersonen beträgt die wöchentliche Arbeitszeit 50 Stunden und darüber!) wurde<br />

schon im Vorfeld der Weiterbildung von ca. 30 % der Probanden als solcher erkannt.<br />

Deutlich höher war jedoch die Zahl derer (etwa drei Viertel), die im Verlauf der Weiterbildung<br />

die Kollision mit dem Beruf als Stressfaktor entlarvt, wobei bei jeder zweiten Person definitiv<br />

die Knappheit an zeitlichen Ressourcen dafür verantwortlich zeichnete (weitere berufliche,<br />

stressinduzierende Elemente waren z.B. Mitarbeiterbeschwerden, Umsatzvorgaben etc. -<br />

vgl. unten). Wenig verwunderlich ist daher die Tatsache, dass ca. ein Viertel der Befragungspersonen<br />

den Abschluss des Lehrganges (ausschließlich) aufgrund der anhaltenden<br />

Doppelbelastung als befreiend empfand.<br />

Zeitliche Unvereinbarkeiten mit dem Berufsleben erschweren offensichtlich die Bildungsteilnahme.<br />

Und wenn man bedenkt, dass bereits 80 % der österreichischen Arbeitnehmer außerhalb<br />

der Regelarbeitszeit tätig sind (besonders häufig ist dieser Umstand natürlich in der<br />

Finanzdienstleistungsbranche anzutreffen) 503 , ist ein Besuch von Weiterbildungsveranstaltungen,<br />

die naturgemäß am Abend oder an den Wochenenden stattfinden, äußerst schwierig,<br />

wenn nicht sogar unmöglich (schließlich erfordert auch die Familiensituation zeitlichen<br />

Einsatz!). Ein Entgegenkommen von unternehmerischer Seite, sei es durch Bildungsfreistellungen<br />

oder aber auch durch die Gleichstellung von Bildungs- und Arbeitszeit (d.h. ein Mitarbeiter<br />

kann die Bildung während seiner Dienstzeit, bei vollem Bezug, absolvieren), ist daher<br />

unabdingbare Voraussetzung für den Bildungskonsum.<br />

502<br />

Anzumerken ist jedoch, dass gut ausgebildete Fachkräfte immer die Gefahr in sich bergen, ihren<br />

erhöhten Wissensstand in einem anderen Unternehmen einzusetzen. Immerhin 4 der 11 firmeninternen<br />

Teilnehmer trugen sich mit der konkreten Absicht, ihrer Karriere durch einen Jobwechsel Auftrieb<br />

zu verleihen. Insofern ist die Zurückhaltung des finanziellen Unternehmenssupports verständlich.<br />

503<br />

Vgl. BMUK (1996), S. 325<br />

412

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