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� Abwertung: Hier sei nur auf die Fabel von HOMER verwiesen, dessen Fuchs die für ihn<br />

viel zu hoch hängenden Trauben mit den Worten „Die sind mir ohnehin viel zu sauer“<br />

kommentiert. Analog zu diesem Fabeltier neigt auch der Mensch dazu, nicht realisierbare<br />

Wünsche abzuwerten.<br />

� Selbstwertdienliche Attribution (Self-serving Bias): Vielfach wird beobachtet, dass Personen<br />

sich Erfolge selbst zuschreiben, während Misserfolge eher auf externe Ursachen<br />

(fehlendes Glück, Aufgabenschwierigkeit) zurückgeführt werden. 76<br />

� Begriffliche Umdeutungen: Ähnlich der Selbstwertdienlichen Attribution wird auch hier ein<br />

begrifflicher Zusammenhang so verändert, dass die kritische Situation entlastet wird (z.B.<br />

in-Frage-Stellen der Testmethode zur Intelligenzmessung, wenn man schlecht abgeschnitten<br />

hat).<br />

� Kompensation und Bilanzierung: Eine emotionale Linderung einer kritischen Situation<br />

wird auch dann erreicht, wenn die Person über einige Lebensbereiche bilanziert und sich<br />

positive Aspekte besonders bewusst macht.<br />

FILIPP erlaubt eine Abgrenzung der Reaktionsalternativen hinsichtlich dreier diametraler<br />

Begriffspaare 77 :<br />

1. Ereignis- (nach außen gerichtete Handlungen) oder selbstzentriert (auf die eigene Person<br />

abzielende Reaktionen, Veränderungen in der eigenen Person)<br />

2. Kognitiv (durch Erkenntnisgewinn) oder instrumentell (durch Aktion)<br />

3. Aktionshemmung (keine Auseinandersetzung mit dem Ereignis) oder -setzung<br />

Eine Bewältigungsstrategie kann demnach ereignisorientiert/kognitiv sein (z.B. einem Ereignis<br />

einen Sinn zuschreiben), ereignisorientiert/instrumentell (z.B. Modifikation der Situation)<br />

sowie selbstzentriert/kognitiv (z.B. Einstellungsänderung) und selbstzentriert/instrumentell<br />

(z.B. Informationsbeschaffung).<br />

An dieser Stelle soll wiederum der Ansatz von LAZARUS Berücksichtigung finden. Dieser<br />

grenzt vier Bewältigungsformen zur (Wieder-)Herstellung eines Gleichgewichts in krisen(stress-)haften<br />

Situationen von einander ab 78 :<br />

1. Informationssuche: Herausfiltern jener situativer Charakteristika, die eine Person zur<br />

Wahl einer Bewältigungsalternative sowie zur Einschätzung der Bedrohung benötigt<br />

2. Direkte Aktion: Effektive Handlungen zur Bewältigung des Ereignisses<br />

3. Aktionshemmung: Unterdrückung von Verhaltensweisen<br />

4. Intrapsychische Prozesse: Selbsttäuschung, Vermeidung, Distanzierung von der Bedrohung,<br />

die Gefühle der individuellen Kontrolle über die Lage entstehen lassen<br />

Während die ersten drei Verhaltensweisen als instrumentelle bzw. problemorientierte Bewältigung<br />

auf eine Lösung oder Beseitigung der kritischen Situation abzielen, ist die vierte Aktion<br />

als emotionale Bewältigung zu werten, d.h. nicht der belastende Umstand an sich, sondern<br />

die ihn begleitenden negativen Gefühle werden in Angriff genommen. 79 Noch einmal<br />

muss sich dieses Modell den Vorwurf gefallen lassen, dass sämtliche Strategien auf eine<br />

Bewältigung der kritischen Situation abzielen; die Möglichkeit von Reaktionen wie „Akzeptieren“,<br />

„Identifikation“, „Resignation“ etc. bleiben unberücksichtigt. 80<br />

Nach LAUX/WEBER lassen sich schlussendlich aus allen Forschungsansätzen folgende<br />

Grundformen reaktiver Verhaltensweisen auf ein kritisches Ereignis zusammenfassen 81 (die<br />

im Grunde genommen aber wieder auf die bekannte Zweiteilung in „Bewältigung“ und „Rückzug“<br />

reduziert werden könnten):<br />

� Problemzentriertes Handeln<br />

� Formen der Vermeidung<br />

� Ablenkung<br />

76<br />

Vgl. Abschnitt 4.2.5.2.1, S. 41<br />

77<br />

Vgl. Filipp, S.-H. (1990), S. 39 f.<br />

78<br />

Vgl. Lazarus, R. (1990) in Fröhlich, W. (2000), S. 29 und in Filipp, S.-H. (1990), S. 218 ff.<br />

79<br />

Vgl. Schwarzer, R.; Jerusalem, M. (1994), S. 127<br />

80<br />

Vgl. Thomae, H. (1996), S. 112<br />

81<br />

Vgl. Laux, L.; Weber, H. (1993) in Brandstötter, B. (1996), S. 5<br />

40

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