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konsistenzzustand des Partners das Verhältnis zum Betroffenen maßgeblich prägt (Reaktion<br />

B). Darüber hinaus existieren auch spannungsunabhängige Effekte (Reaktion A), die zwar<br />

unmittelbar durch die Weiterbildung verursacht wurden, jedoch unabhängig davon, ob eine<br />

Inkonsistenz vorliegt oder nicht.<br />

Bestätigt werden kann, dass sich Reaktionen des Studierenden im Verlauf der Weiterbildungsteilnahme<br />

besonders in seinem familiären Umfeld offenbaren. Einerseits sind sie jedoch<br />

direkt seinem Spannungszustand zu entnehmen, andererseits - und das wurde im ursprünglichen<br />

Modell nicht bedacht - der "gewöhnlichen" Erschwernis des Alltages zuzuschreiben.<br />

Die Spannungshöhe eines Teilnehmers kann z.T. aus der Charakterisierung der Stimmungslage<br />

zu seiner Partnerin abgelesen werden: Inkonsistenz und partnerschaftliche Beziehung<br />

stehen zueinander in negativer Korrelation. Ein innerliches, teils unbewusstes Sträuben des<br />

Studierenden gegen die Weiterbildung resultiert im allgemeinen also in einer Verschlechterung<br />

des Beziehungsklimas - ein Dominoeffekt, der unaufhaltsam scheint. Denn ein Sinken<br />

des Stimmungsbarometers wird unweigerlich mit der Weiterbildung in Verbindung gebracht,<br />

wodurch wiederum eine Zunahme an Inkonsistenzen zu erwarten ist. Eine Unterbrechung<br />

dieses Teufelskreises ist nur dann gegeben, wenn der Partner genug emotionale Stabilität<br />

besitzt, um den Spannungszustand des anderen aufzufangen bzw. diese in der Funktion<br />

sozialer Unterstützung auszugleichen. Insofern ist die Hypothese einer "Pufferfunktion", nach<br />

der der Partner als Auffangpolster zwischen das kritische Ereignis und den Betroffenen tritt,<br />

zumindest für diese Thematik zu bestätigen.<br />

Näheres zum iterativen Wechselspiel von Spannung und Stimmung ist dem Abschnitt 6.3.2.3<br />

zu entnehmen. Herauszustreichen ist aber, dass sich eine erhöhte Spannung "nur" innerhalb<br />

der partnerschaftlichen Beziehung negativ bemerkbar macht (da aber eklatant!); im Verhältnis<br />

zu den Kindern zeigt sich eine genau entgegengesetzte Wirkung. Hier nämlich versucht<br />

der Teilnehmer selbst, seinen emotionalen Stresszustand gegenüber dem Kind zu korrigieren<br />

bzw. ins Gegenteil umzudrehen. Je höher sein inkongruenter Zustand daher ist, desto<br />

besser wird paradoxerweise die Verbindung zu Sohn und Tochter. Spannungsventil ist ganz<br />

offensichtlich der Partner und nicht der Nachwuchs. Auch ein Inkonsistenzzustand der Familienmitglieder<br />

geht nicht spurlos am Familienklima vorbei. Wirklich bedeutsam zeigt sich aber<br />

nur die Spannung der Partner, die in ihrer (negativen) Einwirkung auf das Partnerschaftsverhältnis<br />

jener der Teilnehmer weit überlegen ist.<br />

Weit facettenreicher als spannungsbedingte Faktoren präsentieren sich jedoch spannungsunabhängige<br />

Verhaltensweisen, die sowohl positive als auch negative Komponenten erkennen<br />

lassen. Bei den ungünstigen Begleiterscheinungen der Kursteilnahme wird wiederum<br />

der Zeitfaktor ins Spiel gebracht. Es scheint ein Zeichen unserer Zeit zu sein, dass unser<br />

Tagesablauf mit Beruf, Sport, Familie, Freizeit, Freunden usw. ausgelasteter ist denn je und<br />

dass jegliche zusätzliche Aktivität sich nur schwer unterbringen lässt bzw. notwendigerweise<br />

zulasten anderer Bereiche gehen muss. So hat auch die Familie ihren Beitrag zur Weiterbildung<br />

zu leisten, indem sie den Verlust der gemeinsamen Zeit - vor allem bedingt durch den<br />

eigentlichen Kursbesuch - hinnimmt. Zusätzlich dazu schlägt sich der mehrfache Einsatz des<br />

Kursteilnehmers an den unterschiedlichen Betätigungsfeldern in einer psychischen Anspannung<br />

nieder, die sich ebenfalls innerhalb der Familie entlädt - sei es in Form übersteigerter<br />

Empfindlichkeit, höherer Erregbarkeit, einer vermehrten Anzahl an Temperamentsausbrüchen<br />

oder aber auch in der mangelnden Belastbarkeit durch Erziehungsaufgaben. Was hier<br />

so drastisch anmutet, ist eine ganz natürliche Folge der emotionalen und seelischen Anforderungen,<br />

denen insbesondere ein Bildungsteilnehmer, auf den die Merkmale der untersuchten<br />

Stichprobe zutreffen, ausgesetzt ist. Man stelle sich nur einmal den Beruf des Finanzdienstleisters<br />

vor, der ein tagtägliches Handling von Kundenwünschen und -bedürfnissen<br />

bedingt. Der Umgang mit teils schwierigen Kunden, das Erfordernis, sich auf viele verschiedene<br />

Charaktere einzustellen einerseits sowie die (unternehmerische oder selbst auferlegte)<br />

Forderung, besser, erfolgreicher und qualifizierter als die Mitbewerber am Markt zu sein, er-<br />

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