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6.2.2.1.2 Spannung<br />

Dass mit dem Eintritt eines kritischen Lebensereignis ex definitione gleichzeitig auch ein<br />

spannungsbehafteter Moment erreicht ist, wurde schon festgehalten. Ungeklärt sind jedoch<br />

� die emotionale Ausprägung der Spannung (positiv/negativ) und<br />

� die Spannungshöhe.<br />

Diese sog. "energetisierende Komponente" bedarf einer eindringlichen Untersuchung, wobei<br />

sowohl Sekundäranalysen als auch die Untersuchungsergebnisse der vorliegenden Arbeit<br />

Anhaltspunkte liefern.<br />

6.2.2.1.2.1 Spannungsgüte<br />

Zur Klärung der emotionalen Ausprägung von Spannung können frühere empirische Studien<br />

Einblicke verschaffen: Aus ihnen geht hervor, dass das Zusammentreffen von Kontrollierbarkeit<br />

und Vorhersagbarkeit die "Erwünschtheit" fördern und insgesamt zu einer "positiven"<br />

Spannung beitragen. Nachdem im vorgestellten Kontext sowohl die Frage nach der Kontrollierbarkeit<br />

als auch jene nach Vorhersagbarkeit zu bejahen sind, ist wahrscheinlich, dass das<br />

kritische Lebensereignis "Weiterbildung" in positivem Sinne Spannung erzeugt.<br />

Bestätigt wird diese Annahme außerdem vom Gesamteindruck, den die bis dato vorgestellten<br />

Ergebnisse hinterlassen haben; ich erinnere hier beispielsweise an den hohen Stellenwert,<br />

der Bildung im allgemeinen eingeräumt wird sowie die umfangreiche Weiterbildungsbiographie,<br />

auf die beinahe jeder mit Wohlbehagen zurückblickt. Ganz sicher hätte eine generelle<br />

Bildungsabneigung die Weiterbildungsaktivitäten nicht in dem Ausmaß gefördert bzw.<br />

nicht eine neuerliche Kursteilnahme bewirkt. Es muss also ein guter "Draht" der Teilnehmer<br />

zu Weiterbildung vorhanden sein - und dieser äußerst sich in einer positiven Spannung. Die<br />

Lehrgangsbesucher unterliegen somit zwar dem Zustand emotionaler Erregung; diese ist<br />

aber auf eine zukunftsorientierten Herausforderung ("challenge" lt. LAZARUS) gerichtet und<br />

impliziert eindeutig eine günstige Ausprägung.<br />

6.2.2.1.2.2 Spannungshöhe<br />

Die Spannungshöhe bemisst sich nach FESTINGERs Summenregel an der Anzahl der betroffenen<br />

Inkonsistenzen. Es gilt daher, die hervorgerufenen Inkonsistenzen aufzuspüren und<br />

zu aggregieren. Daraus soll dann ein Modell zur dichtonomischen Klassifizierung des Spannungsgehaltes<br />

("eher hoch", "mittel", "eher niedrig" etc.) abgeleitet werden.<br />

Zunächst aber ein Hinweis, um eventuelle Missverständnisse von vornherein auszuschließen:<br />

"Spannung" bezieht sich auf die intrapersonale Verarbeitung des kritischen Ereignisses,<br />

je mehr Ungleichgewichte im Weltbild der betroffenen Person auftreten, desto höher ist die<br />

Spannung. Dies steht aber in keinem Zusammenhang mit dem Stressausmaß im herkömmlichen<br />

Sinne, d.h. mit der psychischen Erschöpfung des Teilnehmers, seinem Belastungszustand<br />

(aufgrund beruflichem Einsatz, finanzieller Engpässe etc.), der emotionalen Kraftlosigkeit.<br />

Diese und ähnliche Anzeichen gehören zu den "normalen" Begleiterscheinungen des<br />

Weiterbildungsbesuchens und dessen realer Bewältigung im täglichen Leben, sagen aber<br />

nichts über Inkonsistenzen und Spannungszustand aus. Durchaus denkbar ist nämlich, dass<br />

jemand grundsätzlich weiterbildungsorientiert ist und dem kritischen Lebensereignis äußerst<br />

positiv gesinnt ist. In der praktischen Umsetzung kann er Zeit-, Finanz- und emotionales<br />

Budget nur mäßig arrangieren (nicht aufgrund des Spannungszustandes, sondern weil dies<br />

seinem Naturell entspringt). Trotz gegenteiligem Anschein trägt diese Person nur ein geringen<br />

Spannungszustand (aufgrund der Weiterbildungsteilnahme) in sich. Spiegelbildlich kann<br />

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