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Auf den Punkt gebracht, kann diese Problematik mit dem Begriff "Zielgruppendilemma" zusammengefasst<br />

werden. Wir werden diese Notlage der Bildungsanbieter, unterschiedlichste<br />

Personen mit uneinheitlichen bildungs- und berufsbiographischen Hintergründen gleichermaßen<br />

zu unterrichten, in einem späteren Abschnitt erneut zur Sprache bringen. Halten wir<br />

bis dahin fest, dass bestimmte Personen eindeutig an die Grenzen ihrer intellektuellen Kapazitäten<br />

stoßen und einen kaum zumutbaren Stressfaktor auf sich nehmen müssen. Man stelle<br />

sich nur eine Person vor, die zwar durchaus das Verlangen hat, die Weiterbildung zu absolvieren,<br />

aber eben nicht das geistige Potenzial, um diese tatsächlich zu bewältigen. Zwei<br />

Szenarien können wir für diesen Fall vorhersagen:<br />

1. Die Person versucht sich in drei oder vier Modulen, ist jedes Mal mit kläglichem Scheitern<br />

konfrontiert und bricht den Lehrgang vorzeitig ab.<br />

2. Die Person quält sich unter größter Kraftanstrengung durch den Lehrgang, opfert 30<br />

Stunden pro Woche dem Lernen (neben Familie und 40 Stunden Arbeitszeit!) und beendet<br />

den Kurs mit einem Zustand der totalen Erschöpfung.<br />

In erstem Fall hätte die betreffende Person nicht nur ein Misserfolgserlebnis (und vermutlich<br />

eine Minderung des Selbstwertgefühles) zu verkraften, sondern auch einen finanziellen<br />

Schaden zu tragen (die Lehrgangsgebühr würde nicht rückerstattet). Im Normalfall greifen<br />

diese Teilnehmer daher zu Alternative 2, die jedoch ebenso fragwürdig erscheint. Denn<br />

selbst wenn schlussendlich das Erfolgserlebnis ein berauschendes ist, ist dennoch offen, ob<br />

der eingeschlagene Weg der richtige und - was besonders interessiert - seitens der Bildungsinstitution<br />

zu vertreten ist. Schließlich leidet nicht nur der Teilnehmer selbst, sondern<br />

auch die ganze Gruppe, insbesondere dann, wenn sich ein Referent, in seinem Vortrag auf<br />

sein kognitives Niveau und das ähnlicher Kandidaten einstellt.<br />

Für eine private, auf Gewinn ausgerichtete Bildungseinrichtung scheint damit eine Zwangslage<br />

unausweichlich: Fasst man die Teilnehmerschar zu "eng" (z.B. werden Im Kurs "Finanzdienstleistungen"<br />

nur mehr Akademiker der wirtschaftlichen Studienrichtungen aufgenommen),<br />

so stehen natürlich bedeutende wirtschaftliche Interessen entgegen. Bei einer zu<br />

breiten Zielgruppenarbeit läuft man hingegen Gefahr, divergierende Vorkenntnisse und Interessen<br />

zu kombinieren, was insgesamt die Qualität der Lehrgänge mindern und einen Nachfragerückgang<br />

auslösen könnte.<br />

Ob die kognitiven Voraussetzungen letztlich vorliegen oder nicht, ist durch Aufnahmegespräche<br />

zu klären. M.E. bedarf es daher eines gewissen Mutes seitens des Bildungsanbieters,<br />

auch "nein" zu bestimmten Teilnehmern zu sagen, wenn eine ungünstige Erfolgsprognose<br />

wahrscheinlich ist.<br />

9.1.1.5 Emotionaler Zugang<br />

Mit dem "emotionalen Zugang" soll vornehmlich auf die Spannungsbetroffenheit abgezielt<br />

werden. Zwar wissen wir, dass<br />

� sich vergleichsweise wenige Personen in inkonsistentem Zustand befanden (ca. ein Viertel)<br />

� die sich Spannung primär auf die Art der Entscheidungsfindung zurückführen lässt (Eine<br />

unternehmensinitiierte Auswahl verursacht Spannung! Ca. 40 % der Teilnehmer firmeninterner<br />

Kurse waren von Spannung betroffen; in offenen Lehrgängen lag der entsprechende<br />

Anteil bei einem Zehntel, nämlich 3,8 %.)<br />

� die Partner ebenfalls von nur in geringem Ausmaß von Spannung betroffen sind (ca. 9 %)<br />

Dennoch erscheint ein Wort zum Auftreten von Inkonsistenz bei Teilnehmern und Partnern<br />

angebracht, zumal diese gleichermaßen durch die drei Bildungsbeteiligten Bildungsinstitution,<br />

Staat, Unternehmen geprägt werden:<br />

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