29.01.2013 Aufrufe

Download (2930Kb) - Wirtschaftsuniversität Wien

Download (2930Kb) - Wirtschaftsuniversität Wien

Download (2930Kb) - Wirtschaftsuniversität Wien

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

der Nullhypothese (= es bestehen tatsächlich systematische und nicht nur zufällige Unterschiede)<br />

erreicht. Diese Information könnte äußerst vorsichtig ein Indiz dafür liefern, dass die<br />

familiäre Ausprägung mit der hohen Beurteilung menschlicher Fähigkeiten und Erfordernisse<br />

konform geht bzw. dass Personen, die im tagtäglichen Leben in einer intimen sozialen Einheit,<br />

nämlich einer Familie, eingebunden sind, die Bedeutsamkeit gleichermaßen wie die<br />

Wirksamkeit sozialer Kompetenzen besser erkannt haben als ihre partnerschafts- und kinderlosen<br />

Kollegen.<br />

Ansonsten sind aus der familientypische Zergliederung - wie erwartet - keine brauchbaren<br />

Botschaften hervorgegangen. Weit augenscheinlicher wird der Einfluss der Familienform bei<br />

einer Analyse der Motivationsstrukturen.<br />

Zunächst lässt sich ein persönlichkeitsinhärenter Effekt des Familientypus' ausmachen: Die<br />

Selbsteinschätzung als "familienorientiert" ist insbesondere bei der Gruppe "Familie mit<br />

Kind/ern" überdurchschnittlich hoch. Die Differenz des Mittelwertes von 1,61 zu jenem der<br />

Gruppe "Singles" (2,67) beträgt mehr als einen Skalenpunkt. Angehörige der Typen 1 und 3<br />

finden sich etwa in der Mitte dieser beiden Gegenpole (2,07 und 2,0). Diese Abweichungen<br />

sind nicht nur deutlich erkennbar, sondern mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 0,002<br />

auch statistisch abgesichert. Schon in vorderen Abschnitten wurde über diese Auffälligkeit<br />

referiert, wobei jedoch ausdrücklich darauf hingewiesen wurde, dass der Ursprung dieser<br />

Kausalkette nicht geklärt werden kann. Ob die familiäre Ausrichtung, der sich viele verpflichtet<br />

fühlen, persönlichkeitsbildend (und damit der Familientyp entscheidend für die Entstehung<br />

dieses Kriteriums ist) oder vice versa die Persönlichkeit familienbildend (in diesem Fall<br />

wäre der Familientyp Konsequenz der Charaktereigenschaften) wirkt, ist eine Frage, die wir<br />

letztlich nicht zu klären imstande sind. Ähnlichen Problematiken begegnen wir bei der Rangfolge<br />

der einzelnen Lebensbereiche, die sowohl beim Item "Partnerschaft" als auch bei<br />

"Kind/ern" eine (höchst signifikante) Tendenz zur Höherbewertung durch die Familientypen 1<br />

- 3 gegenüber den alleinlebenden Personen deutlich machen. Variante 1 würde bedeuten,<br />

dass eine Person aufgrund der hohen Bewertung familiärer Bereiche tatsächlich eine Partnerschaft<br />

und/oder Kinder anstrebt. Nach Variante 2 würde die derzeitige Familiensituation<br />

(d.h. der Umstand, dass Partner und/oder Kinder vorhanden sind) die beschriebene Rangfolge<br />

bewirken. Wahrscheinlich ist aber der bekannte Tatbestand "ein-bisschen-von-jedem".<br />

Übrigens wird von Singles eine - im Vergleich zu Partnerschaft und Kind/ern - hohe Ausprägung<br />

der Bereiche "Eltern", "Karriere" und "Freunde" angegeben. Eltern rangieren sogar auf<br />

Platz 1, was aber darauf zurückzuführen sein mag, dass die meisten Singles noch deutlich<br />

jünger sind als ihre gebundenen KollegInnen und daher einen ungleich höheren Bezug zur<br />

Ursprungsfamilie aufweisen. Freunde sind als Kompensation für eine nicht existente Partnerschaft<br />

in der subjektiven Werteinschätzung ebenso ganz oben anzusiedeln 291 .<br />

Einprägsam ist das Faktum, dass einerseits die Hierarchie sozialer Lebensbereiche sehr<br />

wohl durch den Familientyp bestimmt ist (oder umgekehrt ihn bestimmt). Hingegen sind berufliche<br />

und materielle Intentionen wie Bildung, Aufstieg, Gehalt etc. relativ gleichverteilt.<br />

Man kann keineswegs behaupten, alleinlebende Personen agierten - quasi als Kompensation<br />

für die fehlende Familie - erfolgsorientierter als z.B. Familienväter/-mütter. Im Gegensatz<br />

zu früheren Zeiten ist die kollektive Meinung heutzutage jedoch so gelagert, dass Karriere-<br />

und Einkommenspläne ein mehr oder weniger gesellschaftliches Gebot - losgelöst von familiärer<br />

Bindung - darstellen. Die Toleranz gegenüber Müttern und Vätern, die trotz Familie ein<br />

berufliches Fortkommen im Sinn haben, ist nicht nur gestiegen, sondern hat sich mittlerweile<br />

beinahe ins Gegenteil, in eine entsprechende Erwartungshaltung, umgedreht. Mütter, die<br />

sich ausschließlich der Kinderversorgung und -erziehung widmen, genießen nicht mehr jene<br />

Achtung, die ihnen eigentlich zustehen sollte bzw. früher beigemessen wurde. Eher ernten<br />

sie mitleidige Blicke, wenn sie ihren Beruf mit "Hausfrau" titulieren. Was einerseits begrü-<br />

291<br />

Das zeigt sich auch daran, dass Freunde beim Familientyp "Single" im Bildungsvorfeld öfter vom<br />

Vorhaben in Kenntnis gesetzt wurden (75 %) als bei den anderen Familientypen (zwischen 54 und<br />

67 %).<br />

222

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!