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ßenswert ist - dass sich insbesondere eine berufstätige Frau nicht mehr der Bezeichnung<br />

"Rabenmutter" hingeben muss, ist auf der anderen Seite genauso problematisch zu sehen;<br />

nämlich dann, wenn Berufstätigkeit und Karrierewünsche zur einzigen gesellschaftlichen<br />

Normalität erhoben werden, während gleichzeitig eine neue Randgruppe "Hausfrau" entsteht.<br />

Der gesellschaftliche Druck ist m.E. mitverantwortlich für die familienunabhängige Beurteilung<br />

beruflicher Ziele (in der Konsequenz auch materiell geleiteter Äußerungen). Ich wage zu<br />

behaupten, dass in einer Umfrage, die vor 20 Jahren durchgeführt worden wäre, noch eine<br />

deutliche Relation von Familienform und der Bewertung beruflicher Bereiche zum Ausdruck<br />

gekommen wäre. Dies soll nun keinesfalls den Anschein erwecken, dass der "guten, alten<br />

Zeit" nachgejammert wird. Selbst wenn die angeführten gesellschaftlichen Entwicklungen<br />

kritisch zu betrachten sind, sollen die erheblichen Chancen, die damit verbunden sind, auch<br />

als solche verstanden werden. Besonders Frauen wird nunmehr das Recht eingeräumt, ihre<br />

eigene Persönlichkeit ein wenig mehr in den Vordergrund zu rücken und nicht mehr ausschließlich<br />

für Haus und Hof da zu sein.<br />

Außerdem muss zu den dargestellten Befunden fairerweise eine Einschränkung angeführt<br />

werden: Die untersuchte Stichprobe umfasst großteils Männer. Diesen wurde aber seit je her<br />

größere Freiheit zugestanden, was die gleichzeitige Realisierung von Familie und Beruf anbelangt.<br />

Eine hohe Bewertung beruflicher Lebensbereiche und damit auch ein mehrheitliches<br />

Votum für Geld und Karriere über die gesamte Stichprobe ist daher nicht verwunderlich. Ein<br />

Nachsatz daher noch geschlechterspezifischen Auswertungsergebnissen: Eine Gegenüberstellung<br />

der sechs Frauen und ihrer männlichen Studienkollegen zeigt, dass sie diesen in der<br />

Bewertung von Berufsvorstellungen um nichts nachstehen - was den Bereich "Karriere" anbelangt,<br />

sind sie ihnen sogar um eine Nasenlänge voraus ("ist mir sehr wichtig": � 33 %, �<br />

28 %; "ist mir wichtig": � 50 %, � 42 %). Es scheint also doch einiges dafür zu sprechen,<br />

dass auch Frauen - trotz Familie 292 - ihre eigenen Karrierepläne zu verfolgen trachten. 293<br />

Halten wir fest: Bis dato ist der Einfluss der Familienform im Bildungsvorfeld eher als passiv<br />

quasi unterhalb der Bewusstseinsschwelle des Teilnehmers, zu deuten. Ebenfalls indirekt<br />

aus einer familiären Verbindung ableiten lässt sich der Motivationsfaktor "Vermeidung eines<br />

drohenden Jobverlustes". Dieser steht höchst signifikant mit der jeweiligen Typisierung in<br />

Verbindung. Besonders ein Vorhandensein von Kindern (Typ 2 und 3) sorgt für eine höhere<br />

Furcht vor Arbeitslosigkeit. Die mittlere Einschätzung liegt bei Familienvätern und -müttern<br />

bei 3,34, während Singles mit 3,91 sich darüber kaum Sorgen zu machen scheinen. Anzunehmen<br />

ist, dass das Verantwortungsbewusstsein bzw. besonders bei Männern die - aller<br />

modernen Auffassung zum Trotz - noch immer vorhandene Verpflichtung, als "Familienoberhaupt"<br />

den primären Anteil der Versorgungsfunktion zu übernehmen, ausschlaggebend für<br />

diese Unterschiedlichkeit ist. Diese selbst auferlegte Verbindlichkeit gegenüber der Familie<br />

lässt sich auch aus der Stichprobenbeschreibung ablesen: Die meisten Partnerinnen bekleiden<br />

niedrigere Positionen als ihre Männer oder gehen keiner beruflichen Beschäftigung<br />

nach 294 . Es ist also auch in heutigen (fortschrittlichen) Tagen unüblich, der Frau die Hauptsorge<br />

für das Familieneinkommen tragen zu lassen. Ein weiterer Erklärungsversuch für die<br />

signifikant höheren Berufsängste bei familiär gebundenen Personen wurde schon an früherer<br />

Stelle genannt: Ein Arbeitsplatzverlust würde - zumindest aus subjektiver Sichtweise - das<br />

"Ansehen" besonders eines Mannes bei seiner Partnerin empfindlich schädigen. Seitens der<br />

Partnerin wird dem Mann nämlich oftmals eine unbewusste Erwartungshaltung demonstriert,<br />

die sich günstig - als Verständnis für Weiterbildungsanliegen, Bereitschaft zur überwiegenden<br />

Kinderbetreuung (Karenz!), Unterstützung bei Karriereplänen usw. - aber eben auch<br />

belastend auswirkt - als implizite Forderung an den Mann, im Austausch für eine gewissen<br />

292<br />

Die untersuchten Frauen sind allesamt familiär gebunden (Typ 1 und 3).<br />

293<br />

Denkbar ist natürlich auch, dass nur Frauen mit einer derart hohen Karriereorientierung überhaupt<br />

an einem Lehrgang teilnehmen.<br />

294<br />

Vgl. Abschnitt 6.1.2.2.1.2.1, S. 94<br />

223

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