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c. zu viele und/oder zu komplizierte<br />

Kursthemen den Gesprächs-<br />

stoff beherrschen<br />

d. der Partner eifersüchtig auf<br />

Kurskollegen ist<br />

Tabelle 104: Emotionale Verarbeitung in der Partnerschaft (Belastungen)<br />

1<br />

1<br />

Betrachten wir diese Problematik ein wenig genauer. Dass man in einer spürbaren Mehrbelastung<br />

der Umwelt etwas gereizter entgegentritt, dürfte wohl jedermann aus eigener Erfahrung<br />

bekannt sein. Unbewusst - und daher auch ungewollt! - neigt man dazu, das eigene<br />

Stressempfinden an andere weiterzugeben, und zwar vorzugsweise an jene des engsten<br />

sozialen Umfeldes, zu der in erster Linie wiederum der Partner zählt. Das Vorhaben "intrapersonaler<br />

Stressabbau" 415 nach dem Motto "Ich kann nicht alles auf die Partnerschaft austragen,<br />

wenn ich mich dazu entscheide" 416 , ist zwar durchaus löblich, gänzlich gelingen dürfte<br />

es aber nicht - oder zumindest nicht jedem. Denn obwohl einerseits bewusst versucht<br />

wird, die Anspannung für sich zu behalten und intern zu verarbeiten, wird andererseits eingeräumt,<br />

dass es aufgrund des einen psychischen Drucks durchaus zu Stimmungsverschlechterungen<br />

in der Partnerschaft kommen kann. Noch ein Hinweis: Die Rede ist hier lediglich<br />

von "Stimmungsverschlechterungen" und nicht von tiefgehenden emotionalen Veränderungen<br />

- diese wurden in keinem einzigen Fall auch nur ansatzweise angeführt. Wir können<br />

davon ausgehen, dass sich die Gereiztheit aufgrund des Kursbesuches in einem normalen<br />

Rahmen bewegt, der zwar sehr wohl für eine kurzfristige Beeinträchtigung des Beziehungsklimas<br />

verantwortlich zeichnen mag, jedoch nicht für einen nachhaltigen Einschnitt in der<br />

Partnerschaft. Das erklärt auch die Divergenz zu den früheren Fragebogenbefunden der<br />

Teilnehmer. Hier bekundeten immerhin 30 von 95 (ca. ein Drittel) eine Beziehungsverschlechterung,<br />

nur 16 (17 %) waren hingegen vom Gegenteil, einem Aufwärtstrend, überzeugt.<br />

Wie die mündlichen Befragungen nun aufgedeckt haben, bezogen sich diese Angaben<br />

glücklicherweise lediglich auf die genannten Stimmungsschwankungen und nicht auf<br />

eine emotionale Distanzierung.<br />

Bei der familientypischen Verteilung fällt auf, dass der Anteil jener, die über eine spürbare<br />

Gereiztheit berichten, bei der Gruppe "Familie mit Kind/ern" (etwa ein Drittel) höher ist als bei<br />

"Partnerschaft" (14 %). Dies ist nicht weiter verwunderlich, hält man sich den Tagesablauf<br />

eines Familienvaters bzw. einer -mutter vor Augen, bei dem sich zusätzlich zu Arbeit und<br />

Weiterbildung noch die höhere familiäre Belastung durch ein oder mehrere Kind/er hinzugesellt.<br />

Man stelle sich nur folgende (imaginäre) Situation eines Kursteilnehmers X vor: Nach<br />

einem anstrengenden Bürotag kommt X nach Hause in der Gewissheit, am nächsten Tag<br />

eine Prüfung schreiben zu müssen, wobei er bis dato noch keine Zeit zur Vorbereitung hatte.<br />

X nimmt sich also vor, trotz seiner Abgespanntheit noch ein paar Stunden zu lernen, um zumindest<br />

positiv abzuschneiden. Außerdem möchte er zunächst ein wenig Ruhe haben, um<br />

Kraft zu tanken. Nicht ganz so sehen dies jedoch seine Kinder, die X - in bester Absicht -<br />

schon an der Haustüre begrüßen, mit ihm herumtollen wollen, ihn dies oder jenes fragen<br />

oder ihm dies und das erzählen, also ganz einfach Beschäftigung einfordern 417 . Dass der<br />

kurzfristig durch die Situation entnervte X hier durchaus etwas unfreundlicher, übellaunig und<br />

erregter reagieren kann als üblich, ist - glaube ich - einsichtig. Der Konnex von Familientyp<br />

und Aggressionspotenzial ist somit einleuchtend.<br />

Und noch eine Relation erscheint mir nennenswert, nämlich jene zwischen "Gereiztheit" (als<br />

Verursacher von Missstimmung) und Spannungstyp. Zwei der drei als Cluster 1 klassifizierten,<br />

partnerschaftlich gebundenen Personen wurden in der eben behandelten Kategorie erfasst.<br />

Dies bestätigt unsere Fragenbogenbefunde, nach denen Spannung und Beziehungs-<br />

415 Vgl. Abschnitt 7.2.3.2.1.1.2, S. 309<br />

416 Ausschnitt aus dem Interview mit Code "Pezi"<br />

417 Auf das Phänomen, dass die Kinder Zeit einfordern, wird im nächsten Abschnitt eingegangen.<br />

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