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Was die familiäre Belastung durch den Kursbesuch anbelangt, so sind diese weit nicht so<br />

schlimm wie erwartet. Hingegen wurde überraschenderweise - und gerade aufgrund der gemeinsamen<br />

Überwindung einer stressbehafteten Zeit - eine Intensitätssteigerung im Familienleben<br />

bemerkt und eine neue Art von Zusammengehörigkeitsgefühl entdeckt.<br />

Es erübrigt sich somit, Ratschläge für den familieninternen Umgang mit der Bildungsaktivität<br />

eines Elternteils erteilen zu wollen; die Untersuchungen ließen uns wissen, dass sich die<br />

Situation - nach einer gewissen Umstellungszeit - nicht nur beim Studierenden selbst, sondern<br />

auch bei seinen Familienmitgliedern gut eingespielt hat.<br />

Dennoch gilt es auch hier, ein markantes Detail zu unterstreichen: Bei den befragten Bildungsteilnehmern<br />

handelt es sich fast ausschließlich um männliche Kandidaten. Vice versa<br />

sind es die Frauen und Mütter, die den reibungslose Ablauf innerhalb der Familie sicherstellen<br />

und die aufgrund dessen oftmals eigenen Bildungsmaßnahmen fern bleiben. Zu gut ist<br />

mir noch die Kategorie "Beruf und Karriere des Mannes haben Priorität vor dem eigenen<br />

beruflichen Fortgang" im Ohr, die von 3 Frauen explizit (und implizit in fast allen Aussagen)<br />

genannt wurde. Unwiderlegbar ist zwar, dass das weibliche Geschlecht gewissen natürlichen<br />

und gesellschaftlichen Restriktionen (die Frau ist bei der Betreuung eines Säuglings unabkömmlicher<br />

als der Mann; bei der Entscheidung um Karenzurlaub von Mann oder Frau ist<br />

das - im Durchschnitt niedrigere - Einkommen der Frau maßgeblich etc.) unterworfen ist,<br />

dennoch sollte zumindest in zwei Teilbereichen eine Förderung/Unterstützung durch den<br />

Mann machbar sein:<br />

� Besonders bei älteren Kindern ist ein angemessener Beitrag zur Kinderbetreuung zu leisten<br />

(Tätigkeiten wie Abholen von der Schule, Mithilfe bei Hausarbeiten, Ausrichten von<br />

Geburtstagsfeiern werden bis dato in vielen Fällen ganz selbstverständlich der Mutter<br />

zugeschrieben!).<br />

� So banal es in der Theorie klingt, so kräfteraubend ist das Kapitel "Hausarbeit" in der<br />

Praxis. Eine in Deutschland durchgeführte Querschnittstudie ergab, dass (Ehe-)Frauen<br />

durchschnittlich 15 Stunden bezahlte und 53 (!) unbezahlte (Hausarbeits-)Stunden pro<br />

Woche absolvieren. Insgesamt ergibt sich somit eine wöchentliche Arbeitszeit von 68<br />

Stunden. Der männliche Vergleichswert dazu liegt bei 55 Stunden. 515 Die durchschnittliche<br />

Betätigung der Männer im Haushalt wird derzeit mit 1,0 Stunden pro Woche beziffert.<br />

516<br />

Diese Bedenken verstehen sich nicht als Aufruf, der Frau ihre historische Funktion als "Hüterin<br />

der Familie" abzusprechen oder gar zu entreißen. Wenngleich damit eine gewisse Unverträglichkeit<br />

mit dem Beruf gegeben ist, so ist diese doch in Summe eine wunderschöne Aufgabe,<br />

die von den Müttern auch so verstanden wird und keineswegs im Sinne einer "Umkehrung<br />

gesellschaftlicher Werte" an den Mann übertragen werden soll. Die familiäre Arbeit ist<br />

mit dem weiblichen Geschlecht untrennbar verbunden (und wird es wohl auch in Zukunft<br />

bleiben). Lediglich ein Aufruf an die Gesellschaft sei mir gestattet: Es ist ein Umdenken erforderlich,<br />

das den Mann vermehrt seine häusliche Rolle zubilligt. Derzeit muss sich ein<br />

Mann, der Veränderungsbereitschaft hin zu mehr Haushalt und Familie zeigt - oder gar durch<br />

Teilzeitarbeit oder Karenz vom gesellschaftlichen Bild des "Familienerhalters" abrückt - mit<br />

einer Verlierersituation konfrontieren: "Minderwertige" Hausarbeiten, ggf. weniger Einkommen,<br />

in jedem Fall aber belustigende Reaktionen insbesondere seiner männlichen Umgebung<br />

kennzeichnen seinen veränderten Werdegang. Sicher ist jedoch, dass längerfristig nur<br />

so die berufliche und bildungsmäßige Entfaltung einer Frau bzw. Mutter Realität werden<br />

kann.<br />

515 Vgl. Zapf, W. u.a. (1996), S. 98 ff.<br />

516 Vgl. Gliedner-Simon, A.; Jansen, M. (1995), S. 113<br />

416

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