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stellt, dass soziale Hilfestellung der betroffenen Person oft die eigene Abhängigkeit und Unbeholfenheit
erkennen lässt, was ein Gefühl des Kontrollverlustes erzeugt. 106 Außerdem vermittelt
soziale Unterstützung oft das Gefühl, quasi als Gegenzug Erwartungen seitens des
„Gebers“ erfüllen zu müssen. 107
Ausschlaggebend dafür, ob soziale Unterstützung überwiegend positive oder negative Effekte
beim Betroffenen hinterlässt, sind zwei Komponenten 108 :
1. Persönlichkeit: Menschen mit einer internen Kontrollüberzeugung (mit hohem Selbstbewusstsein)
profitieren von sozialer Unterstützung mehr als solche mit einer externen Kontrollüberzeugung.
2. Situative Faktoren: Bei hohem Stress-Niveau sind psychische Erleichterung und soziale
Unterstützung negativ korreliert. Dies bedeutet, dass in einer ohnehin belasteten, weil
stressbehafteten, Situation soziale Hilfe als zusätzlicher Spannungsfaktor erlebt wird.
Natürlich liegen in der Realität noch unzählige weitere Faktoren vor, die daran beteiligt sind,
ob soziale Unterstützung positiv oder negativ empfunden wird. Sie alle umfassend zu berücksichtigen,
würde nicht nur den Rahmen dieses Abschnitts, sondern den der gesamten
Arbeit sprengen. Im Rahmen der empirischen Studie sollen Ursachen, Einflussfaktoren und
Wirkungen sozialer Unterstützung noch genauer zur Sprache gebracht werden.
4.2.7.3 Die Wirkung für die gebende Person
Ein kritisches Lebensereignis wirkt meist nicht nur auf den direkt davon Betroffenen ein, sondern
in gleicher Weise auf die dieser Person nahestehenden Menschen. Der Versuch, zusätzlich
Unterstützung zu geben, erhöht die durch das kritische Lebensereignis hervorgerufene
Spannung noch beträchtlich.
Dies ist am Weiterbildungs-Beispiel besonders gut zu demonstrieren: Die Ehefrau, deren
Mann sich zum Besuch eines Weiterbildungsprogrammes entschlossen hat, fühlt sich zum
einen durch dieses (mit ihrem Weltbild inkonsistente) Ereignis in einem Zustand erhöhter
Spannung. Zusätzlich will sie ihrem Mann, für den die Weiterbildung ebenfalls nicht in seine
Denkinhalte einzuordnen sind, unter die Arme greifen, indem sie ihm psychische Unterstützung
gibt, ihn motiviert etc. Dies bildet jedoch eine weitere Komponente in einer bereits
spannungserhöhten Situation.
Zwei weitere Nebeneffekte, die besonders für kritische Lebensereignisse im gesundheitlichen
Bereich (z.B. plötzliches Auftreten einer schweren Krankheit) Geltung besitzen, sind
zum einen die
1. Hilflosigkeit, der sich eine unterstützungswillige Person ausgesetzt fühlt und zum anderen
2. der „Spiegelbildeffekt“, durch den der nahestehenden Person ihre eigene Verwundbarkeit
demonstriert wird (sie erkennt sich in dem mit dem kritischen Lebensereignis direkt Konfrontierten
wieder und wird sich ihrer eigenen „Anfälligkeit“ für solche Geschehnisse bewusst).
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Für den Geber sozialer Unterstützung kann dieser Akt daher durchaus mit negativen Effekten
verbunden sein. Interessant sind auch die festgestellten geschlechtsspezifischen Unterschiede:
Insgesamt dürften Frauen mehr unter dem Geben sozialer Unterstützung leiden als
Männer. 110
106 Vgl. Wortman, C.; Conway, T. in Rosch Inglehart, M. (1988), S. 88
107 Vgl. Turkington, C. (1985) in Rosch Inglehart, M. (1988), S. 88
108 Vgl. Rosch Inglehart, M. (1988), S. 88
109 Vgl. Rosch Inglehart, M. (1988), S. 87
110 Vgl. Kessler, R. u.a. (1986) in Rosch Inglehart, M. (1988), S. 88
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