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Ansonsten ist davon auszugehen, dass ein umfangreicher, positiver Kontakt mit Weiterbildung<br />

(Fragen 1 - 3 und 5) generell einen "Gewöhnungseffekt" hinterlässt (Weiterbildung gehört<br />

fast schon zum täglichen Leben) und ein neuerlicher Weiterbildungsweg nur mehr ein<br />

mäßiges Ungleichgewicht hervorruft. Eine Ausstattung der eigenen Person mit einer gewissen<br />

Zielstrebigkeit (Frage 4) verbürgt sich ebenfalls für ein erträgliches Maß an Inkonsistenzen<br />

242 .<br />

Eine übermäßige Präsenz der letzten beiden Themenkomplexe lassen hingegen ein starkes<br />

Ungleichgewicht des Untersuchungssubjektes erkennen: Eine Tendenz zur hohen Bewertung<br />

der Items 6 - 8 gibt zu erkennen, dass die Weiterbildungsmaßnahme entweder aufgezwungen<br />

(vom Vorgesetzten) oder aber aus unmittelbarer Verzweiflung heraus (Arbeitsplatzverlust)<br />

ergriffen wurde und nicht aufgrund eigener, dem Weltbild angepasster, Überlegungen<br />

- eine Inkonsistenz ist daher wahrscheinlich. Ähnlich verhält es sich mit den Fragen<br />

9 und 10, die a priori Sorgen des Betroffenen, Unsicherheit über den Bildungsentschluss und<br />

eine generelle Bildungsdistanz zum Ausdruck bringen.<br />

Abgesehen von der Anzahl der betroffenen Inkonsistenzen, zieht das Modell der kritischen<br />

Lebensereignisse noch einen weiteren spannungsfördernden oder -verringernden Aspekt in<br />

Betracht: die "Attribution" oder anders ausgedrückt, die Zuschreibung kausaler Faktoren.<br />

Abzugrenzen sind interne von externen Attributionen (bzw. interne und externe Kontrolle);<br />

während bei ersterer die betroffene Person sich selbst als Ursache für den Spannungseintritt<br />

versteht, ist im zweiten Fall ein Umwelteinfluss Auslöser der kritischen Situation. Jede der<br />

beiden Attributionen kann vom Betroffenen als variabel oder dispositionell eingestuft werden.<br />

Diese Attributionsprozesse vollziehen sich intuitiv und intrapersonal; sie sind von Außenstehenden<br />

nur schwer erfassbar. Dennoch soll der Versuch unternommen werden, aus den<br />

Fragebogenerkenntnissen eine Vermutung über Ursache-Wirkungs-Annahmen der Teilnehmer<br />

aufzustellen.<br />

Zwei gegensätzliche Theorien sollen als Basis der weiteren Gedankenspiele dienen:<br />

1. Wachsende Anforderungen auf den Arbeitsmärkten und spürbarer Konkurrenzdruck ließen<br />

in den Befragungspersonen den Entschluss reifen, ein Weiterbildungsangebot in Anspruch<br />

zu nehmen. Bezweckt wird, vorhandene Wissenslücken aufzufüllen, um im beruflichen<br />

Kampf Überlegenheit zu demonstrieren. Der Wunsch zur Erweiterung der eigenen<br />

Kenntnisse wird ausschließlich durch intrapersonale Überlegungen determiniert. Die<br />

Attribution ist hier (überwiegend 243 ) "intern" zu bezeichnen.<br />

2. Vor allem die Auswahlpraxis bei geschlossenen Kursen sowie die Antworttendenzen bei<br />

der Frage nach der Weiterbildungsmotivation lassen durchblicken, dass das kritische Ereignis<br />

z.T. durch den Vorgesetzten initiiert wurde. Dies kann als klassisches Beispiel für<br />

externe Attribution (der Chef als Verursacher der Weiterbildungsteilnahme) angesehen<br />

werden.<br />

In beiden Fällen läge eine dispositionelle Attributionsform vor - die Tatsache, durch Weiterbildung<br />

den beruflichen Neuordnungen zu entsprechen bzw. den eigenen Aufstieg zu ermöglichen,<br />

ist meist genauso unumstößlich wie es den Befehl "von oben" widerstandslos zu respektieren<br />

bzw. auszuführen gilt.<br />

242<br />

Jemand, der eine Weiterbildung gern in Angriff nimmt (= geringe Inkonsistenz), ist von Mutter Natur<br />

zumeist auch mit dem Charakterzug "Zielstrebigkeit" ausgestattet bzw. ist dieser oftmals dafür verantwortlich,<br />

dass überhaupt eine Bildungsaktivität (als Mittel zum Erreichen eines Karriereziels) ergriffen<br />

wird.<br />

243<br />

"Überwiegend" deshalb, weil Teile der motivationsbeeinflussenden Kriterien (Konkurrenzfähigkeit<br />

auf Arbeitsmärkten erhöhen, Höherqualifikationen gewachsen zu sein, ...), von "außen" kommen, d.h.<br />

im Sinne der Attributionstheorie als "extern" gelten. Als ausschließlich intern wäre eine Attribution<br />

dann zu bezeichnen, wenn der Betroffene seinem Entschluss lediglich die Absicht zugrunde legt, seine<br />

Untätigkeit zu beenden und/oder seinen Intellekt besser auszulasten. Wie die Realität beweist (vgl.<br />

Motivationsstrukturen), ist diese "Reinform" interner Attribution im Weiterbildungskontext aber nicht zu<br />

finden.<br />

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