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Der allgemein gültigen Theorie zufolge ist eine interne Attribution - im Gegensatz zur externen<br />

- gleichbedeutend mit einer Betroffenheit des eigenen "Selbst" und führt daher zu ungleich<br />

höherer Spannung. Eine eigene Veranlassung der Weiterbildung (vgl. Punkt 1) wäre<br />

daher spannungsgeladener als eine fremdinitiierte (Punkt 2). Dieser Behauptung kann hier<br />

jedoch wenig Glauben geschenkt werden - sie würde außerdem der vorangegangenen Vermutung,<br />

der "Wunsch des Vorgesetzten" wäre ein inkonsistenz- (und damit spannungserhöhendes)<br />

Kriterium, widersprechen. Zumindest für das untersuchten Themenfeld erhöht ein<br />

aufgedrängter "Befehl", sich weiterzubilden, aber die Wahrscheinlichkeit, der Gedankenwelt<br />

des Auserwählten entgegenzustehen. Im Gegensatz dazu drückt ein eigens gefasster Bildungsentschluss<br />

die Übereinstimmung mit intrapersonalen Auffassungen und Denkinhalten<br />

aus. Auch wenn es daher anmaßend erscheinen mag, erlaube ich mir, in diesem speziellen<br />

Punkt von der bisherigen Theorie abzuweichen und externe Attributionskomponenten (siehe<br />

oben, Items 6 - 8) als das Ungleichgewicht und den Spannungszustand begünstigende Bestandteile<br />

in die Hypothese aufzunehmen.<br />

Nun mag sich der Leser mit einem Paradoxon konfrontiert sehen: Zum einen wurde betont,<br />

dass die durch Weiterbildung erzeugte Spannung positiv geartet ist. Zum anderen erhöhen<br />

inkonsistenzsteigernde Kriterien (die in Summe eine Bildungsabneigung ausdrücken) die<br />

Spannungshöhe. Wären dann aber nicht auch inkonsistenzsteigernde Elemente "positiv" (da<br />

sie schließlich immer mehr positive Spannung erzeugen)? Zugegeben, auch ich war durch<br />

diese sichtliche Dialektik etwas verwirrt. Die Antwort fand sich aber schließlich in einem andern,<br />

anschaulichen Beispiel. Nehmen wir an, ein Paar erfährt von unerwartetem Nachwuchs.<br />

Dies würde (hoffentlich in den meisten Fällen) zwar positive Spannung hervorrufen,<br />

insgesamt wäre die neue Situation aber zunächst inkonsistent mit dem Weltbild und würde<br />

den beiden höhere Anstrengungen zur Bewältigung abverlangen als ein langgeplanter und -<br />

ersehnter Kinderwunsch, der von keiner bzw. bestenfalls geringer (ebenfalls positiver) Spannung<br />

begleitet wäre. Höhe und Güte der Spannung sind daher unabhängig voneinander zu<br />

sehen. Denn: Auch positive Spannung gilt es abzubauen - dies bedeutet jedenfalls eine Anstrengung!<br />

Ein geringes Spannungsmaß ist daher immer vorteilhafter, auch wenn Spannung<br />

grundsätzlich positiv erlebt wird. Es ergibt sich also ein Dominoeffekt: Je höher die Spannung,<br />

desto höher ist auch der Bearbeitungsaufwand und desto stressgeladener (und unangenehmer,<br />

strapaziöser) wird die kritische Situation empfunden.<br />

Der aus der Literatur ebenfalls bekannten Klassifizierung nach Post-hoc- und A-priori-<br />

Attributionen wird in dieser Arbeit nicht nachgegangen; zu diffizil, zu vage wäre es, die Gedankenstruktur<br />

hier nachvollziehen zu wollen (z.B. Wird die Weiterbildung aufgrund vergangener<br />

oder antizipierter Arbeitsplatzveränderungen ergriffen? Erfolgte die unternehmensinterne<br />

Mitarbeiterauswahl aufgrund vorhandener Lücken oder zur Vorbereitung auf einen<br />

künftigen Karrieresprung?). Aussagen über eine Kausalkette bzw. deren zeitlichen Ursprung<br />

könnten bestenfalls den Charakter nebulöser Mutmaßungen tragen. Des weiteren ist ein Mix<br />

zukunftsbezogener und vergangenheitsorientierter Überlegungen wahrscheinlich, was eine<br />

(künstliche) Abgrenzung wiederum ad absurdum führt.<br />

Nun aber zurück zum eigentlichen Kern dieses Abschnitts: Unterstützt durch die statistische<br />

Methode der Clusterzentrenanalyse werden die 10 Kriterien herangezogen, um zwei Gruppen<br />

von Teilnehmern voneinander zu separieren: Jene, die ein relativ hohes Spannungsmaß<br />

aufweisen und jene, die als überwiegend spannungsfrei bezeichnet werden können.<br />

Die unterschiedliche Kodierung der einbezogenen Variablen macht eine unveränderte Einbeziehung<br />

äußerst fehleranfällig 244 , daher ist zunächst eine Transformation in z-Werte vorzunehmen,<br />

die innerhalb eines einheitlichen Wertebereich von etwa -3 bis +3 liegen. Un-<br />

244<br />

Z.B. liegen Anzahl der Weiterbildungserfahrung und der Faktorwert für "Zielstrebigkeit" in ihrem<br />

Wertebereich weit auseinander, eine Berechung des Abstandes zwischen den beiden Variablen - wie<br />

es die Clusteranalyse vorsieht - würde aufgrund des vergleichsweise geringen Faktorwertes für "Zielstrebigkeit"<br />

immer etwa der ursprünglichen Anzahl der Weiterbildungserfahrungen entsprechen.<br />

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