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Betrachtet man die einzelnen Punkte der zeitlichen Verarbeitung, so sind zumindest die ersten<br />

vier ("keine unbekannte Situation", "weniger Freizeit", "intensivere Nutzung der restlichen<br />

Zeit", "pendelt sich ein") aus dem partnerlichen Bewältigungsverhalten bekannt. Für die Hälfte<br />

der befragten Personen bzw. deren Kind/er ist zwar die verminderte Freizeit durchaus<br />

beklagenswert, gleichzeitig wird die Situation dadurch erleichtert, dass sie - vielleicht in abgeschwächter<br />

Form, aber dennoch - ständig durchlebt wird (aufgrund des beruflichen Einsatzes).<br />

Auch das "Mehr" an Zeitengpässen wird seitens der Kinder recht geschwind zum<br />

neuen Alltag und als solcher ohne große Klagen akzeptiert.<br />

Befragt danach, ob es der Tochter etwas ausgemacht hätte, dass ihr Vater nun weniger zu<br />

Hause sei, beantwortet ein Teilnehmer beispielsweise wie folgt: "Nein. Überhaupt nicht. Der<br />

Papa fährt wieder nach Krems und so, das war dann, das ist jetzt das normale Leben. Es ist<br />

bald wieder aus, aber es ist das ganz normale Leben." 427<br />

Im Prinzip scheint die kursinduzierte Umstellung auch den Kindern der problematischen Alterszone<br />

von 4 bis 14 zumindest in zeitlicher Hinsicht keine großen Schwierigkeiten zu bereiten.<br />

Ist man nun versucht zu meinen, dies liege ausschließlich in der kindlichen Flexibilität<br />

und der Fähigkeit begründet, neue Situationen als gegeben hinzunehmen und daher leichter<br />

zu verarbeiten, unterliegt man allerdings einem Trugschluss. Die eigentliche Ursache für die<br />

gelassene Aufnahme der zeitlichen Restriktionen finden wir im Punkt: "Das Kind fordert Zeit<br />

ein." Berichtet wird mehrfach (5 von 12 Befragungspersonen = 42 %), dass die Zeiteinteilung<br />

der Teilnehmer unter besonderer Bedachtnahme auf die Bedürfnisse des Kindes erfolgt. Mit<br />

anderen Worten: Gelernt, gearbeitet oder in sonstiger Form studiert wird erst dann, wenn<br />

Sohn oder Tochter ohnehin nicht den Wunsch nach Beschäftigung verspüren. Umgekehrt<br />

bedeutet dies, dass danach getrachtet wird, dem Kind oberste Priorität in der Gestaltung der<br />

privaten Freizeit einzuräumen.<br />

So erzählt ein Vater von seinem 5-jährigen Mädchen: "Im Prinzip, bis auf die zwei mal zwei<br />

Tage im Monat, wo ich nicht da bin, ändert sich für sie ja nichts. Ich geh genauso am Abend<br />

mit ihr schlafen, ich les ihr eine Geschichte vor, nicht eine, sondern drei, und ob ich jetzt<br />

nachher zwei Stunden lerne oder drei, das kriegt sie dann eh nicht mehr mit (...) ich hab zu<br />

Hause immer erst am Abend gelernt, nachdem ich sie niederlege, nachdem sie nicht die<br />

zeitlichste Schlafengeherin ist, ist das nie vor 9, 1/2 10, aber, okay..." 428 Eine fast identische<br />

Aussage findet sich in einem anderen Interview: "da tut man ihr noch ein bisschen was vorlesen,<br />

und so, und dann, wenn sie im Bett ist, meistens 8 Uhr herum, ja, dann hab ich mich<br />

ja erst hingesetzt" 429<br />

Neu gegenüber der partnerbezogenen zeitlichen Verarbeitung sind somit<br />

1. die feste Intention seitens des Teilnehmers, das Kind von der eigenen Kursbewältigung<br />

zu fernzuhalten sowie<br />

2. das kindliche Verlangen nach väterlicher/mütterlicher Beschäftigung, das unter "Zeit einfordern"<br />

zu subsumieren ist.<br />

Beide - selbstverständlich nur latent vorhanden Anliegen - ergänzen einander und finden in<br />

dem eben Wiedergegebenen ihren Ausdruck, dass nämlich das Management der knappen<br />

Zeitressourcen möglichst dem Begehr des Kindes folgen.<br />

7.2.3.2.1.4.2 Emotionale Verarbeitung<br />

Eventuell "beziehungsbelastende Effekte" im kindlichen Empfinden brauchen dem Teilnehmer<br />

wahrlich keine schlaflosen Nächte bereiten. Schon die bescheidene Anzahl der gesammelten<br />

negativen Eindrücke (nämlich genau eine Nennung) lässt erkennen, dass die Kurs-<br />

427 Ausschnitt aus dem Interview mit Code "NANU", Alter des Kindes: 5 Jahre<br />

428 Ausschnitt aus dem Interview mit Code "Jaguar"<br />

429 Ausschnitt aus dem Interview mit Code "NANU"<br />

327

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