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Etwas schwieriger gestaltet sich die Deutung des nächsten Faktors, zumal die Qualifikationen<br />

"fachübergreifendes Wissen" und "breite fachliche Kompetenz" sich hier zum zweiten<br />

Mal einfinden 212 . Nach einiger Überlegung gelang es aber doch, hinter den fünf Komponenten<br />

eine Gemeinsamkeit zu entdecken: sie alle sind bezeichnend für eine selbstständige<br />

Meisterung des ganz tagtäglichen Berufsalltages. Der Cocktail aus Fachwissen (im Fall der<br />

Finanzdienstleister über diverse Produkte und Veranlagungsmöglichkeiten = fachspezifisch,<br />

aber auch über Grundzüge des Steuerrechts oder Rechnungswesens = fachübergreifend),<br />

Eigenständigkeit (angefangen von Terminkoordination bis zur selbstständigen Entscheidung<br />

über das passende Kundenportfolio), Teamfähigkeit (Informationsaustausch mit Kollegen,<br />

Verlässlichkeit im Vertriebsteam) und nicht zuletzt EDV-Wissen (Laptop und Multifunktionstelefon<br />

als ständige Wegbegleiter, die eine rasche und sichere Kundenabwicklung ermöglichen)<br />

ist jener, der den reibungslosen Ablauf des Finanzdienstleister-Jobs garantiert. Faktor<br />

3 verkörpert somit jene Eignungen, die im ganz gewöhnlichen, nicht übermäßig stressgeladenen<br />

(diese werden durch Faktor 1 ausgedrückt) Tagesgeschäft vonnöten sind und verdient<br />

damit die Bezeichnung "Berufliches Alltagswissen".<br />

Faktor 4 impliziert hingegen gestalterische Fähigkeiten. Organisationsfähigkeit (ebenfalls in<br />

der zweiten Faktorladung), Innovationsfreude und Kreativität sind Ausdruck einer gewissen<br />

schöpferischen Handlungsfähigkeit. "Gestaltungskraft" erschein m.E. als das Wort, dass<br />

die drei Variablen in derselben Weise subsumiert.<br />

Der letzten drei Qualifikationen verdichten sich zum 5. Faktor, für den die Bezeichnung<br />

"Kundenservice" angemessen erscheint. Sowohl Kontaktfreude, als auch soziale Kompetenz<br />

im Kundenumgang sowie die Bereitschaft, zeitliche Opfer für den Dienst am Kunden auf<br />

sich zu nehmen (z.B. sich auch am Abend für Termine bereithalten, spontane Terminwünsche<br />

berücksichtigen) kennzeichnen Dienstleistungsspezifika, die naturgemäß die untersuchte<br />

Sparte prägen.<br />

Auf einen Nenner gebracht, kann man also behaupten, dass folgende fünf, voneinander relativ<br />

unabhängige, Faktoren, das Berufsbild "Finanzdienstleistungen" prägen:<br />

1. Persönliche Belastbarkeit in kritischen Situationen<br />

2. Kognitive (sowohl tiefe als auch breite) Fähigkeiten<br />

3. Berufliches Alltagswissen<br />

4. Gestaltungskraft<br />

5. Kundenservice<br />

Die einzige Variable, die auf keinen Faktor lädt (also keine erwähnenswerte Gemeinsamkeit<br />

mit den fünf Qualifikationsgruppen aufweist) ist "Selbstverwirklichung", die außerdem im Mittelwertvergleich<br />

den letzten Platz einnimmt. Damit wird das Untersuchungsergebnis der bereits<br />

geäußerten Vermutung gerecht, dass der Drang nach Selbstverwirklichung und soziale<br />

Qualifikationen im Kundenumgang einander diametral gegenüberstehen. Die eigene Persönlichkeit<br />

muss hinter kundenorientierten Fertigkeiten zurückstehen; das "Ich" besitzt den<br />

Nachrang gegenüber dem "Du". Auch in dieser Berufsgruppe begegnen wir also dem Primat<br />

des Kunden als wohl wesentlichstes Kennzeichen des Dienstleistungssektors.<br />

Wenig überraschend ist daher auch die Reihung jener Fähigkeiten, die als "für mich am<br />

wichtigsten" angekreuzt wurden. Dass alle fünf Faktoren von Bedeutung sind, zeigt sich daran,<br />

dass jede Variable (daher auch jeder Faktor) mindestens einmal genannt wurde. In<br />

Tabelle 21 wurde für jeden Faktor eine andere Farbe vergeben, sodass auf einen Blick die<br />

meistgenannten Antwortalternativen deutlich werden. Tatsächlich ist die Häufigkeitsverteilung<br />

wenig verwunderlich. Wissen auf der einen Seite, Service auf der anderen Seite -<br />

und damit die Faktoren 2 (grün, in Summe 44,8 % der Nennungen) und 5 (rosa, 27 %) - wur-<br />

212<br />

Theoretisch und aufgrund der geringeren Ladungen könnte man diese beiden Variablen im Faktor<br />

3 vernachlässigen und nur in Faktor 2 aufnehmen. Allerdings würde dann die Interpretation für Faktor<br />

3 keinesfalls erleichtert, sondern m.E. sogar um einiges erschwert.<br />

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