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tung garantiert (theoretisch) eine bestmögliche Effizienz des Unterrichts; schließlich kann der<br />

Referent auf gleichartige Eingangsvoraussetzungen aufbauen und somit die Wissensaneignung<br />

durch die Studierenden enorm steigern.<br />

Leider muss es bei dieser theoretischen Vorstellung bleiben. Wie wir bereits des öfteren<br />

feststellen mussten (vgl. Abschnitte oben), konfrontiert uns die Realität mit der Tatsache,<br />

dass es mit der "Zielgruppe" in den meisten Fällen bei einem Idealbild bleibt. Das unlösbare<br />

Hauptproblem aller Weiterbildungsprogramme ist und bleibt die Heterogenität der Studierenden.<br />

Ich möchte dies am Beispiel der untersuchten Finanzdienstleister veranschaulichen: In<br />

der quantitativen Auswertung der Fragebogenbefunde wurden zwei Faktorenanalysen<br />

durchgeführt:<br />

1. Beschreibung der Persönlichkeitseigenschaften durch die Faktoren<br />

� Zielstrebigkeit<br />

� Kontaktfreude<br />

� Belastbarkeit<br />

� Gemeinschaftlichkeit<br />

2. Charakterisierung des Berufsbildes "Finanzdienstleister" durch die Kriterien<br />

� Persönliche Belastbarkeit in kritischen Situationen<br />

� Kognitive (tiefe und breite) Fähigkeiten<br />

� Berufliches Alltagswissen<br />

� Gestaltungskraft<br />

� Kundenservice<br />

Alle neun Faktoren würden u. U. die Einschätzung der Zielgruppe vereinfachen und in der<br />

Folge ermöglichen, die Gestaltung des Unterrichtsprogramms zielgruppenadäquat auszurichten<br />

(z.B. Simulation von Situationen, in denen Belastbarkeit und Kreativität gefragt sind,<br />

nachgestellte Kundengespräche zur Erprobung des Kundenkontakts).<br />

Diese Erkenntnisse mögen zwar hilfreich sein, der Weisheit letzter Schluss sind sie dennoch<br />

nicht. Zwar wage ich zu behaupten, dass die gefundenen Faktoren den überwiegenden Teil<br />

der Weiterbildungskandidaten samt ihres Berufes wahrheitsgetreu abbilden, dennoch sind<br />

sie zu vage, als dass daraus konkrete didaktische Handlungsanweisungen erwachsen könnten.<br />

Ungelöst bleibt ebenfalls die Frage nach der Vorselektion: Denn wie kann bei einem<br />

Weiterbildungsbewerber festgestellt werden, ob er das geforderte Maß an Zielstrebigkeit,<br />

Kontaktfreude etc. besitzt, um in die Zielgruppe zu "passen"?<br />

Eine gewisse Heterogenität ist offensichtlich nicht zu umgehen. Selbst eine Zielgruppendefinition<br />

auf Basis der (kognitiven) Eingangsvoraussetzungen ist in der Realität recht diffizil.<br />

Das oftmals daraus resultierende Unvermögen vereinzelter Teilnehmer, dem Lehrgang kognitiv<br />

zu folgen, wurde schon kurz diskutiert (vgl. Abschnitt 9.1.1.4). Doch die Problematik ist<br />

weit komplexer: Die Vorkenntnisse der Studierenden sind in der Praxis nur bedingt zu antizipieren,<br />

selbst wenn vergleichbare Ausbildungswege besucht wurden. Wird z.B. als Lehrgangsvoraussetzung<br />

ein akademischer Abschluss verlangt, so ist zwar anzunehmen, dass<br />

sämtliche Teilnehmer über gewisse allgemeine Kenntnisse verfügen, die durch jedes Studium<br />

bzw. schon durch die Reifeprüfung vermittelt werden (z.B. Grundlagen mathematischer<br />

Rechenoperationen), und außerdem fachübergreifende Fähigkeiten besitzen (adäquate<br />

Lernmethoden, Bewältigung komplexer Problemstellungen, Zeitmanagement etc.) die sich<br />

die Teilnehmer schon während seines Grundstudiums angeeignet haben muss, um dieses<br />

überhaupt positiv zu absolvieren. Jedoch ist wahrscheinlich, dass ein Absolvent der Studienrichtung<br />

"Mathematik" mit quantitativen Fächern besser zurechtkommt als einer frischgebackener<br />

Politologe.<br />

Noch komplizierter ist eine vorausschauende Abstimmung auf Vorkenntnisse der Teilnehmer<br />

dann, wenn die Zulassungsvorrausetzung mit einer "dem Studium gleichzuhaltenden, ein-<br />

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