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statt dessen die Entwicklung passender, auf den konkreten Gegenstand bezogener, Verfahrensweisen,<br />

selbst wenn diese in keinem Lehrbuch anzutreffen sind.<br />

Forschungsinteraktion<br />

1. Dem qualitativen Denken entspringt das Bewusstsein, dass jeder Forschungsprozess<br />

eine Interaktion des Forschers mit dem Forschungsgegenstand darstellt. Demgemäß ist<br />

auch das Vorverständnis des Forschers offenzulegen, um in einem laufenden Wechselspiel<br />

erforschte Daten und Erkenntnisgewinn des Forschers zu neuen Forschungsergebnissen<br />

zu aggregieren. MAYRING bezeichnet diesen Rückkoppelungsvorgang auch als<br />

„Erkenntnisspirale“, in dem Introspektion (= Analyse des eigenen Denkens) zu illustrieren<br />

und als Informationsquelle zu überprüfen ist. Ganz in diesem Sinne ist der Forscher auch<br />

gefordert, den situativen Kontext (bzw. seinen Eindruck davon) ausreichend zu berücksichtigen.<br />

2. Qualitative Sozialforschung operiert in Forschungsgebieten, in denen Menschen nicht nur<br />

agieren, sondern auf Forscher und Forschungsprozess reagieren. Umgekehrt ist auch<br />

das Verhalten des Forschers Antwort auf die Bedingungen des Forschungsfeldes. Diesen<br />

wechselseitigen Dialog gilt es zu berücksichtigen, indem sämtliche Interpretationen<br />

ausdrücklich als subjektiv, in den Interaktionsprozess eingebunden, und nicht als allgemein<br />

gültige Erkenntnis gedeutet werden. Die Interaktion wird in seiner Bedeutung für<br />

das Forschungsergebnis erfasst, indem sie nicht negiert oder ignoriert (wie bei quantitativer<br />

Forschung), sondern expliziert und als Teil eines subjektiven Analyseprozesses gewertet<br />

wird.<br />

Aus der Maxime der "Gegenstandsorientierung" und den Eigentümlichkeiten in Forschungsablauf,<br />

-methodik und –interaktion ergibt sich insgesamt eine Forschungshaltung, die mehr<br />

Spielräume zur Erfassung sozialer Tatbestände zulässt als ausschließlich quantitativ orientiertes<br />

Vorgehen. Indem sie sich a priori nicht auf bestimmte Methoden, Chronologien u.ä.<br />

beschränkt, darf sie den Hauptverdienst für sich in Anspruch nehmen,<br />

� einen breiteren Zugang, d.h. eine Annäherung an das Forschungsobjekt von mehreren<br />

Seiten und unter Zuhilfenahme eines reichhaltigen (quantitativen und qualitativen) Instrumentariums<br />

sowie<br />

� eine Elastizität des Forschungsprozesses zu induzieren, der nicht einem starren Ablaufschema<br />

folgt, sondern Vor- und Rückgriffe zulässt.<br />

In allen drei Eckpfeilern der qualitativen Forschungskonzeption wird somit dem Bestreben<br />

nach Gegenstandsorientierung Rechnung getragen:<br />

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