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"Also wenn ich das nicht aushalte (schnell, abwertend), dann bin ich in dem Job falsch" 408 , meint<br />

ein Teilnehmer trocken, angesprochen auf den zeitlichen Druck aufgrund der Doppelbelastung.<br />

Schon in früheren Abschnitten wurden die Kriterien "hoher zeitlicher Einsatz", "zeitliche<br />

Flexibilität" und "Stressresistenz" als einige jener Fähigkeiten, die ein Finanzdienstleister in<br />

seinem Beruf mitzubringen hat, besonders hoch bewertet. 409 Der Zusammenhang der zeitlichen<br />

Auslastung mit dem betrachteten Branchenbild ist damit nicht mehr zu leugnen.<br />

Wir werden diesem Charakteristikum auch noch im Zuge der familiären Bearbeitung des<br />

Kurses begegnen. Fakt ist - und soweit möchte ich schon vorgreifen - dass auch die Familienmitglieder<br />

die äußerst engen zeitlichen Ressourcen als berufsbegleitendes Element kennen<br />

und damit leben gelernt haben.<br />

7.2.3.2.1.2.2 Perspektiven - Verwertung des Kursereignisses<br />

K52 Perspektiven - Verwertung des Kursereignisses<br />

Anzahl der Befragungspersonen<br />

im jeweiligen Cluster<br />

Kurzfristig bindet der Kursbesuch den Mitar-<br />

beiter an das Unternehmen und umgekehrt.<br />

Mittelfristig ist seitens der TeilnehmerInnen<br />

ein Jobwechsel geplant.<br />

Tabelle 102: Berufliche Perspektiven<br />

Summe Spannung Lehrgang<br />

Cl 1 Cl 2 intern offen<br />

23<br />

4<br />

19<br />

11<br />

3 1 2 3<br />

4 1 3 4<br />

Sehr zurückhaltend präsentieren sich die verarbeiteten Paraphrasen zu den weiteren beruflichen<br />

Plänen. Außer dem äußerst vagen Wunsch nach beruflichem Aufstieg und dem Endziel<br />

"Einkommensvermehrung", die beides als treibende Kräfte in der Motivationsstruktur aufschienen,<br />

war den Teilnehmern nicht viel an zukünftigen beruflichen Vorhaben zu entlocken.<br />

Dies mag daran liegen, dass viele noch keine konkreten Vorstellungen über ihre weitere Karriere<br />

haben, sondern erst nach dem absolvierten Kurs über weitere Verwertungsmöglichkeiten<br />

nachdenken. Der Lehrgang wird somit nicht Mittel zum Erreichen einer ganz bestimmten<br />

beruflichen Position gesehen, sondern als Möglichkeit, die Stellung am Arbeitsmarkt ganz<br />

allgemein zu verbessern, sei es durch Selbstständigkeit in der Branche, Aufstieg innerhalb<br />

eines Unternehmens oder durch Festigung der bestehenden Stellung. In jedem Fall scheint<br />

die unmittelbare, nahe berufliche Zukunft den Betroffenen nicht übermäßig zu beschäftigen.<br />

Vorstellbar ist andererseits natürlich auch, dass - und das scheint ebenfalls recht plausibel<br />

zu sein - konkrete Pläne nur ungern in der Interviewsituation preisgegeben wurden. Die (natürlich<br />

unbegründete) Befürchtung, dass die Information an das Unternehmen weitergegeben<br />

wird, könnte eine ehrliche Beantwortung der Frage nach beruflichen Perspektiven verhindert<br />

haben. 410 Für diese Denkvariante spricht auch, dass vier Teilnehmer des firmeninternen Kurses<br />

zumindest über einen mittelfristigen Jobwechsel nachdenken, während drei davon überzeugt<br />

sind, dass der Kursbesuch die (kurzfristige) Bindung zwischen Mitarbeiter und Unternehmen<br />

verstärkt - in dem Sinne, dass<br />

� das Unternehmen in den Mitarbeiter investiert hat und ein Personalabbau für ihn da-<br />

408<br />

Ausschnitt aus dem Interview mit Code "Indy"<br />

409<br />

Vgl. Abschnitt 6.2.1.1.1.2, S. 120 f.<br />

410<br />

Besonders im firmeninternen Kurs war die vorsichtige Formulierung vieler Aussagen offenkundig.<br />

So beantwortete ein Teilnehmer die Frage, wann er überwiegend für den Kurs lerne, mit der Aussage<br />

"Ja, eigentlich schon.. na ja, wenn Sie mich nicht verraten, eigentlich schon hauptsächlich in der<br />

Dienstzeit." (Code "Euwal"). Ein gewisses Misstrauen der Interviewerin gegenüber ist somit nicht zu<br />

leugnen.<br />

316<br />

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