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sucht, den Partner von der eigenen Stresssituation abzuschirmen (ob dies letztlich gelingt<br />

oder nicht, sei dahingestellt; der Wille ist jedenfalls eindeutig vorhanden) und die Belastung<br />

intrapersonal abzubauen. Andererseits erfahren wir von weiterbildungsinduzierten, intensiven<br />

Dialogen, die eindeutig darauf schließen lassen, dass der Partner sehr wohl bewusst ins<br />

Geschehen einbezogen wird. Aufgelöst kann dieser Gegensatz werden, indem die (latente)<br />

Intention des betroffenen Teilnehmers manifestiert wird: Unangenehme Empfindungen werden<br />

für sich behalten, jene, die positiv bewegen (zumindest überwiegend; wie eben Unterrichtsinhalte,<br />

lustige Anekdoten, Erlebnisse rund um den Kurs herum) hingegen geteilt und<br />

für die Beziehung implizit fruchtbar gemacht. Oder wie ein Teilnehmer meint: "Weil ich eben<br />

normalerweise, wie gesagt, eben versuch, dass alles in der Firma oder was negativ oder ja,<br />

eher das Negative, heraus zu halten aus der Beziehung, das Positive aber sehr wohl.“ 420<br />

Dass nun die Kommunikation insgesamt eine Belebung widerfährt, lässt unwiderlegbar den<br />

Schluss zu, dass die intrapersonalen Gefühle, die mit dem Weiterbildungsbesuch in Verbindung<br />

stehen, eher positiv konnotiert sind denn negativ.<br />

Bemerkenswert ist, dass die angeregtere Kommunikation als Pluspunkt der Weiterbildungsteilnahme<br />

weit vor jenen rangiert, die man als eigentliche beziehungsstimulierende Elemente<br />

vermutet hätte, nämlich "Motivation bei Durchhängern“ und "Stolz des Partners“. Zwar werden<br />

diese von drei bzw. vier Personen durchaus positiv erwähnt, die breite Zustimmung finden<br />

sie als Beziehungs-„Motoren“ aber nicht. Im Vergleich dazu überrascht die – ebenso<br />

vielen Personen getätigte – Aussage, von der räumlichen/zeitlichen Distanz profitiert zu haben.<br />

Eine Teilnehmerin bringt dies in folgender Textpassage zu Ausdruck: "..es ist sogar<br />

besser, wenn man so weit weg fährt, weil man mehr Abstand gewinnt und weil man sicher<br />

intensiver lernt, weil man neue Freundschaften knüpft und halt einfach das Ganze daheim<br />

dann wieder anders sieht oder mehr zu schätzen weiß.“ 421<br />

Obwohl nur von einer Person definitiv benannt, möchte ich noch den persönlichkeitsbildenden<br />

Aspekt der Weiterbildung betonen, der letztlich ebenfalls der Partnerschaft (und/oder<br />

auch den Kindern) zugute kommt. "Wenn es mir gut geht, geht's ihr auch gut" 422 , meint eine<br />

Befragungsperson und bringt damit zum Ausdruck, was vielerorts wohl zu trivial scheint, um<br />

explizit Erwähnung zu finden: Eine funktionierende Partnerschaft bedingt das Zusammentreffen<br />

positiver, selbstzufriedener Persönlichkeiten - und dazu kann Weiterbildung ganz offensichtlich<br />

ihr Schäuflein betragen.<br />

Die Quintessenz bei der emotionalen Verarbeitung des Kurses in der Partnerschaft kann mit<br />

folgendem Zitat ausgedrückt werden, dem sich - und das wurde in den Interviews besonders<br />

deutlich - die meisten Befragungspersonen verpflichtet fühlen: „Ich würd' sagen, jetzt alles im<br />

nachhinein betrachtet, eigentlich in der Phase vorübergehend ja, aber im nachhinein haben<br />

sich die ganzen Sachen eigentlich gefestigt. Also Freundschaften, Verhältnis mit Familienmitgliedern,<br />

Partnerschaft, die Sachen.“ 423 Im Großen und Ganzen kann entgegen aller Erwartungen<br />

und trotz erhöhter Belastung durch Kurs und Arbeit paradoxerweise von einer<br />

Beziehungsverbesserung oder -intensivierung gesprochen werden.<br />

Nur in seltenen Fällen wurde von „neutralen“ Beziehungsentwicklung berichtet, wie das etwa<br />

dieser Teilnehmer zusammenfasst: „Ich könnte nicht wirklich sagen, es hat einen riesen negativen<br />

Effekt. Ich könnte auch nicht sagen, es hat einen riesen positiven Effekt. Es ist eher<br />

neutral mit ein paar Schwankungen nach oben und nach unten, je nachdem.“ 424<br />

Ein wirklich negativer Verlauf des partnerschaftlichen Verhältnisses wurde in keinem Fall<br />

beklagt. Dies mag zwei alternativen Ursachen zuzuschreiben sein:<br />

420 Ausschnitt aus dem Interview mit Code „Geronimo“<br />

421 Ausschnitt aus dem Interview mit Code „SHIPOL“<br />

422 Ausschnitt aus dem Interview mit Code "Euwal"<br />

423 Ausschnitt aus dem Interview mit Code „SHIPOL“<br />

424 Ausschnitt aus dem Interview mit Code „Bussibär“<br />

323

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