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die Rate derjenigen, die bereits mindestens eine Konfrontation mit Weiterbildung aufweisen<br />

kann, bei etwa 90 %. Der Grund dafür könnte wiederum in den Branchenspezifika liegen, die<br />

einen besonders hohen Bildungsdruck implizieren.<br />

Berufsposition und (Grund-)Ausbildungsstand liefern m.E. daher keine gültigen Kriterien zur<br />

Identifikation "des" Weiterbildungsteilnehmers. Einkommensspezifisch untersucht, findet sich<br />

eine durchwegs zufriedenstellende Situation - ein Indiz dafür, dass die meisten der "Mittelschicht"<br />

entstammen. Hinzuzufügen ist dem Bild schließlich noch ein weiteres Merkmal: das<br />

hohe zeitliche Aufkommen im Berufsleben. Dieser stellt nicht nur einen hohen beruflichen<br />

Einsatz, sondern auch eine große Opferbereitschaft - nämlich zugunsten der Doppelbelastung<br />

Beruf und Bildung auf Freizeitvergnügen zu verzichten - sowie Lernfreude und Belastbarkeit<br />

unter Beweis. Dieses offensichtlich vorhandene Bildungsbewusstsein konnte mehrmals<br />

nachgewiesen werden, u.a. auch durch die Tatsache, dass Weiterbildung nicht aus<br />

unmittelbarer "Not" heraus (aufgrund bzw. zur Vermeidung eines Arbeitsplatzverlustes)<br />

wahrgenommen wird, sondern als Präventivmaßnahme, um für künftige Qualifikationsänderungen<br />

gewappnet zu sein.<br />

Zusammenfassend kann die Hypothese aufgestellt werden, dass der "typische" Weiterbildungskandidat<br />

im besonderen vier Merkmale auf sich vereinigt.<br />

Hypothese 1:<br />

Der typische Weiterbildungsteilnehmer<br />

� ist männlich,<br />

� ca. 37 Jahre alt,<br />

� keiner spezifischen Führungsebene zuzuordnen,<br />

� bezieht ein mittleres Einkommen und<br />

� durch hohen beruflichen Einsatz gekennzeichnet.<br />

Weiterbildung wurde in bisherigen Veröffentlichungen nur allzu oft als Förderin sozialer Ungleichheiten<br />

kritisiert. Die dahinterstehende "Scherenfunktion", bezeichnend für die Verstärkung<br />

(aus-)bildungsmäßiger und in Folge gesellschaftlicher Differenzen, kann in dieser Studie<br />

nicht bestätigt werden. Die Akzeptanz der gegenteiligen Hypothese, die mit dem Zugeständnis<br />

kompensatorischer Wirkung eine weit optimistischere Bildungsauffassung vertritt, ist<br />

indes durchaus annehmbar. Weder für den Zusammenhang zwischen Grundausbildung und<br />

Weiterbildung, noch zwischen Bildung der Eltern und Weiterbildung, finden sich stichhaltige<br />

Beweise. Beiden Faktoren dürften demnach nicht übermäßig prägenden Einfluss auf das<br />

Individuum auswirken und in der öffentlichen Debatte überschätzt werden. Vorstellbar ist<br />

lediglich, dass sich das Bildungsbewusstsein zwar unabhängig von der Einbettung in das<br />

soziale Umfeld entwickeln kann (in diesem Fall wäre die öffentliche Bildungsdebatte "schuld"<br />

an dem individuellen Denken), dass aber die Chance dazu weit größer ist, wenn auch in der<br />

Ursprungsfamilie entsprechende Bildungstendenzen vorherrschten. Unterschätzt wird jedenfalls<br />

die intrapersonale Bewusstseinsbildung rund um Weiterbildung, die durch die breite<br />

Diskussion über Arbeitsmarktänderungen und mediale Aufrufe, dieser durch Bildung entgegenzusteuern<br />

bzw. ihr Rechnung zu tragen, gefördert wird. Zum Begriff "Weiterbildung"<br />

könnte man aus dem Vorhergesagten daher zwei Charakteristika ableiten.<br />

Hypothese 2:<br />

1. Das Bildungsbewusstsein entsteht mit dem Fortschreiten der Sozialisation und nicht<br />

durch Einflüsse der Vergangenheit.<br />

2. Durch Weiterbildung erfolgt ein Ausgleich sozialer Unterschiede.<br />

Soweit zur Einschätzung von Weiterbildung und deren Konsumenten. Wenden wir uns nun<br />

dem Entscheidungsprozess selbst zu, dessen Ausgang von der Bewertung der Makro- und<br />

Mikrofaktoren sowie von subjektiven Persönlichkeitseigenschaften determiniert wird. Die<br />

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