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Hausarbeiten benötigt, ist der Partner gefordert, ihm den Rücken von diversen Banalitäten<br />

freizuhalten. Dass es nicht immer einfach ist, dem Teilnehmer auf diese Weise den Weg zu<br />

eben, ist nachvollziehbar. Trotzdem bekennen drei Viertel der befragten Frauen, dieses Entgegenkommen<br />

nicht nur gerne zu gewähren, sondern empfinden es - und da liegen sie mit<br />

ihren Männern auf einer Linie - als Bereicherung für die Beziehung. "Unterstützung geben"<br />

wird zwar für gewöhnlich eher negativ, weil anstrengend, bewertet, hier wird diese Handlung<br />

- egal ob sie dem Teilnehmer nun aktiv oder passiv behilflich ist - als Gewinn verstanden, da<br />

insgesamt die Partnerschaft (trotz Mühen beider Beteiligten) profitiert. Die Hilfestellung des<br />

Partners kann als Teil eines Wechselspiels aufgefasst werden, zumal angenommen werden<br />

darf, dass sie nur dann erbracht wird, wenn die Beziehung intakt ist. In diesem Falls wird sie<br />

vom Teilnehmer aber auch als solche verstanden und geschätzt wird. Fazit: In einer guten<br />

Partnerschaft besitzt das Sprichwort "Geteiltes Leid ist halbes Leid" tatsächlich Gültigkeit,<br />

vielmehr noch, die gemeinsame Bewältigung intensiviert und festigt das Verhältnis zueinander.<br />

Umgekehrt ist jedoch wahrscheinlich (vgl. auch oben), dass eine geschädigte Beziehung<br />

unter einer zusätzlichen Belastung leidet, wenn nicht sogar daran zerbricht.<br />

Als zweites wurde die vermehrte Kommunikation lobend erwähnt. "Ich glaub einmal.. es hat<br />

sich zeitlich sicher verschoben, aber ich glaube sogar, dass es teilweise intensiver geworden<br />

ist. Weil wenn man dann zusammensitzt, dann redet man einfach ganz anders miteinander<br />

und über andere Themen auch. Also ich könnte mir absolut nicht vorstellen, zu Hause zu<br />

sein und den ganzen Tag (?) und dann.. ja, über was redet man dann wirklich?" 464 Trotz dieser<br />

zweifellos befürwortenden Haltung einer Partnerin dreht sich das Bild im Vergleich zum<br />

vorigen Punkt etwas um, nachdem zwei Drittel der Studierenden, aber nur knapp die Hälfte<br />

der Partner den ausgeprägteren Gedankenaustausch als Bonus für die Partnerschaft benennen.<br />

Während die "Rücksichtnahme" daher unter den Partner am häufigsten als beziehungsförderlich<br />

angeführt wurde, sind es für die Teilnehmer hauptsächlich die abwechslungsreicheren<br />

Dialoge, die frischen Wind in die Partnerschaft hineintragen und belebend<br />

wirken. Bei näherer Betrachtung ist diese unterschiedliche, wenngleich in jedem Fall hohe,<br />

Bewertung verständlich: Für Frauen bedeutet die Schonung des Teilnehmers ein freiwilliges<br />

Opfer und damit einen Liebesbeweis. Die weiterbildungsaktiven Männer hingegen schätzen<br />

es besonders, erlebte Kursgeschehnisse mit ihrer Partnerin zu teilen - egal ob es sich nun<br />

darum handelt, seinem Ärger Luft zu machen, heitere Episoden zu erzählen oder wissenswerte<br />

Dinge weiterzugeben. Dass diese zwanglose Plaudern über den Kurs aber leicht umschlagen<br />

kann (wir erinnern uns an die Kritik der Partner über "zu viele/zu komplizierte Kursthemen")<br />

mag verantwortlich dafür zeichnen, dass die angereicherte Kommunikation nicht<br />

ganz so bejahend aufgenommen wurde.<br />

Die weiteren Kriterien entsprechen in ihrer Zustimmungsrate in etwa jenen der Teilnehmerinterviews.<br />

Mit einigem Erstaunen musste ich allerdings zur Kenntnis nehmen, dass Zitate wie<br />

das folgende in beiden Personenkreisen nur selten aufzuspüren waren: "Dann hat er eigentlich<br />

wirklich überlegt, er soll aufhören und da hab ich gesagt, nein, also du hast einen Dreiviertel<br />

Teil, jetzt beiß durch, das ist wie bei allem, wenn man eine Schule macht oder sonst<br />

was, das muss man dann ganz einfach. Das wäre ewig schade, wenn man das dann nicht<br />

fertig macht. Es ist dann.. wirklich, er hat es fast nicht fertig machen wollen. Es war ihm aber<br />

dann.. ich glaub ganz einfach, weil's zu viel war. Nicht vom Lernen her, wenn das Lernen<br />

alleine gewesen wäre oder wenn ihm vielleicht die Arbeit irgendwie.. dass die gesagt hätten,<br />

okay, ihr habt ein bisschen mehr Zeit zum Lernen oder sonst was und da ist gerade die Arbeit<br />

noch mehr geworden also.. das war glaube ich der Grund. Nicht direkt der Kurs, dass er<br />

den nicht.." 465 Ganz abgesehen davon, dass wir diesen Worten eine Bestätigung für die<br />

Doppelbelastung des Teilnehmers durch Kurs und Beruf (vgl. Abschnitt 7.2.3.2.1.2.1) finden,<br />

ist es doch merkwürdig, dass die zwischenzeitliche Motivation von so untergeordneter Bedeutung<br />

für die Kursbewältigung ist, dass sie nur vier Personen (3 Teilnehmer, 1 Partner)<br />

erwähnenswert schien. Als Erklärungsversuch könnte man sich mit folgender Theorie behel-<br />

464 Ausschnitt aus dem Partner-Interview mit Code "Null"<br />

465 Ausschnitt aus dem Partner-Interview mit Code "Tschin-Tschin"<br />

354

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