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7.2.3.2.2.2.2 Emotionale Verarbeitung<br />

Aus den Schilderungen im vorigen Abschnitt stellt sich uns das Kind als unkompliziertes Wesen<br />

dar, das sich auf Änderungen in seinem Tagesablauf gut einstellen kann. Insofern<br />

scheint auch die Weiterbildung des Vaters keine großen Einschnitte zu verursachen. Doch<br />

wie wird die Entbehrung eines Elternteils emotional verarbeitet? Trügt der äußere Eindruck<br />

und unterliegen wir hier einem fatalen Irrtum, indem wir annehmen, das Kind hätte keine<br />

Probleme mit der häufigen Abwesenheit des Vaters? Denn vergessen wir nicht: Selbst wenn<br />

der Teilnehmer zu Hause weilt, benötigt er doch ungleich mehr Zeit als früher für "sich<br />

selbst" (lernen, Hausarbeiten,...). Und vergessen wir weiters nicht: Obwohl Kinder durch ihre<br />

fröhliche und unbeschwerte Art bestechen, so kann das nicht darüber hinwegtäuschen, dass<br />

deren Seelenleben weit komplexer und für Erwachsene oft schwer nachvollziehbar ist.<br />

Zur Erfassung des effektiven Gemütszustandes wären geschulte Kinderpsychologen vonnöten,<br />

die mit viel Einfühlungsvermögen und vermutlich in mehreren Sitzungen die Aussagen<br />

der Kinder durchleuchten. Für unsere Zwecke, die Erhebung der bildungsinduzierten Abwesenheit<br />

des Vaters und ihrer Bewältigung durch das Kind, wurde eine andere Methode gewählt:<br />

Ausschließlich die Eltern wurden über den emotionalen Status Quo ihrer Sprösslinge<br />

befragt, und zwar aus folgenden Gründen: Ein Interview der betroffenen Kinder hätte zum<br />

einen eine erhebliche Vorlaufzeit benötigt, da anzunehmen ist, dass gerade in einem "sensiblen"<br />

Alter bis zu 10, 11 Jahren (darunter fällt etwa die Hälfte der Kinder) grundsätzlich eine<br />

gewisse Distanz zu fremden Personen besteht. Um zunächst das Vertrauen zu gewinnen<br />

und dann nach kinderpsychologischen Methoden näher auf die eigentlich Thematik einzugehen,<br />

hätte man einen beträchtlichen zeitlichen Einsatz in Kauf nehmen müssen, der - und<br />

das ist der springende Punkt - m. E. aber keinen wesentlich höheren Erkenntnisfortschritt<br />

gebracht hätte. Der Aufwand einer Kinderbefragung wäre somit in keiner Relation zum Informationsgewinn<br />

gestanden. Sinnvoller erschien hingegen eine Unterredung mit den Eltern.<br />

Aus laufenden Gesprächen und Beobachtungen über den fraglichen Zeitraum (= Weiterbildungsdauer)<br />

konnten diese ein zusammenhängenderes Bild über die kindlichen Reaktionsformen<br />

konstruieren als es einem Interviewer je möglich gewesen wäre. Zusätzlich dazu ermöglichte<br />

die getrennte Befragung mit jedem Elternteil, die subjektive Wahrnehmung von<br />

Vater und Mutter sowie eventuelle Divergenzen aufzuzeigen.<br />

Zum Thema "emotionale Belastungen" wurde nur in zwei Fällen davon berichtet, dass sich<br />

der Stress des Vaters spürbar auf die Kinder auswirkte. Kombinieren wir diese Aussagen mit<br />

jenen der Teilnehmer (nur einer konnte seine Gereiztheit lt. eigenen Aussagen nicht vor den<br />

Kindern verbergen), so können wir getrost darauf vertrauen, dass der Weiterbildungsbesuch<br />

mit seinen Tücken und Hürden keinen Schaden bei den Kindern anrichtet. Sowohl in zeitlicher<br />

Hinsicht, als augenscheinlich auch in emotionaler, trachtet der studierende Vater danach,<br />

das Kind so weit wie möglich von seinen eigenen Bürden fernzuhalten. Es scheint, als<br />

würde sich für das Kind kaum etwas an seinem Alltag ändern - mal abgesehen davon, dass<br />

sich Papa öfters zum Lernen zurückzieht und am Wochenende manchmal "arbeiten geht".<br />

Aber keinesfalls, und das scheint sich immer mehr abzuzeichnen, ist zu befürchten, dass das<br />

Kind unter dem Weiterbildungsbesuch "leidet", sich emotional vom Vater entfernt oder durch<br />

dessen Abwesenheit den Bezug zu ihm verliert.<br />

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