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wären die Geburt eines Kindes, ein Arbeitsplatzwechsel, und – zumindest für manche – die<br />

Teilnahme an einem Weiterbildungsprogramm. In weiterer Folge interessiert nun die Klassifizierung<br />

nach der Höhe, dem Ausmaß, dieses gedanklichen Erregungszustandes. Dazu kann<br />

die Summenregel von FESTINGER Aufschluss geben. 62 Diese besagt, dass sich die Spannungshöhe<br />

an der summarischen Zusammenfassung aller aufgetretenen Inkonsistenzen<br />

bemisst. Das Spannungsausmaß lässt sich also aus der Addition der einzelnen Inkonsistenzen<br />

und folglich auch den einzelnen Spannungen, die zwischen dem Ereignis und den kognitiven<br />

Elementen besteht, ableiten.<br />

Eine Weiterbildungsteilnahme kann mehr oder weniger Spannung hervorrufen, je nachdem,<br />

ob viele kognitive Denkinhalte betroffen sind oder nur eine begrenzte Anzahl an Inkonsistenzen<br />

bestehen. Daraus wird schon ersichtlich, dass auch – wie eingangs erwähnt – unbedeutende<br />

Ereignisse als „kritisch“ in Erscheinung treten können. Letztendlich gibt es nämlich<br />

kein objektives Kriterium für die Wichtigkeit eines Ereignisses; nur die subjektive Bedeutsamkeit<br />

entscheidet über das Ausmaß der hervorgerufenen Spannung. Ein und dasselbe<br />

Ereignis (z.B. „Weiterbildungsteilnahme“) kann somit<br />

� gar keine oder nur wenig Spannung hervorrufen (Dies ist dann der Fall, wenn keine<br />

Inkonsistenten auftreten, weil das Weltbild des Betroffenen nicht erschüttert wird; z.B.<br />

eine Person ist von Kindheit an mit Bildung und Weiterbildung konfrontiert, für sie gehört<br />

Lernen zum normalen Lebensinhalt.)<br />

� ein mittleres Spannungsausmaß hervorrufen (Dazu ist erforderlich, dass nur wenige<br />

kognitive Komponenten mit dem Erlebnis inkonsistent sind; z.B. eine Person besitzt<br />

zwar grundsätzlich eine positive Bildungseinstellung, doch hat sie gewisse Zweifel, ob<br />

sie die tatsächliche Umsetzung schafft oder ob sie aufgrund einer langen Bildungsabstinenz<br />

seit der Schulzeit Probleme mit dem Lernfortschritt bekommt.)<br />

� ein großes Spannungsausmaß hervorrufen (Dieses tritt dann auf, wenn viele kognitive<br />

Denkinhalte von Inkonsistenz betroffen sind; z.B. eine Person erhält von ihrem Arbeitgeber<br />

den Auftrag, an einem Weiterbildungsprogramm teilzunehmen, obwohl sie<br />

grundsätzlich Lernen mit Abneigung gegenübersteht sowie weder die erforderlichen<br />

zeitlichen, noch finanziellen Kapazitäten hat und zusätzlich die Familie bzw. das soziale<br />

Umfeld eine negative Bildungshaltung einnimmt).<br />

Ähnliche Prozesse sind natürlich auch auf der Seite des Partners und der Familie anzunehmen.<br />

Auch oder gerade für diese Personen stellt nämlich die Weiterbildung des Mannes/der<br />

Frau bzw. des Vaters/der Mutter ein kritisches Lebensereignis dar, auf die sie mit (viel oder<br />

wenig) Spannung reagieren.<br />

4.2.5 Reaktion<br />

Bezüglich der Reaktion auf ein kritisches Lebensereignis besteht in der Literatur terminologische<br />

Uneinigkeit. Als Überbegriff für alle Bemühungen, „..mit denen eine Person auf eine<br />

Beeinträchtigung, eine Bedrohung oder eine Herausforderung reagiert, wenn routinemäßige<br />

und automatische Reaktionen nicht zur Verfügung stehen“ 63 hat sich er Terminus „Coping“<br />

herausgebildet. LAZARUS 64 unterscheidet weiter in direkte Handlungen (d. s. solche, die<br />

getätigt werden, um in das derzeitige kritische Geschehen einzugreifen und eine Veränderung<br />

zu bewirken) und pallative Reaktionen, die ausschließlich darauf abzielen, die durch<br />

das kritische Lebensereignis entstandenen Gefühle zu verarbeiten, ohne jedoch in den bestehenden<br />

Sachverhalt einzugreifen. Abhängig ist die jeweils gewählte Alternative davon,<br />

welche subjektive Bewertung die Situation ergeben hat, und zwar erstens im Hinblick auf<br />

Relevanz für die eigene Person (d.h. ob sie verlustreich, beeinträchtigend, bedrohend, her-<br />

62 Festinger, L. (1957) in Rosch Inglehart, M. (1988), S. 56<br />

63 Rosch Inglehart, M. (1988), S. 16<br />

64 Lazarus, R. , Averill, J. u.a. (1974) in Rosch Inglehart, M. (1988), S. 16<br />

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