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1. Bildungsinstitution: Die Marketingtätigkeit von Bildungsanbietern besitzt motivationsfördernde<br />

und gleichzeitig spannungsreduzierende Wirkung. Durch ihre Präsenz in den Medien<br />

schaffen (primär private) Bildungseinrichtungen eine Sensibilität für die Notwendigkeit<br />

von Weiterbildung bzw. fördern den Entschluss zur eigenen Bildungsoffensive. Oftmals<br />

wird beim Einzelnen das Gefühl "da muss ich mitmachen" geweckt und damit ein<br />

gesellschaftlich bedeutender Bildungseffekt erzielt. Konsistenztheoretisch bedeutet dies,<br />

dass Weiterbildung im Weltbild der Individuen immer öfters präsent ist, sukzessive selbst<br />

befürwortet oder zumindest als Teil der eigenen kognitiven Strukturen akzeptiert wird. Eine<br />

Spannung aufgrund eines Widerspruchs von "Weiterbildung" und "Weltbild" wird für die<br />

kommenden Generationen daher immer unwahrscheinlicher; eher ist eine Einschmelzung<br />

des einen Elements in das zweite zu erwarten. Bedeutsam ist dieser Effekt insbesondere<br />

für die effektive Weiterbildungsbewältigung innerhalb der Familie: Die Untersuchungen<br />

ließen deutlich eine positive Korrelation von Spannung (des Teilnehmers und/oder des<br />

Partners) und Familienklima erkennen. Spannungsfreiheit ist offenbar ein dem Beziehungsklima<br />

zuträgliches Kriterium und beeinflusst in diese Sinne die individuelle Rückblende<br />

über den Weiterbildungsbesuch (die wiederum ausschlaggebend an dem Entschluss<br />

für/wider ein erneutes Bildungsvorhaben beteiligt ist, vgl. den Bildungskreislauf in<br />

Abbildung 80, S. 397!).<br />

2. Staat: Ähnlich versteht sich auch die Aufgabe des Staates, der danach trachten muss,<br />

umfassendes Bildungsbewusstsein in die Köpfe seiner Bevölkerung einzupflanzen. Durch<br />

großangelegte Weiterbildungskampagnen (die insbesondere ältere Arbeitnehmer einzubeziehen<br />

hat!) oder durch geeignete finanzielle, organisatorische oder pädagogische<br />

Konzepte ist das Bekenntnis zur Unterstützung von Weiterbildungsbestrebungen offenzulegen.<br />

3. Unternehmen: Hier liegt das Hauptaugenmerk weniger auf der Vermeidung des kritischen<br />

Ereignisses "Weiterbildung", sondern auf jener der stressverursachenden<br />

"Unternehmenswahl" 494 .<br />

Gemeinsam sollte allen drei Bildungsbeteiligten der Versuch sein, Spannung aufzulösen<br />

bzw. zu vermeiden. Während Bildungseinrichtung und Staat das kritische Lebensereignis<br />

"Weiterbildung" ins Visier nehmen, hat das Unternehmen das kritische Lebensereignis "Mitarbeiterauswahl"<br />

durch geeignete Maßnahmen zu liquidieren.<br />

9.1.2 Lehre<br />

9.1.2.1 Zielgruppenarbeit<br />

Allseits bekannt ist mittlerweile primäre Motivation der Teilnehmer, nämlich in kurzer Zeit<br />

bestimmte Qualifikationen zu erwerben (um dann wiederum berufliche Entwicklungsmöglichkeiten<br />

wahrnehmen zu können). Es gilt also ein Mittel zu finden, um den Bildungsgewinn (im<br />

Sinne von Zunahme an Fähigkeiten) für jeden Einzelnen zu optimieren.<br />

Die wissenschaftliche Literatur antwortet auf das Bedürfnis nach Qualifikationserwerb u.a.<br />

mit dem Zauberwort "Zielgruppenarbeit"; verpackt darin ist der pädagogische Ratschlag, die<br />

Bildungsarbeit auf homogene Gruppen auszurichten. Ich möchte unter den vielfältigen Vorschlägen<br />

gerade diesen herausgreifen, zum einen, weil er sich allseits großer Beliebtheit<br />

erfreut, zum anderen, weil hier Theorie und Praxis wohl am weitesten auseinanderdriften.<br />

Die pädagogische Idee der "Zielgruppenarbeit" ist folgende: Durch eine Orientierung an der<br />

sogenannten "Leitdifferenz" (z.B. den Vorkenntnissen) können die künftigen Weiterbildungskandidaten<br />

anhand ihres Wissensstandes "aussortiert" werden, um sich schließlich in einer<br />

einheitlichen Studentenklasse wiederzufinden. Solche vorwegnehmende Teilnehmerausrich-<br />

494 Vgl. Abschnitt 9.2<br />

404

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