29.01.2013 Aufrufe

Download (2930Kb) - Wirtschaftsuniversität Wien

Download (2930Kb) - Wirtschaftsuniversität Wien

Download (2930Kb) - Wirtschaftsuniversität Wien

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

9 Konsequenzen für die Bildungsbeteiligten<br />

Die Befunde der empirischen Studie eröffnen insbesondere für die Bildungsträger ein weites<br />

Handlungsfeld, um den aufgedeckten Schwächen und Mängeln im Bildungsablauf Rechnung<br />

zutragen.<br />

Unterschiedliche Versuche werden bereits unternommen, um dem betroffenen Bildungsteilnehmer<br />

eine angenehme Bildungserfahrung zu bereiten, wobei man sich insbesondere auf<br />

die Lehre selbst, die Referentenwahl, die didaktische Umsetzung u.ä. konzentriert. Am Rande<br />

werden auch Ambiente (Seminarräume, Verpflegung während der Kurstage, technische<br />

Ausstattung...) und Angebote im Sinne eines "unterhaltenden" (Sommerfeste, Kamingespräche...)<br />

Bildungsprogrammes berücksichtigt.<br />

Neu an dieser Arbeit ist, dass im Lernerlebnis innerhalb der Familie ein fundamentales Erfolgskriterium<br />

entdeckt wurde, das als solches entscheidend für die rückblickende Bewertung<br />

zu sein scheint. Nicht nur fachlicher Wissenszuwachs und Qualifikationserwerb im eigentlichen<br />

Sinn determinieren das Bild, das fortan mit "Weiterbildung" verknüpft wird. Auch die<br />

begleitende Situation innerhalb der Familie trägt zur Beurteilung bei. Ich erlaube mir, dies<br />

dem Leser anhand eines Beispiels zu demonstrieren und damit an sein eigenes Erleben anzuknüpfen.<br />

Nehmen wir an, Sie hätten die Möglichkeit, an einem Weiterbildungsprogramm<br />

teilzunehmen. Was wären Ihre ersten Assoziationen? Ich wage zu behaupten, dass Ihnen<br />

berufliche Verwertungsmöglichkeiten dieser Schulungsmaßnahmen einfallen werden. Sie<br />

werden sich zunächst vorstellen, wie Ihnen dieser Kurs helfen könnte, eine bestimmte Position<br />

zu erreichen oder aber auch dabei, in der derzeitigen erfolgreicher 490 zu sein. Ganz<br />

spontan werden Ihnen aber auch frühere Weiterbildungserfahrungen in den Sinn kommen,<br />

entweder als erfreuliche Erinnerungen ("Damals hat mir der Lehrganges zu einem Karriereschub<br />

verholfen") oder aber auch mit abwertenden Reflexionen versehen ("Damals hab' ich<br />

eigentlich nichts Neues dazugelernt, der Kurs hat mir nichts gebracht. Außerdem waren Referenten<br />

schlecht und der Unterricht immer sehr langweilig."). Wir können sehr deutlich erkennen,<br />

wie die Retrospektive bisheriger Weiterbildungserfahrungen (Antezedenzen i. e. S.)<br />

zukünftige Überlegungen in Richtung "Lernen" fördern oder behindern kann. 491 Die meisten<br />

Überlegungen zur Weiterbildung seitens der Bildungsveranstalter lassen den individuellen<br />

Gedankenprozess an dieser Stelle enden. Demgemäß werden schwerpunktmäßig die Positionierung<br />

am Arbeitsmarkt, am Lehrprogramm selbst (Referenten, Inhalte, didaktische Aufbereitung)<br />

sowie an Zusatzleistungen (Lokalitäten, Begleitprogramme) gebastelt und diese<br />

als Weiterbildungsbenefits vermarktet. Sträflichst vernachlässigt oder möglicherweise in ihrer<br />

Bedeutung auch unterschätzt wurden bis dato familiäre Gegebenheiten.<br />

Führen wir doch unser Gedankenspiel zu Ende. Nachdem Sie sich Ihre berufliche Chancen<br />

ausgerechnet und frühere Bildungsmomente Revue passieren lassen haben, denken Sie<br />

vermutlich auch über die Reaktion Ihrer Familie nach, z.B. "Was wird meine Frau/mein Mann<br />

dazu sagen, wenn ich sie mit meinem Vorhaben konfrontiere? Wie hat sie/er beim letzten<br />

Mal reagiert?" und lassen in Ihrem Kopf damit automatisch ein Bild der früheren Bildungssituation<br />

entstehen. Genau dies ist der springende Punkt. Nicht nur, dass Sie die Haltung<br />

des/der Lebensgefährten/-in gedanklich antizipieren, Sie werden intuitiv den schon erlebten<br />

Bildungsablauf mit all seinen Höhen (Intensität der Beziehung? Gegenseitiges Verständnis?<br />

Geistiger Austausch? Vorbildwirkung?) und Tiefen in der Familie reproduzieren (Vermehrte<br />

Streitigkeiten? Weniger Zeit? Beziehungsverschlechterung?). Und diese Reproduktion wird<br />

Ihre Entscheidung maßgeblich beeinflussen. Jemand, dem beim Konnex von Weiterbildung<br />

490<br />

Hier könnte man weiter darüber philosophieren, was Sie als Erfolg verstehen bzw. ob die früher<br />

angestellte Vermutung, Erfolg definiere sich über Einkommen und Geld, auch in Ihrem Fall anzunehmen<br />

wäre.<br />

491<br />

Lt. empirischen Befunden wurde eine spätere Weiterbildung nachweislich durch eine frühere Lernerfahrung<br />

positiv beeinflusst und die Kursbewältigung dadurch insgesamt erleichtert.<br />

396

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!