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mehreren Unterstellen und wissen aus dem tagtäglichen Berufsleben um die Bedeutung von<br />

Leadership-Qualitäten 303 .<br />

Mit dem Weiterbildungsentschluss hängt diese Erkenntnis nicht unmittelbar zusammen, sie<br />

könnte aber einen vorsichtigen Anhaltspunkt dafür liefern, dass eine entsprechende Karriereposition<br />

in geschlossenen Kursen eher dem (angestrebten) Bild des "Finanzdienstleisters"<br />

entspricht. Dem gegenüber agieren die meisten Teilnehmer an offenen Kursen selbstständig,<br />

was zwar hohe Einkommensmöglichkeiten, aber nur beschränkte Aufstiegschancen in einer<br />

Unternehmenshierarchie impliziert. Für diese Theorie sprechen auch die Befunde zur Frage<br />

nach der Zufriedenheit mit der gegenwärtigen Berufsstellung: Diese ist unter Besuchern der<br />

beiden geschlossenen Lehrgänge nicht nur signifikant niedriger (etwa 16 % sind "sehr zufrieden";<br />

bei offenen Lehrgängen ist dieser Wert dreimal so hoch); jeder Zweite strebt außerdem<br />

in den nächsten zwei Jahren einen Aufstieg im Unternehmen an (bei offenen Lehrgängen:<br />

jeder Vierte).<br />

Aus diesen Informationen kann folgender Schluss gezogen werden: Finanzdienstleister zu<br />

sein, bedeutet für die beiden untersuchten Cluster jeweils etwas anderes. Die Teilnehmer<br />

offener Kurse trachten als großteils Selbstständige eher danach, ihren Kundenstock zu erhöhen,<br />

ihre Einkommenssituation zu verbessern, sich einen "guten Namen" in der Branche<br />

zu machen etc. - diese Attribute sind es auch, die für sie im Begriff "Karriere" verkörpert sind.<br />

Hingegen sind Teilnehmer der geschlossenen Lehrgänge nicht nur real, sondern auch in<br />

ihrem Denken eher an ein Angestelltenverhältnis in einem Unternehmen gebunden. Karriere<br />

zu machen bedeutet für sie, die Hierarchiestufen innerhalb eines Unternehmens hinaufzuklettern<br />

- vielleicht unterbrochen durch gelegentliche Firmenwechsel, aber dennoch im "regulären"<br />

Dienstverhältnis stehend. Beiden Personengruppen ist gemeinsam, dass das Weiterbildungsprogramm<br />

primär zur Erweiterung des Fachwissens dient. Die dahinterstehende<br />

Intention ist jedoch eine andere: Mit dem Kursbesuch erwarten die meisten firmeninternen<br />

Teilnehmer (92 %) mehr noch als ihre Kollegen (rund drei Viertel), der nächsthöheren Führungsebene<br />

ein Stückchen näher zu sein 304 - und dies entspricht letztendlich auch ihren angestrebten<br />

Berufsvorstellungen. In offenen Kursen ist zwar ebenfalls eine starke Karriereorientierung<br />

auszumachen; wie schon gesagt, unterscheiden sie sich jedoch von geschlossenen<br />

Kursen eben in der Sinndeutung einer "Karriere". Konsequenterweise beeinflusst die<br />

Aussicht auf beruflichen Aufstieg (wie auch immer sich dieser individuell definiert) auch weniger<br />

die Teilnahme an einem Weiterbildungsangebot; viel bedeutsamer erscheint hingegen,<br />

durch die eigentlichen Lehrinhalte in der Branche Fuß zu fassen (und nicht - wie im Parallelkurs<br />

zu befürchten ist - durch das Zertifikat in eine höhere Position vorzudringen).<br />

Wir können also schon festhalten, dass sich die Denkstrukturen innerhalb der beiden Cluster<br />

im Bildungsvorfeld deutlich voneinander unterscheiden. Noch um einiges offenkundiger wird<br />

dies, wenn auch andere Motivationsfaktoren in die Betrachtung miteinfließen. Signifikant<br />

höher zeigt sich bei firmeninternen Lehrgängen die Bewertung der beiden Kriterien "Wunsch<br />

des Vorgesetzten" (Mittelwert 2,9 vs. 3,8 bei offenen Lehrgängen) sowie "Vermeidung eines<br />

drohenden Jobverlustes" (3,2 vs. 3,9). Auf die Bedeutung dieser beiden unterschiedlichen<br />

Einschätzungen wurde schon des öfteren und z.T. recht ausführlich eingegangen. Es soll<br />

dem Leser erspart bleiben, dieselbe Erkenntnis erneut präsentiert zu bekommen.<br />

303<br />

Dies geht auch aus der Angabe der "beruflichen Position" hervor; etwa 40 % befinden sich zum<br />

Zeitpunkt der Befragung in einer mittleren oder oberen Führungsebene, 38 % bekleiden immerhin<br />

untere Führungspositionen. In offenen Kursen liegen die entsprechenden Werte bei 18 % (mittlere/obere<br />

Führungsebene) bzw. 2 % (untere Führungsebene); der Großteil (rund zwei Drittel) bezeichnet<br />

sich als "Selbstständig" (z.B. als Versicherungsmakler, freier Mitarbeiter eines Finanzdienstleistungsunternehmens).<br />

304<br />

Diese Häufigkeitsverteilung kann statistisch nachgewiesen werden; die angestrebte Signifikanzgrenze<br />

von 5 % wird jedoch überschritten (p = 0,065).<br />

231

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