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Umgekehrt würde der Versuch des einen oder anderen Referenten, in einem (zeitaufwändigen)<br />

Prozess den Erfahrungsschatz jedes Teilnehmers zu erörtern und zuzulassen (wie es<br />

insbesondere in der konstruktivistischen Andragogik immer wieder gefordert wird), sicherlich<br />

auf massive Missbilligung seitens der Gruppe stoßen, die diesen Weg als Zeitverschwendung<br />

interpretieren würde.<br />

Wir können dieser Kritik wiederum nur mit der - auf empirischen Befunden beruhenden - Tatsache<br />

begegnen, dass viele Teilnehmer neben dem Zuwachs an Fachwissen insbesondere<br />

von<br />

� der Mannigfaltigkeit der Ansichten, Erfahrungshintergründe und Bildungsbiographien<br />

und<br />

� den fachübergreifenden Fertigkeiten (Zeitmanagement, Effizienzsteigerung des Arbeitsverhaltens,<br />

Lernen lernen)<br />

profitieren - ja, vielmehr noch, sich dessen auch bewusst sind, wie wir aus den mündlichen<br />

Befragungen erfahren durften. Andere Lernziele, wie analytisches Denken, Auswahl und<br />

Bewertung von Informationen, Lösen komplexer Problemstellungen etc. (von denen einige in<br />

der Literatur mit dem Begriff "Schlüsselqualifikationen" bezeichnet werden) sind m.E. ein<br />

ebenso wertvoller Bestandteil des Erwachsenenlernens. Sie werden jedoch nur latent wahrgenommen<br />

und daher von den Studierenden auch nicht explizit als "positiver Kurseffekt"<br />

formuliert. Ich möchte in diesem Zusammenhang an den höchstbewerteten Motivationsfaktor,<br />

die "Wissenserweiterung", erinnern. Die ursprünglichen Absichten der Teilnehmer ebenso<br />

wie der abschließende Bewertungsprozess orientieren sich vornehmlich an fachlichem<br />

Qualifikationserwerb; andere "Nebeneffekte" (wie eben der Erwerb fachübergreifender, weicher<br />

Fähigkeiten) werden erst - wenn überhaupt - in zweiter Linie berücksichtigt. 497<br />

Als Bildungsinstitution gilt es jedenfalls, den latenten Zuwachs an Fähigkeiten bewusst zu<br />

machen und seitens der Studierenden den Blick dafür zu schärfen, dass es zwar in erster<br />

Linie der Drang nach Fachwissen ist, was sie zum Kursbesuch veranlasst, dass dies aber<br />

nur einen Bestandteil der Bildungsarbeit darstellt. Angesichts der genauso problematischen<br />

wie bereichernden Heterogenität der Studierenden gilt es, vom zentralen Anliegen "Wissenserwerb"<br />

ein Stückchen abzurücken und in Richtung "Persönlichkeitsentwicklung" zu<br />

erweitern. "Aus der Not eine Tugend machen", könnte man dieses Konzept beschreiben.<br />

Tatsache ist, dass dies im nachhinein von den Studenten durchaus gewürdigt wird.<br />

9.1.2.3 Handlungsansatz<br />

In die gleiche Kerbe wie Zielgruppen- und Teilnehmerorientierung schlägt auch die Forderung<br />

nach handlungsorientiertem Unterricht. Diese resultiert zunächst aus dem Verlangen<br />

der Studierenden selbst, in realitätsgetreuen Situationen Wissen zu erwerben und gleichzeitig<br />

zu erproben, sodass die Anwendung im eigenen Arbeitsalltag erleichtert wird. "Durch den<br />

Lehrgangsbesuch profitiert man, weil das Wissen erweitert wird und ein laufender Transfer in<br />

die Praxis erfolgen kann", wurde als Interviewkategorie verfasst. Deutlich erkennbar ist die<br />

Koppelung von positivem Kurseffekt und Praxisbezug der Ausbildung.<br />

Einige Autoren 498 schlagen nun vor, dieser Forderung durch "handlungsbezogene Bildungsarbeit"<br />

gerecht zu werden. Gerade der Erwerb von Skills soll in konkreten Verwendungssituationen<br />

erfolgen (z.B. eine Sekretärin wird aufgefordert, im EDV-Kurs einen Serienbrief<br />

auszudrucken), praktische Übungen wären wichtiger als theoretische Erörterungen.<br />

Diese Erkenntnisse besitzen unbestritten Gültigkeit, aber nicht immer und überall:<br />

497<br />

Dies mag auch dafür verantwortlich zeichnen, dass nur 15 von 23 Teilnehmer nach Abschluss des<br />

Kurses meinten, dieser hätte sich hinsichtlich ihrer Motivationsfaktoren und Erwartungen als positiv<br />

erwiesen.<br />

498<br />

vgl. z.B. Siebert, H. (1996), S. 157 ff.<br />

407

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