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Als Quintessenz zur Wirkung von Weiterbildung in der Familie können wir festhalten: Weiterbildung<br />

hinterlässt zumeist eine positiven Bilanz, sowohl was das Verhältnis zum Partner, als<br />

auch das zum Kind 519 anbelangt. Ich betrachte es als ein wichtiges Ergebnis der vorliegenden<br />

Arbeit, diesen Effekt empirisch nachgewiesen zu haben. Vielleicht wurde damit ein kleiner<br />

Betrag geleistet, um diesbezügliche Sorgen und Ängste der Studierenden (und derer<br />

Familien) zu zerstreuen und sich etwas befreiter auf das Weiterbildungsvorhaben einzulassen.<br />

Denn dieses versteht sich offenbar nicht nur als Antrieb für den beruflichen Fortgang,<br />

sondern ebenso als Gelegenheit, ein wenig Schwung in das Privatleben zu bringen.<br />

Themenkreis „Beruf“<br />

Interpersonal, soziale Dimension: Unternehmen<br />

Der problematische Einfluss des Unternehmens im Bildungsvorfeld fand schon des öfteren<br />

Berücksichtigung: Mitarbeiter wurden (freilich in bester Absicht) zwecks Qualifikationserwerb<br />

entsandt; die Art und Weise, wie die Auswahl der geeigneten Kandidaten erfolgte, erwies<br />

sich jedoch teilweise als misslungen. Nicht wenige der „geförderten“ Mitarbeiter waren mit<br />

dem Prozedere der Unternehmensentscheidung nicht einverstanden und daher von Anfang<br />

an spannungsbehaftet. Dass diese Spannung wiederum die Abfolge von stressreichen Ereignissen<br />

zu verantworten hat, v. a. in den Bereichen „Familie“ und „Lehrgangsbewältigung“,<br />

konnte eindeutig belegt werden.<br />

Nicht minder problematisch war die berufliche Situation während der Weiterbildungsteilnahme.<br />

So konnte dokumentiert werden, dass<br />

� die Zeitknappheit im Beruf die primäre Schuld an einer psychischen Überlastung trägt<br />

� der Erfolgsdruck, dem gerade die studierenden Mitarbeiter ausgesetzt sind, eine Hauptkomponente<br />

des diagnostizierten Stresszustandes bilden<br />

� Beschwerden der nicht studierenden Kollegen im Unternehmen den Bildungsteilnehmer<br />

seelisch belasten<br />

Doch auch aus der Sicht des Unternehmens ist der Weiterbildungsbesuch ein diffiziles Vorhaben:<br />

Zwar ist einerseits die Erhöhung des Wissensstandes der Mitarbeiter begrüßenswert,<br />

doch besteht andererseits die latente Gefahr, dass sich ein Lehrgangsabsolvent mit seinen<br />

neu erworbenen Kenntnissen und den damit verbundenen Berechtigungen (Konzession!)<br />

beruflich anders orientiert, z. B. den Schritt in die Selbstständigkeit wagt. So unbestritten die<br />

Bedeutung des Lebenslangen Lernens auch ist, so verständlich ist aus unternehmerischer<br />

Sicht und gerade in einer derart karriereorientierten und einkommensdominierten Branche<br />

auch die Kehrseite der Medaille, nämlich der drohende Verlust des gut ausgebildeten Humankapitals,<br />

in das zuvor investiert wurde.<br />

Zu erwähnen bleibt noch, dass die langfristigen Konsequenzen der Spannung nicht erhoben<br />

wurden, ebenso wenig wie die Frage, ob eine positive Bildungserfahrung konsistenzfördernd<br />

wirkt und damit eine dauerhafte Spannungsfreiheit erzielt werden kann. Diese und ähnliche<br />

Fragen könnten den Anlass für eine Nachfolgeuntersuchung bilden, die – im Gegensatz zur<br />

vorliegenden – als Langzeitstudie konzipiert werden müsste.<br />

Eines hat sich jedenfalls herausgestellt: Das Weiterbildungsbewusstsein durchdringt die Bevölkerung<br />

langsam, aber sicher (erwiesenermaßen mehr als die Generationen zuvor). Es ist<br />

daher an der Zeit, auch die Forschung auf diesem Gebiet zu forcieren. Nicht, um den berufsbegleitenden<br />

Bildungsweg zu verharmlosen oder die enorme Belastung zu negieren, sondern<br />

um Probleme und Gewinne gleichermaßen aufzuzeigen und Berührungsängste abzubauen.<br />

Es gilt, die Weiterbildung als das zu begreifen, was sie letztlich ist: eine Chance für<br />

den einzelnen, sein Umfeld und die Gesellschaft.<br />

519<br />

Natürlich muss immer berücksichtigt werden, dass in dieser Studie der studierende Elternteil zumeist<br />

der Vater war. Sicherlich wären die Befunde anders, hätte die Mutter (als Hauptbezugsperson<br />

der Kinder) den Bildungsweg eingeschlagen.<br />

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