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nahme eines Elternteils eine Persönlichkeitsentwicklung, von der letztendlich der Teilnehmer<br />

profitiert. Generell bildet diese Situation aber die Ausnahme, zumal in keinem anderen Fall<br />

die Hauptbezugsperson "Mutter" am Kurs teilnahm.<br />

Ein letztes Wort gibt es über die Persönlichkeitsentwicklung des Teilnehmers zu sagen, die<br />

auch im Verhältnis zum Kind positive Wirkung zeigt. Ein Erklärungsversuch zu dem Faktum,<br />

dass auch hier nur eine Person diese m. E. realistische Multiplikatorwirkung der Weiterbildung<br />

im Interview zur Sprache brachte, wurde bereits an früherer Stelle geliefert 434 ; beschließen<br />

möchte ich diese Kapitel mit folgenden, aus Sicht aller Weiterbildungsfreunde motivierenden,<br />

Worten: "Und sie (die Kinder, Anm.) merken, dass ich eigentlich jetzt viel ausgeglichener<br />

bin, selbstsicherer, motivierter, fröhlicher .. hab wieder mehr Spaß am Leben, das<br />

sind alles Komponenten, die sich bei mir positiv herauskristallisieren." 435<br />

7.2.3.2.1.4.3 Intellektuelle Verarbeitung<br />

"Und ich glaub, es hat vielleicht eine gewisse Art Vorbildwirkung, was ich jetzt mache... dass<br />

man einfach nicht aufhört zu lernen, sondern es geht weiter. 436 ", beschreibt eine Teilnehmerin<br />

den intellektuellen Effekt des eigenen Bildungsweges auf das Kind.<br />

Dass die Bezeichnung "Vorbild" auf sie zutrifft, davon sind fünf weiter Personen überzeugt.<br />

Für spannend befinde ich jedoch die Tatsache, dass diese Wirkung für alle Befragten nur<br />

das angestrebte Endziel darstellt, zu dem man über zwei verschiedene Straßen gelangt:<br />

1. "Weiterbildung als kontinuierliche Weiterentwicklung": Durch die gelebte Teilnahme an<br />

laufenden Bildungsmaßnahmen soll dem Kind vermittelt werden, dass als Teil der Persönlichkeitsentfaltung<br />

zum Leben dazu gehören. Bezweckt wird damit, dass das Kind<br />

später in seiner Bildungswahrnehmung dem eigenen Vorbild folgt.<br />

2. "Weiterbildung als Abschreckung": Hier gelangt man über den entgegengesetzten Weg<br />

zum Ziel. Die eigene Fortbildung, die aufgrund einer fehlenden Grundausbildung zur<br />

Notwendigkeit geworden ist, wird benutzt, um den Kindern den Schulbesuch schmackhaft<br />

zu machen. Der eigene bildungsmäßige Werdegang wird als abschreckendes Beispiel<br />

und "Negativ-Vorbild" (= so soll man es eben nicht machen) dargestellt. 437<br />

Besonders in erstem Fall ist ein Phänomen zu erkennen, das schon in Abschnitt<br />

7.2.3.1.1.1.1, S. 276, zur Sprache gebracht wurde: Weiterbildung ist positiv, Ausbildung negativ<br />

- zumindest für den überwiegenden Teil der Befragungspersonen. Sofern von einem<br />

gelungenen Einstellungstransfer von Teilnehmer auf Kind berichtet wurde, dann bezüglich<br />

der Relation "Weiterbildung - Weiterbildung" und nicht hinsichtlich "Weiterbildung - Schule".<br />

Durch das Vorexerzieren des Lernens kann maximal eine positive Haltung zur späteren<br />

(freiwilligen) Weiterbildung, jedoch keine zu Schule und Lernen, also für das Hier und Jetzt<br />

im Leben des Kindes, erzeugt werden. Offensichtlich sind Weiterbildung und Ausbildung<br />

zumindest für das subjektive kindliche Empfinden zwei vollkommen verschiedene Dinge (primär<br />

aufgrund der diametralen Identifikationskriterien "Zwang" und "Freiwilligkeit"); die<br />

Übertragung der Einstellung muss daher notwendigerweise scheitern. Ein amüsantes Detail<br />

am Rande: Selbst die trickreichen Versuche so manchen Vaters, durch Präsentation der<br />

eigenen (guten) Noten eine Konkurrenzsituation zum Zögling zu schaffen, um diesen zum<br />

Lernen anzuspornen, scheiterten kläglich. Wir nehmen daraus eines mit: Selbst eine noch so<br />

mit Leib und Seele gelebte Weiterbildung kann keine Ausbildungsgegner bekehren!<br />

434 Vgl. Abschnitt 7.2.3.2.1.3.2, S. 319<br />

435 Ausschnitt aus dem Interview mit Code "Bond"<br />

436 Ausschnitt aus dem Interview mit Code "Vanessa"<br />

437 Vgl. Abschnitt 7.2.3.1.1.1.1, S. 276<br />

331

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