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Hervorheben möchte ich jedoch die spannungserhöhenden Konsequenzen dieser unterschiedlichen<br />

Motivationsstruktur. Es wird sich sogleich herausstellen, dass und warum tatsächlich<br />

Studierende der firmeninternen Kurse ein höheres Spannungsmaß in sich tragen.<br />

Inkongruenz mit dem Weiterbildungsereignis ("WAS")<br />

Gemäß der theoretischen Konzeption steht "Inkonsistenz" für ein Ungleichgewicht in den<br />

Denkinhalten einer Person. Im Weiterbildungskontext verstehen wir darunter eine Störung<br />

der Kognitionen, verursacht durch die Widersprüchlichkeit des individuellen Weltbildes (=<br />

geringe Verankerung der Bildungsnotwendigkeit) und der realen Situation, dem Weiterbildungsbesuch.<br />

Die Denkstruktur des Betroffenen weicht von den tatsächlichen Gegebenheiten<br />

ab; Spannung entsteht. Soweit zur theoretischen Abhandlung. Welche Rolle spielt jedoch<br />

der Umstand, dass es sich um offene oder geschlossene Kurse handelt? Um diese Frage<br />

beantworten zu können, müssen wir einen Schritt in die Vergangenheit machen - in die Zeit<br />

VOR dem Bildungsweg.<br />

Insbesondere bei firmeninternen Kursen scheint der Antrieb zur Weiterbildung in vielen Fällen<br />

nicht vom Bildungskandidaten selbst, sondern von seinem Personalchef, Vorgesetzten<br />

etc. auszugehen. Dies führt aber dazu, dass auch jene Mitarbeiter von einer Bildungsmaßnahme<br />

"erwischt" werden, die grundsätzlich wenig Sympathie für Weiterbildung hegen. Folglich<br />

ist ihr Denken mit der Unternehmensentscheidung nicht kongruent; ein erhöhtes Spannungsmaß<br />

ist das Resultat. Für diese Theorie sprechen beispielsweise<br />

� eine hohe Rangvergabe für das Item "Sorge über Lernschwierigkeiten"<br />

� ein geringer Stellenwert der "Bildung" allgemein<br />

� eine negative Bewertung bisheriger Weiterbildungserfahrungen<br />

� eine verstärkte Tendenz zum Item "keine unmittelbare Notwendigkeit zur Weiterbildung"<br />

Sofern eine unmittelbare Notwendigkeit zur Weiterbildung zwar bezweifelt, aber diese letztlich<br />

dennoch absolviert wird, unterstreicht dies die Inkongruenz der gedanklichen Bildungshaltung<br />

mit dem realen Bildungsweg.<br />

Ferner lassen auch<br />

� ein Ausweg aus der Arbeitslosigkeit sowie<br />

� der Wunsch des Vorgesetzten und in der Folge<br />

� die Vermeidung eines drohenden Jobverlustes<br />

als Motivationsfaktoren eine unmittelbare Notsituation und nicht eine generelle Weiterbildungsaffinität<br />

erahnen.<br />

Der Wunsch des Vorgesetzten zeugt von einer Fremdinitiierung des Bildungsvorhabens; wir<br />

können in ihm ohne Zweifel eine spannungserhöhende Komponente entdecken. 305 In direkter<br />

Wiese folgt diesem Motivator die Sorge, den Schreibtisch räumen zu müssen. Eine signifikant<br />

höhere Anzahl an Teilnehmern der geschlossenen Kurse bekennt sich zur Angst um<br />

den eigenen Job und ist deshalb gewillt, die Weiterbildung in Kauf zu nehmen. Angesichts<br />

der höchst signifikanten positiven Korrelation dieses Items mit dem "Wunsch des Vorgesetzten"<br />

ist der Verdacht zu hegen, dass eine Weiterbildungsmaßnahme, sofern sie vom Chef<br />

veranlasst wurde, nicht nur deswegen besucht wird, um seinem Wunsch entsprechen, sondern<br />

weil - im Falle einer Weigerung - zumindest eine berufliche Verschlechterung, wenn<br />

nicht sogar ein Jobverlust befürchtet wird. Um genau diesen zu vermeiden, wird dem Unternehmenswunsch<br />

nachgekommen, selbst wenn dieser in der persönlichen Lebenslage ungelegen<br />

kommt.<br />

305<br />

Auch das statistische Verfahren der Diskriminanzanalyse (vgl. Abschnitt 6.2.2.1.2, S. 152 ff.) hat<br />

dieses Items als trennscharf und äußerst prognosefähig für eine a-priori-Clusterung erkannt.<br />

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