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kollektive Umdenkprozess bemerkbar - unbestritten wäre einem Bildungswunsch vor einigen<br />

Jahrzehnten nicht so ohne weiteres entsprochen worden. Heute wird hingegen danach getrachtet,<br />

im Kampf um Marktanteile durch geschultes Personal zu bestechen. So lobenswert<br />

diese Förderung der Mitarbeiter ist bzw. so sehr sie auch der Bildungsabsicht des Einzelnen<br />

entgegenkommen, mag sie auch problematische Effekte mit sich bringen. Diese sind vor<br />

allem dann gegeben, wenn sich zwischen unternehmerischem Bildungsplan und intrapersonalem<br />

Bildungsverständnis ein Widerspruch auftut. Dass das Fortbildungsverständnis gesellschaftlich<br />

gesehen weitgehend verankert ist, muss nämlich nicht heißen, dass jede einzelne<br />

Person für sich selbst von der Dringlichkeit von Weiterbildung überzeugt ist. Wird diese<br />

Person nun von ihrem Arbeitgeber beispielsweise zu einer Lehrgangsteilnahme aufgefordert,<br />

bedeutet dies eine Unstimmigkeit in ihrer Gedankenstruktur ("Inkonsistenz"), die wiederum<br />

emotionalen Stress ("Spannung") im Schlepptau hat. Evident ist somit die modelltheoretisch<br />

"kritische" Wirkung unternehmensinterner Bildungsentscheidungen, die außerdem durch<br />

diverse Erwartungshaltungen (positives Bestehen, bessere Erfüllung des Aufgabengebietes<br />

nach der Absolvierung, Verschlechterung der Position bei Verweigerung...) verstärkt wird.<br />

Genau genommen erhöht der unternehmerische Beschluss daher nicht nur die Wahrscheinlichkeit,<br />

Auslöser für eine Weiterbildungsinkonsistenz zu sein (bei freiwilligen, eigeninitiierten<br />

Bildungsmaßnahmen ist weit weniger davon auszugehen, dass die Entscheidung in Opposition<br />

zur eigenen Überzeugung steht), sondern trägt auch noch ein zweites spannungserzeugendes<br />

Element in sich, nämlich die impliziten Vorstellungen des Unternehmens an ihren<br />

Mitarbeiter, denen man entsprechen will/soll/muss.<br />

Während der Einfluss des Mikrofeldes "Beruf" mit einem gewissen Antagonismus behaftet<br />

ist, geht jener des Mikrofeldes "Familie" in eine eindeutige Richtung. Ganz klar scheint sich<br />

ein Eingriff insbesondere des Partners in die Entscheidungsfindung abzuzeichnen, wobei der<br />

Entschluss zur Bildungsteilnahme mit der Haltung des Partners korreliert. Mit anderen Worten:<br />

Beinahe alle Partner verstehen sich als bildungsaufgeschlossen und fördern diesbezügliche<br />

Interessen des Lebensgefährten. Umgekehrt kann diese Einwirkung auch dahingehend<br />

verstanden werden, dass sich nur vereinzelte Personen über eine Abneigung des Partners<br />

hinwegsetzen und trotz dessen Missbilligung ein Weiterbildungsvorhaben in Angriff nehmen.<br />

Ein Weiterbildungsentschluss setzt somit offenbar das Einverständnis bzw. die Bejahung<br />

beider Partner voraus. Eine Stellungnahme der Kinder ist vage abzuleiten, was aber alterstypischen<br />

Umständen zuzurechnen ist - in der Stichprobe betrug das Durchschnittsalter der<br />

Kinder ca. 12 Jahre. Nachdem das Alter des typischen Weiterbildungsteilnehmers allgemein<br />

gegen Ende 30 tendiert - die Familiengründung ist zu diesem Zeitpunkt meist schon erfolgt -<br />

kann dieser kinderspezifische Wert als repräsentativ angesehen werden. Die nur mäßige<br />

Einwirkung der Kinder auf die Weiterbildungsintention des Vaters/der Mutter ist daher verständlich.<br />

Abgesehen von negativen Haltungen der Partner, von der ich behaupte, dass sie die Bildungsteilnahme<br />

weitgehend verhindern, vermögen auch noch andere Faktoren den Weiterbildungsbeschluss<br />

zu beeinträchtigen. Entgegen der ursprünglichen Annahme scheinen finanzielle<br />

Engpässe nicht dazu zu zählen. Zwar wurden in der Befragung nur jene Personen<br />

erfasst, die bereits an einem Bildungsangebot teilnehmen (und es sich schlussendlich auch<br />

leisten konnten), allerdings weiß ich auch aus der täglichen Erfahrung Ähnliches zu berichten:<br />

Nur wenige Interessenten erkundigen sich überhaupt nach Rabattmöglichkeiten, Stipendien<br />

u.ä. Werden diese nicht gewährt, wird das Programm jedoch in den meisten Fällen<br />

trotzdem absolviert. Natürlich ist einzuwerfen, dass der Betrag, von dem in dieser Arbeit die<br />

Rede ist, mit ATS 78.000,-- noch unterhalb der "Schmerzgrenze" liegt, den man für Weiterbildung<br />

auszugeben bereit ist. In anderen Lehrgängen, deren Studiengebühr jenseits der<br />

300.000-Schilling-Grenze angesiedelt ist, ist der monetäre Aufwand sicherlich eher ein (hinderliches)<br />

Thema.<br />

Zumindest in den untersuchten Kursen liegt die Hauptproblematik in der zeitlichen Beengtheit,<br />

der man allein durch die Doppelbelastung von Beruf und Familie ausgesetzt ist. Die<br />

wachsenden Sport- und Freizeitmöglichkeiten und das Verlangen, an diesen teilzuhaben, tun<br />

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