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Demgemäß sprachen auch nur zwei Personen von einer "echten" Betreuungsänderung;<br />

hingegen wurde viermal explizit betont, es hätte sich keine Abweichung ergeben. Betrachtet<br />

man die Ergebnisse aus schriftlicher sowie mündlicher Befragung und kombiniert man diese<br />

mit dem Faktum, dass die studierenden Probanden überwiegend dem männlichen Geschlecht<br />

angehören (und vice versa die Partner weiblich sind), läuft eigentlich alles darauf<br />

hinaus, dass die Kinderbetreuung Sache der Frau ist und auch war - schon vor der Weiterbildung.<br />

Nur so ist es zu erklären, dass bei den vielen Kindern aufsichtspflichtigen Alters kein<br />

Eingriff bei der Betreuungssituation vonnöten war.<br />

Ich möchte kurz auf die Konsequenzen dieser Situation für die drei Beteiligten Kind, Teilnehmer<br />

und Partner eingehen:<br />

Für das Kind selbst ist diese Lösung, nämlich keine Änderung der Betreuung, die wohl beste<br />

und auch am leichtesten zu bewältigen. Wir können uns vorstellen, dass ein Einsatz von<br />

fremden Babysittern oder aber auch von Oma und Opa einen ungleich größeren Eingriff in<br />

das gewohnte Leben des Kindes darstellen würde als die (weiterhin) ausschließliche Betreuung<br />

durch die Eltern, vorzugsweise die Mutter. Nicht, dass das Kind nicht die Fähigkeit besäße,<br />

mit einer veränderten Betreuungssituation fertig zu werden, einfacher und angenehmer<br />

ist aber zweifelsohne das Beibehalten der vertrauten Lage.<br />

Auch für den Teilnehmer ist der Verlass auf die weibliche Betreuung überaus bequem. Ausgestattet<br />

mit der Gewissheit, die Kinder gut versorgt zu wissen durch seine Weiterbildung<br />

bzw. die vermehrte Abwesenheit keinen "Schaden" beim Kind zu verursachen, kann er sich -<br />

zumindest was die familiären Restriktionen betrifft - relativ beruhigt auf das<br />

Weiterbildungsvorhaben einlassen.<br />

Am kritischsten ist die Funktion der Frau und Partnerin als Hauptbetreuungsperson der<br />

Kinder für sie selbst zu sehen. So wunderschön diese Aufgabe unbestritten ist, so sehr behindert<br />

die alleinige Wahrnehmung der Erziehung den Werdegang. Ob jetzt die eigene Teilnahme<br />

an einem Weiterbildungsangebot oder aber auch ein verstärktes berufliches Engagement,<br />

überall hat die Frau ihre persönlichen Bestrebungen den familiären Gegebenheiten<br />

nachzustellen. Es ist schier unmöglich oder mit unverhältnismäßig hohem Aufwand verbunden,<br />

wollte eine Mutter von kleinen Kindern versuchen, z.B. eine Weiterbildung in Angriff zu<br />

nehmen. Bezeichnend ist die Aussage eines Teilnehmers, der die Frage "Und wenn Ihre<br />

Frau jetzt den Kurs gemacht hätte, wäre das ein Problem gewesen?" mit den Worten "Ja,<br />

das wäre eine Katastrophe gewesen. Weil die Kinder noch so klein sind. Das wäre nicht gegangen,<br />

das wäre.. ja, das wäre schlichtweg nicht gegangen." 438 antwortet. Ich möchte dem<br />

Teilnehmer, der übrigens stellvertretend für viele andere steht, keinesfalls böse Absichten in<br />

seiner selbstverständlichen Annahme, die Frau sei für die Kinder zuständig, unterstellen - im<br />

Gegenteil, ich meine, dass die Wertschätzung gegenüber der Frau und dem, was sie für die<br />

Entwicklung des Kindes leistet, durchaus vorhanden ist. Auch das grundsätzliche Zugeständnis<br />

an die Frau, die eigene Karriere u. a. auch durch Weiterbildung voranzutreiben, ist<br />

zu vernehmen - die Auffassung, eine Frau sei nur für "Haus und Hof" verantwortlich und habe<br />

keine beruflichen Ideale zu verfolgen, gilt mit Sicherheit auch unter den Befragungspersonen<br />

als überholt. Nichtsdestotrotz ist die Chancengleichheit von Mann und Frau bei der<br />

Realisierung beruflicher Vorhaben aufgrund ihrer Stellung in einem Familienverband auch in<br />

der heutigen Gesellschaft eine Illusion.<br />

Zu berücksichtigen ist noch, dass die untenstehenden Ergebnisse auf den Interviewparaphrasen<br />

der Teilnehmer beruhen und nicht der - eigentlich von der Kinderbetreuung betroffenen<br />

- Partner. Wir dürfen gespannt sein, ob deren Beurteilung etwa dem eben Gesagten<br />

entspricht oder ob hier eine divergierende Sichtweise zutage tritt.<br />

438 Ausschnitt aus dem Interview mit Code "Euwal"<br />

334

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