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1. Zum einen kann nicht jedes Fachwissen "theorielos", nur durch praktische Übungen,<br />

vermittelt werden (Steuerrecht, Buchhaltung etc.).<br />

2. Zum zweiten ist eine Seminarsituation immer eine "komplexitätsreduzierte" Situation; die<br />

Praxis hingegen viel umfassender, diffiziler und schneller (man hat oftmals keine Zeit für<br />

eine ruhige Analyse und Abwägen des Für und Wider!).<br />

3. Und ein dritter Problembereich, der sich wie ein roter Faden durch die Weiterbildungsgestaltung<br />

zu ziehen scheint, findet sich hier wieder ein: die Heterogenität der Studierenden.<br />

Denn was für den einen aus seinem täglichen Leben gegriffen ist, kann für den anderen<br />

ein abstrakte Situation darstellen.<br />

Der Transfer der erlernten Fähigkeiten in die Praxis, in die späteren "back-home-Situationen"<br />

(z.B. Anwenden einer Fremdsprache im Ausland, Übertragen der Konfliktfähigkeit in Alltagssituationen)<br />

ist angesichts dieser Schwierigkeiten verständlicherweise immer nur beschränkt<br />

möglich.<br />

Die Vorwurf des "mangelnden Praxisbezuges" wird die Erwachsenenbildung daher noch länger<br />

begleiten. Gefragt ist daher wieder die Bildungsinstitution, die zwar selbstverständlich<br />

danach zu trachten hat, die bestmögliche Weiterbildung zur Verfügung zu stellen. Darüber<br />

hinaus ist es aber zweckdienlich, die Studenten auf ihre Grenzen vorzubereiten. Gerade was<br />

die Forderung nach "Praxisbezug" betrifft, ist zu transportieren, dass ein 1:1-Transfer von<br />

Kurs auf die Lebenswelt des Einzelnen nur in Ausnahmefällen möglich ist (z.B. in einer Tutoriumssituation,<br />

in der individuelle Problemstellungen aufgearbeitet werden können, und<br />

selbst dann kann die Wirklichkeit noch Überraschungen bereithalten).<br />

Tatsache ist, dass eine Handlungsorientierung zwar angestrebt werden muss, um die Übertragung<br />

auf die eigene Wirklichkeit zu erleichtern. Letztlich kann man aber nur konstruierte<br />

Situationen üben und nicht die Praxis selbst. "Patentlösungen und -rezepte", wie sie immer<br />

wieder gefordert werden, gibt es nicht!<br />

9.1.2.4 Lernbegleitung<br />

Als primäre intrapersonale Stressfaktoren wurden von den Weiterbildungsteilnehmern<br />

� ein ungenügender Lernfortschritt<br />

� der Prüfungsdruck und<br />

� die Doppelbelastung mit dem Beruf<br />

identifiziert.<br />

Während der letzte Punkt eigentlich durch die auf Initiative des jeweiligen Unternehmens<br />

korrigiert werden bzw. seitens der Bildungsstätte bestenfalls durch Zeitmanagement-<br />

Seminare gemildert kann, liegt die Reduktion der ersten beiden Spannungselemente überwiegend<br />

im Einflussbereich der Bildungsstätte. Mit erstaunlich hoher Zustimmung (ca. die<br />

Hälfte der Teilnehmer) wurden der Lernprozess und die Erfordernis, sein Wissen in Prüfungssituationen<br />

unter Beweis stellen zu müssen, als Belastungsfaktoren benannt.<br />

Nur wenige Studenten schaffen es übrigens, im Verlauf der Weiterbildung mit diesen Stressverursachern<br />

besser zurecht zu kommen. Während die Neuorganisation des Alltages in zeitlicher<br />

Hinsicht immer besser in den Griff zu bekommen sind (sofern nicht zusätzliche Belastungen<br />

auftreten), erfolgt offensichtlich keine Anpassungsmaßnahme in psychischer Hinsicht.<br />

Sprich: Die Prüfungsangst ist am Ende des Lehrganges um kein bisschen weniger als<br />

am Beginn. Ohne diese Erkenntnis als empirisch gesichert ausgeben zu wollen (dazu wären<br />

umfangreiche psychologische Forschungen vonnöten), können wir den vorläufigen Schluss<br />

ziehen, dass Zeitmanagement unter normalen Umständen selbst erlernt oder aber auch erprobt<br />

wird, bis ein zielführender Zeitrhythmus gefunden wurde. Bei psychischer Bewältigung<br />

von Stresssituationen scheint alleinige Autodidaktik hingegen nicht zu funktionieren. Bildhaft<br />

ausgedrückt, bedeutet dies:<br />

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