2 management - School of International Business and ...

Simone Kauffeld
Bei der Durchführung qualitativer Befragungen bewegt sich der Interviewer stets in einem sehr
sensiblen Raum, da der Befragte zahlreiche Informationen preis gibt und in direktem Austausch
mit dem Interviewer steht, was zu Lasten der Anonymisierung geht. Bortz und Döring [2003]
weisen deshalb daraufhin, dass besonders Aspekte wie eine angemessene Dokumentation des
Interviews und der Datenschutz zu beachten sind.
Wie geht man nun bei der Auswertung qualitativer Daten vor? Prinzipiell können qualitative Da-
ten, z. B. aus einem qualitativen Interview, sowohl mittels der qualitativen Inhaltsanalyse als auch
mittels der quantitativen Inhaltsanalyse ausgewertet werden, um Zusammenhänge aufzudecken.
Die qualitative Inhaltsanalyse ist eine sozialwissenschaftliche Textanalysemethode, die in der
Tradition der Hermeneutik steht. Im Mittelpunkt steht das Verstehen und Interpretieren verba-
ler Aussagen und nicht deren numerisches Auszählen. Am bekanntesten ist die Qualitative In-
haltsanalyse nach Mayring [2002 2007], die eine Anleitung zum regelgeleiteten, intersubjektiv
nachvollziehbaren Durcharbeiten umfangreichen Textmaterials bietet [Bortz/Döring 2003]. Nach
Mayring [2002, S. 114] will die »Qualitative Inhaltsanalyse [will] Texte systematisch analysieren,
indem sie das Material schrittweise mit theoriegeleitet am Material entwickelten Kategoriensys-
temen bearbeitet«.
Die quantitative Inhaltsanalyse ist ein weitgefasster Überbegriff, für verschiedene Vorgehens-
weisen bei der Auswertung qualitativen Materials. In erster Linie geht es darum, eine inhaltliche
Struktur herauszuarbeiten, wofür meist Kategorisierungssysteme genutzt werden. Zum Beispiel
werden bei der Frequenzanalyse Textelemente klassifiziert und nach der Häufigkeit ihres Vor-
kommens ausgezählt. Zum Beispiel kann ausgezählt werden, wie häufig in einer Zeitung be-
stimmte Politiker genannt werden. Weitere Formen sind die Valenzanalyse, bei der beachtet wird,
inwieweit zentrale Themen (wie z.B. die neue Struktur im Unternehmen) im Interview positiv oder
negativ konnotiert sind, und die Kontingenzanalyse bei der ausgezählt wird, welche Sachverhalte
in Beziehung gesetzt werden (z.B. wird die anstehende Fusion häufiger mit Umstrukturierung als
mit Chance in Verbindung gebracht) [Bortz/Döring 2003].
3.2.4 BEOBACHTUNG
Jeder Mensch beobachtet täglich aufs Neue Phänomene in seiner Umwelt. Doch was ist Beob-
achtung eigentlich? Beobachtung ist:
– eine aktive, intensive Auseinandersetzung mit der Umwelt
– eine absichtliche, selektive Wahrnehmung
– ein durch planvolle Suchhaltung bestimmtes
– aktives sich Aneignen von Wirklichkeit
Insgesamt ist Beobachtung also mehr als bloße Wahrnehmung. Im Unterschied zur Alltagsbeob-
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