2 management - School of International Business and ...

539 Die Attraktivität von Unsicherheit
dischen Unternehmung unterscheidet. Hierbei kann, bedingt durch länderspezifische Ereignisse
im Heimatland der ausländischen Unternehmung, ebenso die »liability of foreignness« [Zaheer
1995, S. 341] zusätzlich verstärkt werden. Aktivitäten der Heimatlandregierung des ausländi-
schen Unternehmens , die im Gastland auf Widerstand treffen, werden beispielsweise auf das
ausländische Unternehmen im Gastland projiziert. Kulturelle Distanz schlägt sich dabei nicht nur
auf generelle Verhaltenserwartungen und Verhaltenseinstellungen nieder, sondern beeinflusst
auch die Akzeptanz von Produkten und Dienstleistungen [Brouthers 1995, S. 14].
Unterscheidet sich die Einstellung der Bevölkerung entscheidend von der Einstellung der Regie-
rung, beziehungsweise sieht sich die Bevölkerung durch diese nicht adäquat vertreten [Dunn,
1983, S. 141], kann daraus Gefahrenpotential in Form von sozialer Unsicherheit entstehen. Kol-
lektivereignisse wie Demonstrationen, soziale Unruhen oder Krawalle, sind Folge dieser Unsi-
cherheit und können Vorläufer von politischer und wirtschaftspolitischer Unsicherheit sein [Miller
1992, S. 315].
Der TV-Werbespot des Sportartikelherstellers Nike mit US-Basketball Star LeBron James in Chi-
na hat zu erheblichem Aufruhr geführt. In dem Spot kämpft LeBron James gegen Kung-Fu-Meis-
ter und Drachen und gewinnt diese Auseinandersetzung. Dies verletzte die chinesische Tradition
mit seinen kulturellen Symbolen und Werten in solchem Maße, dass die Werbung auf Drängen
vieler Fernsehzuschauer von der Regierung verboten wurde. Nike plazierte infolgedessen An-
zeigen in mehreren chinesischen Zeitungen, in denen sie sich bei der chinesischen Bevölkerung
entschuldigten.
Die Abbildung der Mohammed-Karikaturen in der dänischen Tageszeitung Jyllands-Posten wurde
zur Triebfeder weltweiter Demonstrationen, sozialer Unruhen und eines erheblichen Anstiegs so-
zialer Risiken in mehreren muslimisch geprägten Ländern. Die Karikaturen wurden Anfang 2006
zum Hauptthema des Freitagsgebets in vielen Moscheen und führten zu weltweiten Ereignissen.
Die dänische und norwegische Botschaft in Syrien wurde niedergebrannt, die dänische Botschaft
im Iran wurde attackiert und das dänische Generalkonsulat in Beirut wurde in Brand gesetzt [Jen-
sen, 2008, S. 278]. Dänische Unternehmen sahen sich aufgrund dieser Entwicklungen hohen
Risiken ausgesetzt und wurden in höchste Alarmbereitschaft versetzt, da sich der Unmut in der
Bevölkerung gegen dänische Institutionen im Allgemeinen zu richten schien. Der dänische Export
in den Nahen und Mittleren Osten sank binnen kürzester Zeit um 15,5%, was beispielsweise am
Boykott dänischer Milch in einigen Ländern lag [Harding 2006]. Aus dänischer Unternehmens-
sicht beliefen sich die Kosten des Karikaturenstreits nach einer ersten Berechnung auf 134 Mio. €
verglichen mit dem Vorjahreszeitraum [N. N. 2006].
Das US-Bergbauunternehmen Freeport McMoRan Copper & Gold Inc. betreibt in Papau, Indo-
nesien eine der größten Gold- und Kupferminen der Welt, beschäftigt 180.000 Mitarbeiter vor Ort
und gehört zu den größten Steuerzahlern Indonesiens [Bekefi/Epstein 2006]. Nach dem Bericht
der New York Times über Schmiergeldzahlungen des Unternehmens an lokale Polizeibehörden