02.02.2013 Aufrufe

2 management - School of International Business and ...

2 management - School of International Business and ...

2 management - School of International Business and ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

537 Die Attraktivität von Unsicherheit<br />

den Staat sein. Gerade in Entwicklungsländern kann etwa die Unsicherheit über verlässliche öf-<br />

fentliche Versorgung Unternehmen vor große Risiken und Probleme stellen [Miller 1992, S. 315].<br />

Einen »revolutionären« Kurs verfolgt der venezolanische Präsident Hugo Chavez, der ebenfalls<br />

nicht ohne Auswirkungen auf ausländische MNU blieb. Der strikte Nationalisierungskurs des Prä-<br />

sidenten führte in den vergangenen Jahren dazu, dass Firmen im Telekommunikations-, Metall-,<br />

Banken- und Ölsektor unter staatliche Kontrolle gebracht wurden. Zwar wurden meist Ausgleichs-<br />

zahlungen wie bei den Zementherstellern Holcim (Schweiz) und Lafarge (Frankreich) vereinbart,<br />

im Falle von Cemex (Mexiko) kam es jedoch zu keiner Einigung [Ackerman 2008, Peer 2008].<br />

Das mexikanische Unternehmen war bis dato größter Zementhersteller des L<strong>and</strong>es, Chavez war<br />

2008 aber der Meinung, dass der Wohnbau durch die nicht ausreichende Belieferung von Zement<br />

durch das Unternehmen gehemmt würde. Infolgedessen mussten alle ausländischen Zementun-<br />

ternehmen Anteile von mindestens 60% an den Staat übereignen. Während die Verh<strong>and</strong>lungen<br />

beim schweizer und französischen Konkurrenten abgeschlossen und eine Ausgleichszahlung<br />

vereinbart wurde, eskalierte die Situation im Fall Cemex. Die Firmenanlagen wurden nach Ablauf<br />

der Frist noch in der Nacht besetzt und durch den venezolanischen Staat enteignet. Der schwei-<br />

zer Konzern Holcim hatte die vereinbarte Entschädigungssumme 2009 noch immer nicht erhal-<br />

ten, woraufhin das zuständige Schiedsgericht bei der Weltbank in Washington D.C. angerufen<br />

wurde [Holcim 2009].<br />

Der deutsche Reifenhersteller Continental wollte im Rahmen eines Joint-Ventures mit dem Mos-<br />

kauer Reifenwerk seine Geschäftstätigkeit im russischen Markt nachhaltig stabilisieren und eine<br />

Produktionsstätte in Moskau errichten. Das Moskauer Stadtparlament verweigerte jedoch nach<br />

dreijährigen Verh<strong>and</strong>lungen die Genehmigung, sodass sich Continental 2004 aus dem Markt zu-<br />

rückzog. Nach Unternehmensangaben entst<strong>and</strong> durch die fehlgeschlagene Investition ein Verlust<br />

von ca. 30 Mio. € für Continental. Gleichzeitig wurde jedoch Michelin, dem größten Konkurrenten<br />

von Continental auf dem europäischen Markt, die Genehmigung für dasselbe Vorhaben erteilt.<br />

Ein Grund hierfür waren die <strong>of</strong>fenbar engeren Beziehungn des Unternehmens zu lokalen Ent-<br />

scheidungsträgern in der russischen Verwaltung [Holtbrügge/Puck 2009].<br />

Einerseits zeigen diese Beispiele, dass sich wirtschaftspolitische Unsicherheit negativ (Holcim,<br />

Cemex, Continental) auf Unternehmen auswirken können und unvorhersehbare Entscheidungen<br />

von Entscheidungsträgern im Gastl<strong>and</strong> dabei die Geschäftstätigkeit maßgeblich beeinflussen<br />

können. Andererseits kann diese Unsicherheit Effekte nach sich ziehen, die große Vorteile (Mi-<br />

chelin) für Unternehmen darstellen.<br />

2.3 MAKROÖKONOMISCHE UNSICHERHEIT<br />

Zusammen mit der ökonomischen Situation eines L<strong>and</strong>es, sind Unternehmungen auch mak-<br />

roökonomischer Unsicherheit ausgesetzt. Unsicherheit über konjunkturelle Veränderungen in-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!