Der Planfeststellungsbeschluss

Teil C - Entscheidungsgründe Planfeststellungsbeschluss
Ausbau Verkehrsflughafen Berlin-Schönefeld
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eine Außenwohnbereichsentschädigung festgesetzt wird (vgl. Abschnitt C.II.10.1.8.4.1
„Außenwohnbereiche“, ab Seite 660, im Abschnitt „Lärm“). Die Festlegung des Wertes für die Außenwohnbereichsentschädigung
orientiert sich an der Schwelle zur unzumutbaren Kommunikationsbeeinträchtigung
im Außenwohnbereich.
Grundsätzlich ist die Schutzbedürftigkeit von Freiflächen bei Grundstücken je nach Lage und bestimmungsgemäßer
Nutzung konkret festzustellen (Hofmann/Grabherr, Luftverkehrsgesetz, § 9,
Rn 95). Die vorliegende Nutzung (Betrieb eines Reiterhofs, insbesondere einer Reithalle für Reitunterricht
im Dressur- und Springreiten) wird durch die zu erwartende Lärmeinwirkung nicht erheblich
beeinträchtigt. Die Kommunikation zwischen Lehrer und Schüler ist auch bei einem Leq(3,Tag) von
65,4 dB(A) unter zumutbaren Bedingungen möglich. Sie unterscheidet sich insofern von der Kommunikation
im Außenwohnbereich, als ohnehin zumeist kurze Anweisungen gegeben werden und
größere Distanzen zu überwinden sind, was ein lauteres Sprechen erforderlich macht, als beispielsweise
bei einer Unterhaltung auf einer Terrasse. Durch die Geräuschpausen zwischen einzelnen
Überflügen ist es möglich, kurze Anweisungen störungsfrei zu übermitteln. Auch ist es zumutbar,
im Rahmen des Reitunterrichts ggf. ein geeignetes Sprachübermittlungssystem (Mikrophon,
Kopfhörer, drahtlose Übertragung) zu benutzen. Bei der Bewertung der Zumutbarkeit ist auch zu
berücksichtigen, dass sich der Betrieb (14) 1991 wissentlich in unmittelbarer Nähe eines bestehenden
Flughafens niedergelassen hat und damit Belästigungen durch Fluglärm in Kauf genommen
hat.
Ein Entschädigungsanspruch besteht daher nicht. Die Beeinträchtigung des Reitunterrichts von
Herrn (12) durch belästigenden Lärm wird in die Abwägung eingestellt.
Die Pferdezucht wird durch den ausgebauten Flughafen voraussichtlich nicht beeinträchtigt. Durch
einschlägige Untersuchungen ist belegt, dass als Folge des Fluglärms weder Aborte, noch Veränderungen
der Hormonparameter zu befürchten sind, die so weit gehen, dass die Stabilität der
Trächtigkeit vermindert wird 255 . Auch die Pferdehaltung für einen Reiterhof, sowie das Ausreiten
wird durch die zu erwartenden Geräuschimmissionen des Flughafens voraussichtlich nicht erheblich
beeinträchtigt. Zwar reagierten die Tiere ausweislich des Gutachtens in Untersuchungen mit Erschrecken
und Fluchtbewegungen. Unter extremen Verhältnissen mit starken akustischen und optischen
Reizen seien erhöhte Unfallrisiken mit Pferden nicht auszuschließen. Es gibt jedoch Hinweise
für eine Adaption der Tiere an die Überflüge 256 . Ausweislich des Gutachtens gibt es in weiteren
Untersuchungen Hinweise auf ein Gewöhnungsverhalten der Pferde an Überfliegungen. Freizeitpferde
reagierten weniger als Sportpferde.
Die Planfeststellungsbehörde geht deshalb davon aus, dass eine Gewöhnung der Pferde auch auf
dem Pferdehof eintritt - bzw. möglicherweise bereits eingetreten ist, da es schon durch den bestehenden
Flughafen zu Fluglärmeinwirkungen auf die Pferde kommt - und erhebliche Beeinträchtigungen
der Pferdehaltung und des Reitens durch das Vorhaben nicht zu erwarten sind.
255 Dissertation „Einfluss von Fluglärm auf die Trächtigkeit des Pferdes unter besonderer Berücksichtigung physiologischer
und endokrinologischer Faktoren“, Klaus-Jochen Krüger, Institut für Tierhygiene der Tierärztlichen Hochschule Hannover,
Hannover 1982
256 Dissertation „Untersuchungen über die Auswirkungen von Fluglärm auf endokrinologische und physiologische Parameter
bei in Paddoks gehaltenen tragenden Stuten“, Roland Erath, Institut für Tierhygiene der Tierärztlichen Hochschule Hannover,
Hannover 1984