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Der Planfeststellungsbeschluss

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<strong>Planfeststellungsbeschluss</strong> Teil C - Entscheidungsgründe<br />

Ausbau Verkehrsflughafen Berlin-Schönefeld<br />

44/1-6441/1/101 Seite 427 von 1171<br />

Mit Hilfe des Unfall-Wahrscheinlichkeitsmodells wird die Wahrscheinlichkeit ermittelt, mit welcher es in<br />

der Nähe des Flughafens zu einem Luftfahrzeugunfall kommt. Diese Wahrscheinlichkeit bestimmt sich<br />

aus der Unfallrate, d. h. der Anzahl der Unfälle, die pro Flugbewegung, differenziert nach Start- und<br />

Landung und Art der Flugzeuge, auftreten. Die Unfallwahrscheinlichkeit wird durch die Auswertung von<br />

Unfalldatenbanken ermittelt. Die Unfallwahrscheinlichkeit ist kein konstanter Faktor. Bedingt durch die<br />

kontinuierliche Steigerung der Sicherheit innerhalb der Luftfahrt nimmt die Unfallwahrscheinlichkeit im<br />

Laufe der Jahre langsam ab. Dieser Trend wird mit Hilfe einer statistischen Funktion in das Berechnungsverfahren<br />

integriert.<br />

Das Unfall-Verteilungsmodell beschreibt die lokale Verteilung der Luftfahrzeugunfälle in bezug auf die<br />

jeweilige Start- und Landebahn. Die Unfallwahrscheinlichkeit in dem Gebiet rund um den Flughafen ist<br />

nicht überall gleich groß. Sie ist in der Nähe der Start- und Landebahnen am größten und nimmt mit<br />

zunehmendem Abstand von den Bahnen ab. Ebenso verhält es sich mit den An- und Abflugrouten. Die<br />

Wahrscheinlichkeit, dass ein Luftfahrzeug in unmittelbarer Nähe der beflogenen Route verunglückt, ist<br />

höher als in größerer Entfernung von der jeweiligen Route. Auch die Unfallverteilung wird mit Hilfe einer<br />

Datenanalyse aus Unfalldatenbanken gewonnen. Das Ergebnis dieser Analyse ist eine Kombination<br />

von statistischen Funktionen, welche die Streuung der Unfallorte in Abhängigkeit von den Start- und<br />

Landebahnen sowie den An- und Abflugrouten angibt.<br />

Das Unfall-Folgenmodell ermöglicht die Ermittlung der Größe der Einwirkfläche und der Unfallfolgen am<br />

Unfallort. Die Größe der Einwirkfläche, das sog. Unfallfolgengebiet, ist insbesondere von der Geländebeschaffenheit<br />

und der Größe des Flugzeugs abhängig. Zur Berechnung des Unfallfolgengebietes wurde<br />

die Topographie in der Umgebung des Flughafens Berlin-Schönefeld in die Typen offenes Gelände,<br />

bebautes Gelände sowie Wald/Gewässer eingeteilt. Hinsichtlich der Größe des Unfallfolgengebietes<br />

wurde in Abhängigkeit von der Masse des verunglückten Flugzeuges bei offenem Gelände eine Fläche<br />

von 250 m² pro Tonne, bei bebautem Gelände eine Fläche von 150 m² pro Tonne und bei Wald/Wasser<br />

eine Fläche von 100 m² pro Tonne angesetzt. Für das Unfallfolgengebiet wird eine kreisförmige Fläche<br />

als repräsentativ angesehen. In bezug auf die Unfallfolgen wird davon ausgegangen, dass alle Personen,<br />

die sich in dem Unfallfolgengebiet zum Zeitpunkt des Unfalles aufhalten, ausnahmslos zu Tode<br />

kommen. Die ermittelten externen Risikowerte stellen somit ein „worst case“ Szenario dar.<br />

Im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung wurde von der<br />

TÜV Pfalz Anlagen und Betriebstechnik GmbH im Januar 2004 ein Methodenvergleich der verschiedenen<br />

o. g. Berechnungsverfahren vorgelegt. <strong>Der</strong> TÜV Pfalz kommt zusammenfassend zu dem Ergebnis,<br />

dass von den verschiedenen Methoden, die Eingang in den Methoden-Vergleich gefunden haben, die<br />

niederländische Methode und die Methode der GfL für eine standortbezogene Risikoermittlung am besten<br />

geeignet sind. Die Planfeststellungsbehörde schließt sich dieser Auffassung des TÜV Pfalz an. Die<br />

von Einwendern und Trägern öffentlicher Belange geäußerte Kritik in bezug auf die von der GfL durchgeführte<br />

Ermittlung des externen Risikos, wird zurückgewiesen.<br />

Wie aus den obenstehenden Erläuterungen des von der GfL verwendeten Berechnungsverfahren ersichtlich<br />

ist, werden zur Quantifizierung von Risiken in der Wissenschaft die Größen „Schadensmaß“<br />

sowie „Eintrittswahrscheinlichkeit“ eines unerwünschten Ereignisses verwendet. Die mehrdimensionale<br />

Größe „Risiko“ lässt in der Regel keine problemlose Vergleichbarkeit verschiedener Risiken zu, da insbesondere<br />

das Schadensmaß eine ganz erheblich Bandbreite aufweist. Das individuelle Todesrisiko<br />

hingegen entspricht direkt der Eintrittswahrscheinlichkeit, da das Schadensmaß konstant ist. Für individuelle<br />

Todesrisiken wird häufig der Bezugszeitraum von einem Jahr gewählt. Um das von der GfL errechnete<br />

externe Risiko in seiner Größe einordnen zu können, ist ein Vergleich mit anderen Risiken,<br />

denen Menschen in verschiedenen Lebenssituationen ausgesetzt sind oder sich selbst aussetzen, notwendig.<br />

Diese Risiken können grundsätzlich eingeteilt werden in freiwillig eingegangene Risiken wie der

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