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Der Planfeststellungsbeschluss

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Teil C - Entscheidungsgründe <strong>Planfeststellungsbeschluss</strong><br />

Ausbau Verkehrsflughafen Berlin-Schönefeld<br />

Seite 554 von 1171 44/1-6441/1/101<br />

Menschen ist das bisher nicht nachzuweisen. Auch die tatsächlich vorhandenen Unterschiede der<br />

Cortisol-Reaktionen mit dem Altern, insbesondere bei über 70-jährigen, sind noch unklar hinsichtlich<br />

ihrer pathogenen Bedeutung. 176<br />

Eine deutlich zu hohe oder zu niedrige Ausscheidung von Cortisol (Hyper- bzw. Hypocortisolismus)<br />

stellen ernste Krankheitsbilder dar (Cushing-Syndrom, Morbus Addison). Solche hohen Cortisol-<br />

Spiegel treten jedoch als belastungsbedingte Veränderungen nicht auf. Deshalb ist aus den Wirkungen<br />

solch hoher Cortisol-Spiegel nicht auf gleiche Effekte wie bei Niveauverschiebungen im<br />

Normbereich zu schließen.<br />

Die Interpretation, dass Lärm zu Cortisol-Erhöhungen und diese zu Krankheit führen, ist eine Betrachtungsweise,<br />

die zur Einseitigkeit in der Erkenntnisgewinnung geführt hat. Dies wird als 'linearkausaler<br />

Monopolismus' 177 , als 'Forschungsreduktionismus' oder 'paradigmatische Krise im Stressbereich'<br />

bezeichnet.<br />

Die psychoneuroimmunologischen Forschungen verdeutlichen ganz besonders, dass nicht eine<br />

einzelne Veränderung aus einem in seiner ganzen Komplexität erst wenig erfassten homöostatischen<br />

Netzwerk herausgerissen und interpretiert werden kann. In der Medizin ist insoweit ein<br />

Durchbruch zu verzeichnen, der eine gänzlich andere Herangehensweise der Interpretation belastungsbedingter<br />

Veränderungen zum Inhalt hat. 178 Von der Sichtweise nebeneinander und unabhängig<br />

voneinander funktionierender Systeme gehen der gegenwärtige Forschungsschwerpunkt und<br />

die weitere Entwicklung zu einer integrativen Sichtweise miteinander funktionierender Systeme aus.<br />

Zum anderen sind Katecholamin- oder Cortisol-Reaktionen sehr selten 'generalisiert', die verschiedenen<br />

Organe können sehr unterschiedlich auf den gleichen Stimulus reagieren, verschiedene Stimuli<br />

haben verschiedene Aktivationsmuster. Deshalb führt die simple Interpretation einzelner Parameter<br />

zu erheblich falschen Aussagen. 179 Es trifft nicht nur für die Bewertung der Folgen von<br />

Lärm zu, dass Risikobewertung die dynamischen und prozessorientierten Interaktionen zu berücksichtigen<br />

hat, sonst besteht unser Leben nur noch aus diskutierten, nicht mehr überschaubaren aber<br />

tatsächlich kaum vorhandenen Gefährdungen.<br />

Aus dem bisher Dargelegten und aus weiteren Untersuchungen ist zu schließen, dass der Parameter<br />

„Cortisol-Konzentration“ beim gegenwärtigen Stand der wissenschaftlichen Forschung und praktischen<br />

Erkenntnisse nicht zum entscheidenden Kriterium für die Festlegung einer Gesundheitsgefährdung<br />

durch Lärm herangezogen werden kann.<br />

176 Dodt, C., Kern, W., Born, J., Fehm, H.L. (1995): Alterseinflüsse auf die Regulation der ACTH- und Kortisolsekretion. In:<br />

Allolio B, et al, (eds): Nebenniere und Streß. Stuttgart: Schattauer Verlag, 1-8.<br />

177 Hennigsen, P. (1993): Psychoneuroimmunologische Forschung in der Psychosomatik. Psychosom. und Psychol. 43:<br />

348-355<br />

178 Solomon, G.F. (1993): Whith Psychoneuroimmunology? A New Era of Immunology. Psychosomatic Medicine and of<br />

Neuroscience. Brain Rev 7: 352-366.<br />

179 Hjemdahl zitiert bei Theorell, T. (1994): Current issuies relating to psychological concepts in cardiovascular epidemiology.<br />

Stress Medicine 10: 247-253.

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