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Der Planfeststellungsbeschluss

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<strong>Planfeststellungsbeschluss</strong> Teil C - Entscheidungsgründe<br />

Ausbau Verkehrsflughafen Berlin-Schönefeld<br />

44/1-6441/1/101 Seite 541 von 1171<br />

zu Hause eine mittlere Pegeldifferenz von 28 dB(A) bei geschlossenen, von 18 dB(A) bei gekippten und<br />

von 13,5 dB(A) bei vollständig geöffneten Fenstern zwischen Außenpegeln und Innenpegeln am Ohr<br />

des Schläfers gemessen 148 . Auch die Autoren der Fluglärmsynopse, der SRU und das BMU gehen von<br />

einer Dämmwirkung bei gekipptem Fenster von 15 dB(A) aus. Im Rahmen des Mediationsverfahrens<br />

zum Ausbau des Flughafens Frankfurt wurde ebenfalls eine Differenz von 15 dB(A) angenommen,<br />

nicht, wie in manchen Einwendungen aufgeführt, von 10 dB(A). Die Planfeststellungsbehörde hält eine<br />

Schallpegeldifferenz zwischen außen und innen bei gekipptem Fenster von 15 dB(A) für sachgerecht<br />

(vgl. Abschnitt C.II.10.1.4.2 „Ermittlung der Fluglärmbelastung, Einwendungen“, ab Seite 593).<br />

Auch in der Untersuchung der DLR ist die Aufwachwahrscheinlichkeit, d. h. der Wechsel in das Schlafstadium<br />

S1 oder Wachzustand, von der Kombination Häufigkeit und Maximalpegel abhängig. Die ersten<br />

mitgeteilten Ergebnisse des Projektes „Leiser Flugverkehr“ zeigen einen erheblichen Unterschied der<br />

Wirkungen von Lärm in den üblichen Wohnbereichen gegenüber Laboruntersuchungen, die bisher in<br />

der Lärmwirkungsforschung hauptsächlich für die Ableitung von Begrenzungswerten verwendet wurden.<br />

Insoweit werden frühere Untersuchungen bestätigt. 149 So zeigten sich im Labor Aufwachwahrscheinlichkeiten<br />

bei Maximalpegeln von 45 dB(A) und 80 dB(A) von 13,3 % bzw. 71,5 %, im Feld (im Schlafzimmer)<br />

bei Maximalpegeln von 27,1 dB(A) und 73,2 dB(A) dagegen Aufwachwahrscheinlichkeiten von<br />

7,7 % bzw. 18,4 %. In der normalen Wohnumgebung verläuft die Beziehung von Aufwachwahrscheinlichkeit<br />

und auch anderen Wirkungen des Lärms zu den einwirkenden Schallpegeln erheblich flacher.<br />

Dies unterstreicht die erheblichen Gewöhnungsprozesse, die in gewohnten häuslichen Umgebungen<br />

ablaufen, weshalb auch der Nachweis von langfristigen Wirkungen schwierig ist. In dem DLR-Projekt<br />

„Leiser Flugverkehr“ wird von einem Hintergrundpegel mit 27,1 dB(A) ausgegangen, was dem in der<br />

Feldstudie gefundenen Median entspricht. Bei Maximalpegeln von 27,1 dB(A) wurde trotzdem eine<br />

Aufwachwahrscheinlichkeit von 7,7 % gefunden, die bei 40 dB(A) bei ungefähr 9 % liegt, bei 60 dB liegt<br />

diese etwa zwischen 13 % und 14 %. Bei Maximalpegeln oberhalb von rund 33 dB(A) am Ohr des<br />

Schläfers überschreitet die unter Fluglärm beobachtete Aufwachwahrscheinlichkeit die spontane Aufwachwahrscheinlichkeit<br />

ohne Fluglärmeinwirkung. Zur Vermeidung einer zusätzlichen, durch Fluglärm<br />

bedingten Aufwachreaktion wären im Labor noch 13 Überflüge mit einem Lmax von 50 dB(A) oder auch 4<br />

Ereignisse mit einem Lmax bis zu 80 dB(A) zulässig. In den Felduntersuchungen liegen die Aufwachschwellenwerte,<br />

wie die Untersuchung der DLR zeigt, deutlich höher, 29 Überflüge mit einem Lmax von<br />

50 dB(A), 17 Überflüge mit 60 dB(A) oder 11 Überflüge mit 70 dB(A) führen zu genau einer fluglärmbedingten<br />

zusätzlichen Aufwachreaktion. Bei hohen Maximalpegeln (65 - 80 dB(A)) besteht die Gefahr,<br />

dass die Aufwachdauer nach einer spontanen Aufwachreaktion durch Fluglärmeinwirkungen verlängert<br />

wird, die Gefahr einer erinnerbaren Aufwachreaktionen und damit einer Schlafstörung steigt an. Das<br />

Wachbewusstsein setzt erst bei Aufwachreaktionen mit einer Dauer von mindestens vier Minuten ein.<br />

An diese Wachphasen erinnert sich dann der Betroffene am nächsten Tag und bestimmt seine Einschätzung<br />

zur Schlafqualität und -quantität. Schlaftiefenwechsel und Arousals (kurze EEG- und EMG-<br />

Aktivierungen) werden dagegen nicht erinnert. Ferner zeigt die Studie, dass Fluggeräusche in der zweiten<br />

Nachthälfte aufgrund der längeren spontanen Aufwachdauer mit einer etwas höheren Wahrscheinlichkeit<br />

im Wachzustand erlebt werden als in der ersten Nachthälfte. Das verminderte Schlafbedürfnis in<br />

den Morgenstunden führt zu niedrigen Weckschwellen und zu Einschlafstörungen, die durch Flugge-<br />

148 Basner et al. (2004)<br />

149 Pearsons, K.S., Barber D.S., Tabachnick B.G., Fidell, S. (1995): Predicting noise-induced sleep disturbance. Journal of<br />

the Acoustical Society of America 97(1): 331-338.<br />

Hume, K., Whitehead, C. (2003): Sleep disturbance due to introduced aircraft noise. In: de Jong, R.G., Houtgast, T.,<br />

Franssen, E.A.M., Hofman, W. (Editors): Proceedings of the 8th International Congress on Noise as a Public Health<br />

Problem: 199-200.

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