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Der Planfeststellungsbeschluss

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<strong>Planfeststellungsbeschluss</strong> Teil B - Sachverhalt<br />

Ausbau Verkehrsflughafen Berlin-Schönefeld<br />

44/1-6441/1/101 Seite 205 von 1171<br />

B Sachverhalt<br />

I Geschichte des Verkehrsflughafens Berlin-Schönefeld 1934 bis 2004<br />

1 Werksflugplatz der Henschel-Flugzeugwerke AG (1934 bis 1945)<br />

Die Geschichte des heutigen Verkehrsflughafens Berlin-Schönefeld als Flugplatz begann 1934 als<br />

Werksflugplatz der Henschel Flugzeugwerke AG. Die 1848 in Kassel gegründete Lokomotivfabrik Henschel<br />

& Sohn AG, die im Laufe des 19. Jahrhunderts zu einer der größten Lokomotivhersteller Europas<br />

geworden war, erweiterte ständig ihr Fabrikationsprogramm, u. a. um die Herstellung von Lastkraftwagen<br />

und Werkzeugmaschinen. Als 1931 die Junkers-Flugzeugwerke in eine wirtschaftliche Krise gerieten,<br />

wollte Oskar Henschel sich auch im Flugzeugbau engagieren und beabsichtigte die Übernahme der<br />

Junkers-Werke. 1 Er strebte eine Diversifizierung im Verkehrssektor „zu Lande, zu Wasser und in der<br />

Luft“ an. Aufgrund der niedrigen Luftfahrtetats im Reichsverkehrsministerium wurde den Unternehmen,<br />

die sich in der Luftfahrt engagieren wollten, signalisiert, dass sie ein „Eintrittsbillett“ in Form der Beteiligung<br />

an einem existierenden Flugzeugbauunternehmen bräuchten, um Staatsaufträge zu erhalten. 2<br />

Nachdem Bemühungen, Anteile an den Firmen Arado, Focke-Wulf und Albatros zu erwerben, gescheitert<br />

waren, entschloss sich Oskar Henschel: „Henschel marschiert allein. ... unabhängig von weiteren<br />

Verhandlungen mit anderen Firmen („Eintrittsbillett“) den Flugzeugbau unter allen Umständen aufzunehmen,<br />

gleichgültig ob im Anfang Reichsaufträge erteilt werden oder nicht. Es soll sofort nach mietbaren<br />

Räumen an den Berliner Flugplätzen gesucht werden“. 3 Hintergrund der Entscheidung war, dass<br />

das neue Unternehmen unter dem besonderen Schutz Hermann Görings stand, der durch die Aufnahme<br />

des Rechtsanwalts Paul Wenzel, eines Kameraden Görings aus dem Jagdgeschwader 1, in das<br />

Unternehmen zum Ausdruck gebracht wurde. Diese staatliche Herrschaftsausübung durch Vasallentum<br />

war die Grundlage der Beziehungen zwischen der staatlichen Luftfahrtpolitik und der Luftfahrtindustrie<br />

im Dritten Reich. 4<br />

Am 30. März 1933 wurden die Henschel Flugzeugwerke AG mit einem Stammkapital von 500.000<br />

Reichsmark gegründet und mietete zunächst Räumlichkeiten am Flugplatz Berlin-Johannisthal an. 5 Im<br />

Juli 1934 entschied sich Direktor Hormel nach der Untersuchung von 19 möglichen Standorten für<br />

Schönefeld/Diepensee. Am 10. Oktober 1934 unterzeichneten Adolf Hitler und Herrmann Göring die<br />

Zulässigkeitserklärung für die Enteignung und Errichtung einer Flugzeugfabrik; am 13. Oktober 1934<br />

wurde die Freistellung von baupolizeilichen Genehmigungen erteilt und zwei Tage später erfolgte der<br />

erste Spatenstich. 6 Die Enteignungsverfügung wurde am 17. Mai 1935 von Adolf Hitler unterzeichnet. 7<br />

Bereits am 5. Mai 1935 begann die Flugzeugproduktion in der ersten neu errichteten Montagehalle. 8<br />

1 Nowarra, Heinz J. (1993a): Die deutsche Luftrüstung. Band 3: Flugzeugtypen Henschel - Messerschmidt, Bernard &<br />

Graefe Verlag, Koblenz, S. 17.<br />

2 Budraß, Lutz (1998): Flugzeugindustrie und Luftrüstung in Deutschland 1918 - 1945, Droste Verlag GmbH, Düsseldorf,<br />

S. 299, 301.<br />

3 Monatsberichte der Henschel Flugzeugwerke GmbH, 28. Februar 1933, Flughafen Berlin Schönfeld GmbH Büro für<br />

Luftfahrtgeschichte.<br />

4 Budraß (1998), S. 303.<br />

5 Monatsberichte der Henschel Flugzeugwerke GmbH, März, Mai 1933, Flughafen Berlin Schönfeld GmbH Büro für Luftfahrtgeschichte.<br />

6 Monatsberichte der Henschel Flugzeugwerke GmbH, März, Oktober 1934, Flughafen Berlin Schönfeld GmbH Büro für<br />

Luftfahrtgeschichte.

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