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Der Planfeststellungsbeschluss

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<strong>Planfeststellungsbeschluss</strong> Teil C - Entscheidungsgründe<br />

Ausbau Verkehrsflughafen Berlin-Schönefeld<br />

44/1-6441/1/101 Seite 727 von 1171<br />

von 1.600 Kilogramm pro Minute sowie einer unterstellten Verteilungsbreite von einem Kilometer errechnet<br />

sich eine Verdünnung des abgelassenen Treibstoffs auf 0,21 Gramm je Quadratmeter. <strong>Der</strong><br />

weitaus größte Teil des Nebels sinkt jedoch nicht zu Boden, sondern verdunstet noch in den höheren<br />

Luftschichten und verbleibt in der Atmosphäre, bis er durch die Strahlungsenergie der Sonne in Wasser<br />

und Kohlendioxid umgewandelt wird. Bei einem Treibstoffschnellablass in der Mindestflughöhe von<br />

1.500 Metern, bei Windstille und einer Bodentemperatur von 15° Celsius sind es rechnerisch ca. 8 %<br />

der insgesamt abgelassenen Treibstoffmenge, die den Erdboden erreicht. Damit lässt sich eine theoretische<br />

Bodenbelastung von 0,02 Gramm Kerosin pro Quadratmeter ermitteln.<br />

Die bei dieser modellhaften Betrachtung vorausgesetzte völlige Windstille ist unter realen Bedingungen<br />

allerdings äußerst unwahrscheinlich. Bereits geringe Luftbewegungen und die damit verbundene<br />

Durchmischung der Luft bewirken, dass der freigesetzte Treibstoff praktisch vollständig verdampft, ehe<br />

er den Boden erreichen kann. In den vergangenen Jahren wurden verschiedentlich Messungen vorgenommen,<br />

um zu ermitteln, ob und - wenn ja - in welchen Mengen nach Treibstoffschnellablässen Kerosinbestandteile<br />

am Boden ankommen. Trotz des Einsatzes empfindlicher Analyseverfahren konnten<br />

bisher keine Anhaltspunkte für eine Kontamination des Bodens oder von Pflanzen durch Kerosin nach<br />

Treibstoffschnellablässen erbracht werden.<br />

Treibstoffschnellablässe finden erfahrungsgemäß nur sehr selten statt. Seitens des Bundesministeriums<br />

für Verkehr, Bau und Wohnungswesen werden die über der Bundesrepublik aufgetretenen Fälle von<br />

Treibstoffschnellablass statistisch erfasst. Die aktuelle Statistik für das zweite Halbjahr 2003 weist insgesamt<br />

15 Fälle von Treibstoffschnellablass aus. In diesen 15 Fällen sind 7 Fälle von Treibstoffschnellablass<br />

durch militärische Flugzeuge enthalten.<br />

Seitens der Einwender wird vielfach die Vermutung geäußert, dass Flugzeuge nicht nur in Notfällen<br />

sondern auch im Normalflugbetrieb während des Landeanflugs Treibstoff ablassen. Wie oben dargelegt,<br />

wird sogenanntes „fuel dumping" (Treibstoffablass) jedoch nur in seltenen Notfällen und in großer<br />

Höhe über unbewohntem oder dünn besiedeltem Gebiet praktiziert.<br />

Die in zahlreichen Einwendungen erhobene Forderung nach Festsetzung von Lufträumen für den Treibstoffschnellablass<br />

kann nicht nachgekommen werden. Abgesehen von der Tatsache, dass die Planfeststellungsbehörde<br />

zur Festsetzung solcher Lufträume gar nicht befugt wäre, ist eine starre Festsetzung<br />

von Lufträumen nicht sinnvoll, da jedem Treibstoffschnellablass ein Notfall zugrunde liegt und Notfälle<br />

grundsätzlich eine individuelle, dem jeweiligen Einzelfall angepasste Reaktion erfordern, um potentielle<br />

Schäden so gering wie möglich zu halten.<br />

In zahlreichen Einwendungen wird die Befürchtung geäußert, dass Treibstoffschnellablässe zu einer<br />

Kontamination des Bodens und von Pflanzen sowie zu Gesundheitsbeeinträchtigungen führen. Wie<br />

oben dargelegt, führen Treibstoffschnellablässe nicht zu den von den Einwendern befürchteten Beeinträchtigungen.<br />

Darüber hinaus wird eingewendet, es sei beobachtet worden, dass ein Flugzeug im Landeanflug Treibstoff<br />

abgelassen habe. Bei diesen Beobachtungen handelt es sich nicht um Treibstoffablässe. Die optisch<br />

erkennbaren „Fahnen“ an den äußeren Enden der Tragflächen bestehen aus Wasserdampf. Die<br />

Ursache ist Kondensation. Sie entsteht durch den Ausgleich zwischen Überdruck an der Unterseite der<br />

Tragfläche und Unterdruck auf der Oberseite. Wie bei anderen meteorologischen und physikalischen<br />

Ereignissen stellt sich entsprechend dem Gesetz vom Gleichgewicht der Kräfte an den Tragflächenenden<br />

ein Druckausgleich ein. Dadurch kommt es zu einem Temperaturabfall und die "Relative Feuchte"<br />

erreicht gelegentlich 100 Prozent. Die Folge ist die Kondensation, wodurch die oben erwähnte Wasserdampffahne<br />

entsteht. Dieser Effekt wird häufig mit „fuel dumping“ verwechselt.

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