Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel - The Ludwig von Mises ...

462 Sechstes Kapitel.
ausgefolgten Stiicke inlandischen Geldes erwachsen wiirde.
Die Bank ist daher in der Lage, fiir die Goldkurantmiinzen
jener Staaten, in die voraussichtlich in Zukunft einmal ein
Goldexport stattfinden wird, hohere Preise zu bewilligen, als
ihrem Feingehalte entsprechend ware \
Man kann alle diese Mafiregeln am besten dadurch
charakterisieren, dafi man sie als Waffe gegen die von den
auslandischen Banken gepflogene Anwendung von Pramienpolitik
und verwandten Mitteln bezeichnet. Sucht die Bank
des Landes A den oberen Goldpunkt fiir die Ausfuhr von
A nach B hinaufzuverlegen, so trachtet die Bank des Landes
B ihn tiefer zu verlegen. Gibt man in A nur abgeniitzte
Miinzen zu Exportzwecken ab, dann wird der damit verfolgte
Zweck illusorisch, wenn in B fiir Miinzen des Landes A ein
den Goldgehalt iibersteigender Preis bezahlt wird. Es ist
sehr wahrscheinlich, dafi Mittel und Gegenmittel sich gegenseitig
zum grofiten Teile kompensieren, so dafi die Erweiterung
des Abstandes zwischen den Goldpunkten, die sonst durch
das Eingreifen der Banken hatte eintreten miissen, vermieden
wird.
§ 7. Im Deutschen Keiche, wo im freien Verkehr verhaltnismafiig
sehr viel Gold umlauft, tritt in den letzten
Jahren immer starker das Bestreben hervor, durch Ausdehnung
des Scheck- und Giroverkehres Gold aus der Zirkulation
zu ziehen und in die Kassen der Reichsbank zu leiten.
Der Zweck, den diese Propaganda verfolgt, wird in einem
Rundschreiben der Altesten der Kaufmannschaft von Berlin
vom 2. Mai 1907 in nachstehender Weise gekennzeichnet:
Die Ursachen, auf die der hohe Zinsfufi in Deutschland
zuriickzufuhren ist, wurzeln zum Teil in dem Umstande,
dafi die deutsche Bevolkerung mehr als diejenige anderer
Lander sich zur Leistung der im geschaftlichen und aufiergeschaftlichen
Verkehr vorkommenden Zahlungen der baren
1 Vgl. Koch a a. 0. S. 79ff.; Hertz a. a. 0. S. 521; Spitzmiiller,
Art. ,,Valutareform und Wahrungsgesetzgebung" im Osterreichisehen
Staatsworterbuche. II. Auflage, II. Bd. S. 300.