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rmweltgutachten 2012 - Zukunftsweisende Förderung von ...

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Einschränkungen der Konsumentensouveränität, die in Deutschland bereits Realität sind,<br />

werden deshalb gesellschaftlich akzeptiert und gefordert, weil dadurch das Wohlbefinden,<br />

die Gesundheit oder Sicherheit Dritter geschützt werden – dazu zählen etwa weite Teile des<br />

Umweltrechts oder auch das Rauchverbot in öffentlichen Einrichtungen. Zudem hat sich die<br />

Bundesregierung im Rahmen internationaler Abkommen (u. a. Übereinkommen über die<br />

biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity – CBD) und UN<br />

Klimarahmenkonvention (United Nations Framework Convention on Climate Change –<br />

UNFCCC) sowie ihre jeweiligen Folgeabkommen) zum Schutz globaler Gemeingüter, die<br />

durch den nationalen Lebensmittelkonsum mittelbar beeinträchtigt werden, verpflichtet.<br />

199. Dabei ist für die Problemstruktur umweltfreundlichen Konsums charakteristisch, dass<br />

(Umwelt-)Schäden für die Allgemeinheit durch das Verhalten vieler einzelner Konsumenten<br />

entstehen (BELZ und BILHARZ 2005, S. 22) und sich Betroffene und Verursacher selten<br />

direkt gegenüberstehen. Zudem können Ursache und Wirkung zeitlich und geografisch<br />

auseinanderfallen – die Kosten <strong>von</strong> Umweltschäden werden häufig erst zeitverzögert spürbar<br />

oder sie treffen vor allem Menschen in anderen Regionen der Welt. Dadurch erhält die<br />

Problematik umweltfreundlichen Konsums die Struktur eines Allmendeproblems bzw.<br />

Gefangenendilemmas: für den Einzelnen entsteht ein Anreiz, sich nicht umweltfreundlich zu<br />

verhalten (ERNST 2010), solange keine Arrangements getroffen wurden, die sicherstellen,<br />

dass alle „Mitspieler“ sich an bestimmte Regeln halten und Regelverletzer bestraft werden.<br />

Insgesamt können also die kurzfristigen individuellen und die langfristigen kollektiven<br />

Interessen beim Konsumverhalten deutlich auseinanderklaffen. Entsprechend ist nicht damit<br />

zu rechnen, dass Einzelne in erheblichem Umfang ohne die entsprechenden<br />

gesellschaftlichen Rahmenbedingungen „<strong>von</strong> allein“ ein nachhaltiges Konsumverhalten<br />

entwickeln („sustainability does not come naturally“, DAWKINS 2001).<br />

200. Ein elementarer Bestandteil dieser Rahmenbedingungen ist die Preisstruktur der<br />

Lebensmittel, die ein möglichst vollständiges Bild der Kosten widerspiegeln soll, um eine<br />

gesamtwirtschaftlich optimale Lenkungswirkung zu entfalten. Würden beispielsweise sowohl<br />

bei der Fleisch- als auch bei der Getreideproduktion alle externen Kosten internalisiert, also<br />

vollständig der Produktion angelastet, lägen die Preise je Kalorie Fleischprodukt aufgrund<br />

ihrer verhältnismäßig hohen Umweltkosten im Vergleich zu Getreideprodukten höher (vgl.<br />

Kap. 3.2). Somit kann insgesamt da<strong>von</strong> ausgegangen werden, dass eine Internalisierung<br />

externer Kosten den Konsum in umweltfreundlichere Bahnen lenken würde.<br />

Indem die Politik es unterlässt darauf hinzuarbeiten, dass Verbraucherpreise die externen<br />

ökologischen und sozialen Kosten der Produkte adäquat widerspiegeln, trägt sie dazu bei,<br />

dass die Preise und Preisrelationen die Kaufentscheidung verzerren. Vorhandene<br />

Präferenzen der Verbraucher für umweltverträglichere (oder fair gehandelte) Produkte<br />

könnten leichter wirksam werden, wenn die relativen Preise der Realisierung dieser<br />

Präferenzen nicht entgegenstehen würden (LERCH 2000, S. 177). Dies gilt insbesondere für<br />

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